Hagen-Mitte. Was Händler und Kunden in Hagen zum ersten Öffnungstag der Geschäfte sagen und wo sich am heutigen Montag lange Kundenschlangen gebildet haben.

„Haben Sie einen Termin? Nein? Dann darf ich Sie nicht reinlassen. Aber reservieren Sie doch einen Termin für morgen.“ Andrea Galuba brauchte an der Eingangstür eine laute Stimme, damit die Leute, die vor dem Laden in der Schlange standen, sie verstanden. Die Filialleiterin des C&A-Hauses in der Elberfelder Straße hatte kaum Zeit zum Durchatmen. Am ersten Tag, an dem ein Einkauf – wenn auch mit Einschränkungen – wieder möglich war, nahmen viele die Gelegenheit wahr, endlich wieder durch die Läden zu schlendern. „Heute geht bei uns nichts mehr“, so Andrea Galuba, „alle Termine, die wir für heute vergeben konnten, sind weg.“

Andrea Galuba, Filialleiterin bei C&A (links), kontrolliert bei einer Kundin den vereinbarten Termin.
Andrea Galuba, Filialleiterin bei C&A (links), kontrolliert bei einer Kundin den vereinbarten Termin. © Michael Kleinrensing

„Click and Meet“ heißt das Schlagwort, das bei einem landesweiten Corona-Inzidenzwert unter 100 den aufgrund der Pandemie wochenlang geschlossenen Geschäften die Möglichkeit einräumt, mit Terminvergabe ihre Türen zu öffnen. Jene, die sich ohne Termin in der Schlange vor C&A eingereiht hatten und weggeschickt wurden, waren enttäuscht, murrten etwas vor sich hin und schüttelten den Kopf, die anderen waren froh, den wie vorgeschrieben im Vorfeld vereinbarten 30- oder 60-minütigen Shopping-Termin wahrnehmen zu können.

Endlich wieder Kunden begrüßen

„Es ist zwar alles etwas stressig heute, aber es ist doch mega-geil, die Kunden endlich wieder begrüßen zu dürfen“, strahlte die C&A-Filialleiterin, die nach der derzeitigen Gesetzeslage einem Kunden pro 40 Quadratmeter Verkaufsfläche Einlass gewähren darf. „Wir dürfen also 60 Kunden pro Stunde reinlassen. Unsere Öffnungszeit haben wir von zuletzt 18 Uhr auf nun wieder 19 Uhr erweitert.“

Kaufhof-Kunden nehmen „Click and Meet“-Angebot an

Auch Peter Erb, Filial-Geschäftsführer im Kaufhof, war zufrieden, „das ,Click and Meet’-Angebot wird von den Kunden angenommen.“ Zwar seien einige Leute verunsichert darüber, ob denn auch in Hagen, also einer Stadt, in der der Inzidenzwert noch immer über 100 liegt, das Angebot gelte, doch seine Mitarbeiter würden die irritierten Leute gern darüber aufklären, dass der landesweite Wert im Falle von ,Click and Meet’ zugrunde gelegt werde. „Das Prinzip muss sich erst ‘rumsprechen. Unser Haus hat eine Verkaufsfläche von 11.000 Quadratmetern­, wir dürfen also etwa 250 Kunden zeitgleich reinlassen. Aber an die Zahl kommen wir vorerst wohl längst nicht ran.“

Und die Kaufhof-Kunden? „Die ersten, die wir um 9.30 Uhr reingelassen haben, haben sich einfach total gefreut“, unterstreicht Peter Erb.

Sechs Kunden kaufen fünf Paar Schuhe

Im Schuhgeschäft Rieker in der Volme-Galerie hängt ein Schild „Private Shopping“ im Schaufen­ster. Die Einkaufs-Bedingungen hier? Die gleichen wie bei „Click and Meet“. „Wir haben heute um 11 Uhr geöffnet und innerhalb von zwei Stunden sechs Termine vergeben“, so Daiva Sutkaitis. Die Verkäuferin strahlte: „Fünf Paar Schuhe­ haben wir an die sechs Kunden verkauft – das ist ein super Schnitt und echt toll, denn jeder Cent in der Kasse­ zählt.“ Was die Kunden gekauft haben? Helle, leichte Sneakers­ oder Übergangsschuhe.

In der Volme-Galerie hatten gestern nur wenige Läden geöffnet, in den Gängen waren kaum Besucher zu sichten.

In der benachbarten Rathaus-Galerie war hingegen mehr Betrieb. „Knapp die Hälfte unserer Geschäfte und Shops hat geöffnet“, so Center-Manager Christoph Höptner. „Für Ladenbetreiber wie für Kunden hört sich das derzeitige Prozedere sehr bürokratisch an, doch unterm Strich kann man sagen, dass es praktikabel ist. Erste Schritte zur Normalisierung sind gemacht.“

Zwei Kunden können im Dessous- und Unterwäschefachgeschäft Hunkemöller in der Rathaus-Galerie zeitgleich einkaufen.
Zwei Kunden können im Dessous- und Unterwäschefachgeschäft Hunkemöller in der Rathaus-Galerie zeitgleich einkaufen. © WP | Michael Kleinrensing

Im Dessous- und Unterwäschefachgeschäft Hunkemöller im Erdgeschoss der Rathaus-Galerie stand die Filialleiterin parat, um Kunden, die zwar keinen Termin vereinbart hatten, sich aber dennoch gern im Laden umschauen wollten, behilflich zu sein.

„Eine Kundin kann auch spontan hier im Eingang ein Kontaktformular ausfüllen, dann buchen wir direkt den Termin ein und sie kann, wenn nur eine weitere Kundin im Laden ist, sofort shoppen.“ Bis gestern Mittag waren allerdings nur zwei Kaufwillige im Hunckemöller-Laden, „einige Galerie-Besucher wussten wohl nicht, dass wir geöffnet haben. Sie wollen in ein paar Tagen wieder kommen“, erklärte die Filialleiterin.

Wie erleben Sie die Pandemie?

Die WESTFALENPOST macht den Corona-Check und fordert ihre Leser und Leserinnen auf, sich an der großen Umfrage zu beteiligen. Wir möchten wissen, wie Sie die Pandemie erleben. Welche direkten Auswirkungen hat das Covid-19-Virus auf Ihr Leben? Und welche Auswirkungen auf Ihre Familie? Hat sich durch Corona Ihre berufliche Situation verändert? Natürlich­ wollen wir von Ihnen auch wissen, wie zufrieden Sie mit dem Krisenmanagement der Behörden sind.

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und beantworten unter www.wp.de/Corona-Check unsere Fragen. Selbstverständlich werden wir das Stimmungsbild und die Ergebnisse mit lokalen Entscheidungsträgern diskutieren.

Schlangen vor Zara und Saturn

Längere Schlangen hatten sich hingegen vor dem Junge-Mode-Geschäft Zara und dem Elektronikanbieter Saturn gebildet. Eine junge Frau wartete ungeduldig vor Zara, „aber Hauptsache, ich komm’ überhaupt rein und kann mal wieder nach Lust und Laune Klamotten anprobieren“, freute sich Sarah.