Hagen. Was Matthias Hummer von Hummer Catering zu Gastronomie in Coronazeiten sagt und wie sich Hagener Wirte mühsam über Wasser halten.

Restaurants und Kneipen sind seit fast einem halben Jahr geschlossen, einige Gastronomen halten­ sich mit Abhol- oder Bringdiensten mehr schlecht als recht über Wasser. Der Beschluss, den Lockdown bis mindestens 18. April zu verlängern, bringt viele Wirte zur Verzweiflung, einige kehren der Gastronomie sogar den Rücken.

Der Würzburger

Matthias Hummer hat die Nase gestrichen voll. „Corona und Gastronomie – das passt einfach nicht zusammen“, sagt der Chef von Hummer Catering. Ihm, der etliche Jahre das Restaurant „Zum Würzburger“ selbst betrieben, es dann vor gut zwei Jahren verpachtet hat, ist die Lust am Gastrogewerbe vergangen. Das Traditionsgasthaus an der Feithstraße 91 ist somit nach 40 Jahren Geschichte.

Rückblick: Dimitrios (Dimi) Tzanis, Betreiber der Taverne „Filos“ in Wehringhausen, und sein Kompagnon Aco Nikolic, hatten das Restaurant „Zum Würzburger“ unter gleichem Namen 2019 übernommen. Kurz darauf gab es einen Kompagnonwechsel samt Differenzen. Im November 2020 musste das Gasthaus aufgrund der Pandemie schließen und hat seitdem auch nicht wieder geöffnet. Matthias Hummer, Besitzer des Gebäudes, hat sich nun entschieden, das Haus künftig anders zu nutzen. Die oberen Etagen werden zu zwei Wohnungen umgestaltet, das frühere Restaurant wird für gewerbliche Nutzung umgebaut. Auch den Biergarten hat Hummer schweren Herzens abgebaut, „den brauchen wir jetzt nicht mehr.“

Schirin Hartmann hat das „Café de Paris
Schirin Hartmann hat das „Café de Paris" übernommen, ihr Vater Gerhard (Gerd) Alberts unterstützt sie dabei. Beide hoffen, dass sie bald öffnen können. © WP | Michael Kleinrensing

Café de Paris

Deprimiert über die Lockdown-Verlängerung zeigt sich auch Gerhard (Gerd) Alberts; seine Tochter Shirin Hartmann ist Geschäftsführerin des „Café de Paris“ im Pavillon in der Elberfelder Straße 2a. Am 1. September hat die 29-Jährige das stadtbekannte Bistro von Rafael Gambietz übernommen, Anfang November war coronabedingt Schluss. „Wir waren uns sicher, dass wir am Montag, 22. März, zumindest unsere Außenfläche wieder in Betrieb nehmen könnten, so sah es die Coronaschutzverordnung ja vor“, sagt Gerd Alberts, der seine Tochter künftig im Bistro unterstützen will. Daraufhin habe er am letzten Wochenende die 170 Stühle und etliche Tische für den Biergarten geschrubbt und seine Tochter habe Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück geholt.

„Und jetzt? Wir dürfen noch immer nicht öffnen, haben provisorisch einen Bauzaun um unsere Außenfläche gezogen und wissen kaum, wie wir die 15.000 Euro an Fixkosten pro Monat stemmen­ sollen. Und wer weiß, wie lange der Lockdown noch anhält.“

Matteos Weinbar

„Langsam komme ich mir wie ein Saisonarbeiter vor“, sagt Matteo Erroi­, Betreiber der „Why not Wine Bar“. Ende Januar hat der 31-Jährige den schicken Gastrotreff in der Mittelstraße 4 eröffnet, sechs Wochen später musste er bis Mai coronabedingt wieder schließen. „Im Frühling sind wir total gut in den Tritt gekommen, haben eine kleine Terrasse vor der Weinbar errichtet, ich war total zufrieden.“

Im Oktober durfte er den Betrieb nur noch bis 23 Uhr öffnen. Matteo Erroi: „Aber an Wochenenden geht’s bei mir erst nachts richtig los, dann kommt Lounge-Feeling auf.“ Ab November mussten alle Gastrobetriebe komplett schließen.

Haben Anfang 2020 die „Why not Wine Bar
Haben Anfang 2020 die „Why not Wine Bar" in der Mittelstraße eröffnet: Geschäftsführer Matteo Erroi (rechts) und Luca Erroi. © Michael Kleinrensing

„Meinen hochwertigen Schinken und Käse hab’ ich an Familie und Freunde verteilt. Momentan biete ich Online-Wine-Tastings an“, sagt er und fügt an: „Alles ist besser als nichts zu tun. Das Geld wächst nicht im Garten.“

Baba’s Streetfood

Zwei Öffnungstage hatten wir“, sagt Fatih Zeytin. „Das sagt, glaube ich, eigentlich alles aus.“ Fatih Zeytin ist mit seinem Laden „Babas Streetfood“ im Cinestar-Komplex im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Und den Start hätte er sich wahrlich anders vorgestellt: „Wir haben natürlich viel Geld in Renovierung und Co. gesteckt, Personal eingestellt. Das muss man irgendwie alles wieder reinbekommen. Wir haben jetzt in der Coronazeit das Glück, dass wir noch einen zweiten Laden in Iserlohn betreiben, der den finanziellen Ausfall einigermaßen abfangen kann.“

Neue Pachtverträge werden kaum abgeschlossen

In der momentanen Situation haben es Vermieter von Restaurants oder Kneipen schwer, ihre von Wirten gekündigten Räumlichkeiten neu zu verpachten.

Aufgrund der Unsicherheiten rund um die Coronaschutzmaßnahmen werden kaum neue Verträge abgeschlossen.

„Momentan unterschreibt doch kaum ein vernünftiger Gastronom einen neuen Pachtvertrag. Das wäre doch Wahnsinn“, sagt Vermieter Matthias Hummer.

Der neue Hagener Gastro-Betrieb bieten weiterhin den Service an, dass Kunden ihre Bestellung abholen können – und liefern Bestellungen auch aus. „Die Angebote werden bislang von den Hagenern gut angenommen – und wir haben dafür jetzt extra eine eigene ,Baba’s Streetfood-App entwickelt, über die man bestellen kann, um den Vorgang zu vereinfachen.“

Trotzdem hofft natürlich auch Gastronom Fatih Zeytin, dass es schnell wieder losgeht. „Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass dieses Jahr nicht viel besser werden wird als letztes Jahr. Am Standort Hagen wollen wir aber auf jeden Fall festhalten. Wir lassen uns nicht unterkriegen!“