Hagen. Die weitere Schulentwicklung in Hagen hängt maßgeblich von der Gründung einer weiteren Gesamtschule ab. Der SPD geht das nicht schnell genug.
Die Situation an den Hagener Grundschulen ist äußerst angespannt. Im kommenden Sommer wird eine Rekordzahl an i-Männchen erwartet, die Stadtverwaltung rechnet mit über 1800 Erstklässlern.
Die SPD-Fraktion fordert, dass unverzüglich etwas gegen den drohenden Platzmangel in den Hagener Schulen unternommen wird: „Wenn wir nicht mitten in einer Pandemie stecken würden, müsste die Vorsitzende den Schulausschuss umgehend zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen“, so Fraktionschef Claus Rudel: „Wir brauchen jetzt ganz schnell Ideen und Entscheidungen, damit überfüllte Schulen und Klassenzimmer ein Ende haben.“
Derzeit kein Schulausschuss
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Da es aufgrund der Corona-Krise derzeit keine Fachberatungen im Schulausschuss gibt, wollen die Sozialdemokraten das Thema im nächsten Haupt- und Finanzausschuss auf die Tagesordnung setzen. „Wir brauchen Zwischenlösungen und können doch jetzt nicht einfach jahrelang zuschauen, wie unsere Kinder in die Schulen gepfercht werden“, kündigt Christian Mechnich, schulpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, entsprechende Anträge an. „Und wenn man dann noch hört, dass ein dringend benötigter Pavillon an der Hestertschule nicht förderfähig sein soll, weil in Hagen angeblich die Schülerzahlen sinken, dann versteht man die Welt nicht mehr.“
Abhilfe, und das gilt insbesondere für den Stadtbezirk Mitte, wird erst in einigen Jahren durch den Ausbau der Henry-van-de-Velde- und der Goldbergschule erwartet. 300 Schüler sollen zudem in der neuen Wehringhauser Grundschule in Block 1 Platz finden.
Großer Bedarf in der Innenstadt
Doch wann diese Schule bezugsfertig ist, steht in den Sternen. „Wir wissen nicht, was uns letztendlich die Miete kosten soll, wir wissen nicht, wann die Bauarbeiten beginnen werden und wir wissen nicht, wann sie beendet sein werden“, spricht Anja Engelhardt, die für die SPD im Schulausschuss sitzt, von einer Hängepartie, die noch Jahre andauern könne.
Engelhardt verweist auf das Gutachten des Bonner Biregio-Instituts aus dem Jahr 2020, das den Bedarf für zwei neue Grundschulen sowie weitere kleinere Erweiterungsmaßnahmen für den Stadtbezirk Mitte angeregt habe. Die SPD habe seinerzeit den Vorschlag unterbreitet, in der Liselotte-Funcke-Sekundarschule eine Grundschule einzurichten und die Sekundarschule in den Räumen des Ricarda-Huch-Gymnasiums zur 4. städtischen Hagener Gesamtschule auszubauen. Mit dieser Lösung konnte sich die SPD jedoch nicht durchsetzen, da dann das Ricarda-Huch-Gymnasium hätte geschlossen werden müssen, was am Widerstand der Mehrheitsallianz aus CDU, Grünen und FDP scheiterte.
Auszugstermin der FESH steht noch in den Sternen
Die Allianz hat bekanntlich ebenfalls beschlossen, dass die vierte städtische Gesamtschule im Schulzentrum Wehringhausen angesiedelt werden soll, das allerdings derzeit noch von der Freien Evangelischen Gesamtschule (FESH) belegt ist. Erst wenn für diese Schule ein neuer Standort gefunden ist, können die Planungen fortgesetzt werden. „Auf eine neue Gesamtschule müssen wir wahrscheinlich noch genauso lange warten wie auf den Schulneubau in Wehringhausen“, sagt Rudel nicht ohne Sarkasmus, zumal ein Auszugstermin der FESH ebenfalls noch in den Sternen stehe. Statt langfristig zu planen, fahre die Stadtverwaltung lieber weiter auf Sicht.
Tatsächlich ist die Suche nach einem neuen Standort für die FESH weiterhin die Gretchenfrage im Rahmen der weiteren Schulentwicklung in Hagen. „Wir sind in guten Gesprächen, haben aber noch keine Lösung,“ berichtet Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung.
Über 1800 Erstklässler
Nach Berechnungen des Schulamtes werden im kommenden Sommer rund 1830 Kinder an den 28 städtischen Grundschulen eingeschult. Eine ähnlich hohe Zahl wurde in Hagen zuletzt 2008 (1762 i-Männchen) erreicht. Im Sommer 2015, wenige Monate vor Ausbruch der Flüchtlingskrise, gab es in Hagen lediglich 1398 Schulanfänger. Der tiefste Stand wurde 2013 mit 1359 Kindern erreicht.
Davon abgesehen dürfte eine weitere Gesamtschule erhebliche Auswirkungen auf das ohnehin komplexe Hagener Schulsystem haben. Besonders Sekundar-, Haupt- und Realschulen, aber auch die Gymnasien müssten sich dann auf veränderte Schülerströme einstellen.