Hagen. 17 Jahre hat Rafael Gambietz das Kult-Bistro “Café de Paris“ geführt. Wer künftig in dem Pavillon in der Hagener City Regie führt.

Es scheint, als hätten sie sich gesucht und gefunden - Rafael Gambietz und die Familien Alberts und Hartmann. Rafael Gambietz ist stadtbekannter Gastronom - er hat fast 17 Jahre das Café de Paris in der Innenstadt geleitet, und Alberts und Hartmann sind Schaustellerfamilien seit Generationen.

"Wir haben das Café de Paris im Spätsommer von Rafael übernommen", sagt Gerhard (Gerd) Alberts. Der gebürtige Ostfriese, der lange mit seiner Frau in der Nähe von Köln gelebt hat und demnächst in die Nähe von Hagen zieht, wird - wenn nach der Coronakrise gastronomische Betriebe wieder öffnen dürfen - als Betriebsleiter der Mann vor Ort und das Mädchen für alles sein. Unterstützt wird er von seiner Frau Bettina. Und die gemeinsame Tochter Schirin ist offiziell Geschäftsführerin.

Schaustellerei und Gastronomie verbinden

Schirin Hartmann und ihr Mann Timo wollen künftig zweigleisig fahren, sprich Schaustellerei und Gastronomie verbinden. Gerd Alberts nickt: "Ja, schon vor drei, vier Jahren haben wir gemeinsam den Entschluss gefasst, uns ein zweites Standbein aufzubauen. Das Café de Paris erscheint uns dazu ideal."

Pavillon ist im Besitz der Stadt Hagen

Rückblick: Der Pavillon in der Elbefelder Straße 2a befinden sich seit Jahrzehnten im Besitz der Stadt Hagen, Pächter ist Bier Scheider, die Firma vermietet die Räumlichkeiten unter. Über etliche Jahre führte Helga Stein dort das "Bistro petit", dann firmierte der Pavillon zehn Jahre lang unter "Chez Anna", am 24. März 2004 übernahm Rafael Gambietz den Betrieb.

"Ich hab' vor knapp 17 Jahren komplett renoviert und die Bistro-Kneipe als Café de Paris neu eröffnet", sagt der 55-Jährige, der sich künftig anderen Aufgaben widmen möchte.

"Ich hab' schon als Schüler gekellnert. 40 Jahre Gastronomie sind genug", sagt Rafael Gambietz, betont jedoch, dass er sich gern an die zurückliegenden Jahre erinnert.

"Unsere Salsa-Abende vor ein paar Jahren waren legendär und haben Besucher aus dem ganzen Ruhrgebiet gelockt. Irgendwann war der Trend dann aber vorbei." Die Weinabende dienstags und donnerstags seien ebenfalls beliebt gewesen, "meine Zielgruppe war immer auch älteres Publikum."

Top-Umsätze an Weiberfastnacht und Rosenmontag

Die umsatzstärksten Abende bzw. Nächte seien stets Weiberfastnacht und Rosenmontag gewesen, "und in der Vorweihnachtszeit, wenn viele Menschen zum Weihnachtsmarkt in die City kamen, war bei mir auch immer die Hölle los." Und das nicht selten bis morgens um fünf.

Der Absprung sei ihm dennoch leicht gefallen, versichert Rafael Gambietz, "mit den Familien Alberts und Hartmann hat die Übergabe problemlos geklappt. Und sie haben auch mein langjähriges Personal übernommen."

Schirin Hartmann nickt, "wir haben niemanden vor die Tür gesetzt, insgesamt gehören acht Beschäftigte zu unserem Team."

Seit September am Start

Apropos Team - das ging am 1. September an den Start. "Den Namen Café de Paris haben wir natürlich übernommen, schließlich ist der Name Kult", sagt die 29-Jährige mit Überzeugung. Die ersten Wochen unter neuem Segel seien gut gelaufen, versichert Vater Gerd Alberts, "Rafaels Stammkunden sind auch zu uns gekommen, genau wie die festen Cliquen." Alberts lächelt und zählt auf: "Jeden ersten Mittwoch im Monat kommt die achtköpfige Mettbrötchentruppe, da kaufen wir im Vorfeld immer frisches Mett ein. Alle zwei Wochen trifft sich ein Damenkränzchen - die Frauen trinken am liebsten Baccardi-Orange. Und donnerstags rückt eine Zehn-Mann-Truppe, die sich ,Alibi-Kegler' nennt, an."

Wie alle Gastro-Betriebe wurde dann aber auch das Café de Paris Anfang November durch Corona ausgebremst und musste schließen. "Die Zwangspause haben wir genutzt, um den Betrieb innen etwas aufzufrischen", sagt Timo Hartmann. So wurden Fliesen getauscht und Türrahmen gestrichen. "Und draußen haben wir in der Vorweihnachtszeit einen Mandel- und Churros-Stand eröffnet."

Zur Erklärung: Die 67 Quadratmeter große Außenfläche Richtung Rathaus-Galerie, die zum Gastro-Betrieb gehört, durften die Schausteller nutzen, um dort einen Stand zu betreiben, "mit dem Ordnungsamt war alles geklärt", unterstreicht der 29-Jährige.

Biergarten mit 170 Plätzen

Der Biergarten in Richtung Peek & Cloppenburg ist 213 Quadratmeter groß und verfügt über 170 Außenplätze, im Café finden 46 Gäste Platz. "Wir werden auch künftig wie bisher bierbegleitende Speisen wie Baguettes anbieten", sagt Schirin Hartmann, "und nachmittags natürlich Kuchen."

Was sich die neuen Betreiberfamilien wünschen? "Dass wir spätestens Anfang Februar und dann auch ohne weitere Zwangsunterbrechungen wieder an den Start gehen können", sagt Gerd Alberts mit gebremstem Optimismus.

Weitere Infos:

Geplante Öffnungszeiten nach der Corona-Zwangspause: montags bis donnerstags 8 bis 22 Uhr, freitags und samstags 8 bis open end, sonntags 15 bis 22 Uhr.