Hagen. Hagener Einzelhändler sind sauer, viele verunsichert. Dürfen sie ihre Läden nun noch öffnen oder nicht? Wir haben bei der Stadt nachgefragt.

„Wir sind eine Kette mit 15 Schuhgeschäften in 15 Städten. Mein Chef hat das ganze Wochenende damit zugebracht, herauszufinden, in welchen Städten unsere Filialen öffnen dürfen und wo nicht“, sagt Gülöz Bulut, Filialleiterin im „Schuh House“ in der Volme-Galerie. Sie sei heute lediglich im Laden, um Ware anzunehmen, „Kunden dürfen wir ja jetzt nicht mehr reinlassen. Durch dieses Hin und Her steigt doch kein Mensch mehr durch.“

Mit ihrer Meinung steht Gülöz Bulut nicht alleine da, denn die Verunsicherung bei den Hagener Einzelhändlern ist groß. Dürfen sie ab dem heutigen Montag, 29. März, weiterhin nach dem „Click & Meet“-Prinzip Kunden im Laden bedienen oder müssen die Türen – wie vor dem 8. März – wieder geschlossen bleiben?

Kommunen entscheiden selbst

Hintergrund der Verwirrung ist die neue Corona-Schutzverordnung, die das Land NRW am Freitag, 26. März, auf den Weg gebracht hat, und die die zwischen Bund und Ländern vereinbarte Notbremse doch nicht 1:1 umsetzt.

Heißt: Auch in Hotspot-Kommunen mit hohem Inzidenzwert dürfen Bürger, wenn sie einen negativen Coronatest vorweisen, in Läden einkaufen. Ob die Notbremse – also das Zurück zu „Click & Collect“ – gezogen wird, entscheiden die Kommunen selbst.

Stadt Hagen hätte sich landesweite Regelung gewünscht

Da Hagen seit Tagen einen Inzidenzwert von über 200 hat, hat sich der Krisenstab der Stadt entschieden, auf die Testoption zu verzichten und ab dem heutigen Montag die Läden wieder geschlossen zu halten. „Unsere Entscheidung haben wir am Freitagnachmittag auch auf der Homepage der Stadt Hagen kommuniziert“, unterstreicht Sprecher Michael Kaub und fährt fort: „Wir hätten uns eine landesweite Regelung gewünscht und nicht solch einen Flickenteppich, wie es ihn nun gibt.“

Damit spielt Kaub auf umliegende Städte wie Dortmund an, in denen Bürger mit negativem Testergebnis in Einzelhandelsgeschäften einkaufen dürfen. „Das führt zum Shopping-Tourismus, der in der Pandemiezeit verhindert werden soll.“

Man wolle die Hagener Einzelhändler nicht benachteiligen, aber man setze auf die konsequente Einschränkung von Kontakten, so Michael Kaub.

Händler wollen nicht ewig warten

Auch Jochen Schleuter von „Mode und Pelz Wolff 1782“ ist den Zickzack-Kurs leid. „Aufgrund des hohen Inzidenzwertes in Hagen bin ich davon ausgegangen, dass wir nicht öffnen dürfen“, sagt der Einzelhändler. Schleuter rechnet damit, dass die meisten Leute in den kommenden Tagen darauf verzichten, zum Shoppen in die Nachbarstädte zu fahren, „ich glaube, der Aufwand mit Test im Vorfeld ist den meisten zu groß. Nach Ostern könnte sich das jedoch ändern. Wir Hagener Händler können auf jeden Fall nicht ewig warten, bis wir wieder öffnen dürfen.“ Schleuter hofft, dass zügig mehr zentral gelegene Testzentren eingerichtet werden.