Hagen. Obwohl der Wirtschaftsbetrieb Hagen seine Stämme per Lkw und Schiff versendet, herrscht bei der Holzverladung am Hauptbahnhof Hagen Hochbetrieb.

Die Borkenkäferplage in den heimischen Wäldern sorgt für Hochbetrieb am Hagener Güterbahnhof. An der Ladestelle in der Brinkstraße werden nach Angaben der DB Cargo pro Tag rund 900 Festmeter Holz umgeschlagen. „Das entspricht der Menge, die ein halber Zug aufnehmen kann“, so ein Sprecher des Unternehmens. Ein halber Zug besteht aus 13 Wagen und ist bei Einsatz der dort zumeist genutzten Waggon-Gattung 270 Meter lang.

Außer der DB Cargo, die alle nationalen und internationalen Aktivitäten der Deutschen Bahn im Schienengüterverkehr bündelt, sind an der Brinkstraße auch private Bahnbetreiber tätig. Sie alle profitieren von der Notlage der Fichtenbestände, die zwar hauptsächlich, aber nicht nur unter der rasanten Vermehrung der Borkenkäfer zu leiden haben.

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Auch die Trockenheit und Hitze der vergangenen Sommer haben den Bäumen zugesetzt und dafür gesorgt, dass der Harzfluss, der Holz und Runde normalerweise schützt, nicht mehr ausreichend funktioniert. Ohne oder mit wenig Harzfluss kann sich wiederum der Borkenkäfer austoben, bei einer gesunden Fichte würde er „eingeharzt“. Starke Stürme rauben den auf diese Weise geschwächten Bäumen weitere Kraft.

Dramatischer Preisverfall

DB Cargo fährt das Holz von Hagen aus hauptsächlich zu deutschen und österreichischen Sägewerken. Aus den städtischen Wäldern befindet sich kaum ein Baum darunter, denn der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) liefert sein Holz in der Regel an die Überseehäfen in Rotterdam und Antwerpen, von wo aus es in Containern nach China verschifft wird. Die Supermacht in Fernost hat enormen Rohstoffbedarf und nutzt die Fichtenstämme aus Hagen als Bauholz. Nach Angaben von Stadtförster Martin Holl hat der WBH auf diese Weise im vergangenen Jahr rund 10.000 Festmeter Holz vermarktet.

Das Holz stammt aus den Wäldern in der Region und wird an deutsche und österreichische Sägewerke geliefert.
Das Holz stammt aus den Wäldern in der Region und wird an deutsche und österreichische Sägewerke geliefert. © WP | Michael Kleinrensing

Dieses Übermaß wurde jedoch gezwungenermaßen geerntet, da die vom Borkenkäfer stark geschädigten Bäume unbedingt aus dem Wald entfernt werden müssen, um der Vermehrung der Insekten Einhalt zu gebieten und wenigstens einen Teil der gesunden Stämme vor dem Befall durch die Schädlinge zu bewahren. Die schiere Menge der gefällten Bäume hat jedoch zu einem dramatischen Preisverfall auf dem Holzmarkt geführt. Nach Angaben von Holl lag der Preis vor dem verheerenden Orkan Friederike im Jahr 2018 noch bei 92 Euro, für das Käferholz sind dagegen derzeit nur rund 30 Euro zu erlösen. „Die Preise sind einfach katastrophal“, sagt der Förster.

Dem Wald geht es schlechter als in den 80er Jahren

Bereits in fünf Jahren, so schätzen Experten, könnten sämtliche Fichtenbestände in Nordrhein-Westfalen infolge der Borkenkäferplage abgestorben sein.

Dem Wald geht es laut Waldzustandsbericht der Bundesregierung gerade schlechter als in den 80er Jahren, als das Waldsterben die Bevölkerung alarmierte. Der Anteil von Bäumen ohne Schäden in den Kronen – ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Waldes – war noch nie so gering wie 2019.

In ganz Deutschland sind die Forstwirte zurzeit gefordert, den Wald mit den passenden Arten umzubauen, die dem Klimawandel stabil trotzen können und zugleich den Schädlingen besser Paroli bieten.

Holl und seine Mitarbeiter wollen statt der Fichtenmonokulturen einen klimaresistenten Wald aufforsten, der sich den wärmeren Temperaturen und auch länger anhaltenden Trockenperioden gewachsen zeigt. Auf jeder Fläche sollen mindestens fünf unterschiedliche Baumarten etabliert werden, so Holl. Dazu gehören Buche, Ahorn, Eiche und Kastanie, aber auch Douglasie und Tanne. „Wir wollen auch einen Nadelholzanteil sichern“, sagt Holl. Die Fichte solle sich allerdings nur noch durch natürliche Verjüngung verbreiten.

Umweltfreundlicher Transport

Ob der so entstehende Mischwald allerdings in 50 Jahren geeignet ist, um in dem dann herrschenden Klima zu bestehen, weiß derzeit niemand. Schließlich hat vor 50 Jahren auch kaum ein Mensch mit dem jetzt stattfindenden Klimawandel gerechnet und einen Wald gepflanzt, der diesen Bedingungen gewachsen sein würde.

Zurück zur Holzverladung am Güterbahnhof. DB Cargo wirbt mit dem umweltfreundlichen Transport des Holzes per Schiene, was ja schließlich auch zum Umweltschutz beitrage. Jede Tonne Holz, die statt mit einem Lkw auf einem Zug transportiert werde, emittiere 80 Prozent weniger CO2.