Hagen. Obwohl zwei Lockdowns das Jahr 2020 bestimmten, hat das keinen Effekt auf die Unfallzahlen in Hagen. Ein Blick in die Statistik.

Achtung, Hypothese: Der Verkehrsfluss in der Hagener Innenstadt müsste 2020 angesichts der Corona-Pandemie so deutlich abgenommen haben, dass dadurch auch die Zahl der jährlichen Unfälle gesunken ist. Wir greifen vorweg: Hypothese widerlegt. Auch wenn die Zahl der Unfälle angesichts der Einwohnerstärke Hagens immer noch „klein“ ist, ist sie sogar leicht gestiegen. Die Corona-Pandemie hat dennoch Auswirkungen auf die Verkehrsunfallstatistik der Polizei. An gleich mehreren Stellen.

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Das nackte Zahlenwerk: 8571 Unfälle aller Art gab es im Jahr 2020 in Hagen (Vorjahr 8082). Die Zahl der Verletzten sank im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 623 Personen. 76 Menschen wurden schwer und 547 leicht verletzt. Auch die Anzahl der getöteten Personen sank. Im Jahr 2020 starben zwei Menschen bei Verkehrsunfällen, im Jahr 2019 waren drei Personen nach Unfällen verstorben.

Bewiesen durch Messungen oder Abgleichungen mit Daten der Stadt Hagen ist es nicht: Aber die Polizei geht durch ihre Beobachtung nicht davon aus, dass die Mobilität im Zuge zweier Lockdowns im Jahr 2020 abgenommen hat. „Hagen ist eine Stadt des Stadtverkehrs geblieben“, sagt die kommissarische Behördenleiterin Nicole Heiden. Auch Pendler-Ströme sollen aus Beobachtungen der Polizei nur bedingt nachgelassen haben.

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Lockdown-Messdaten vom Ring: Unterschiede zwischen den Lockdowns

Immerhin gibt die Zahl der gezählten Fahrzeuge je 24 Stunden an den Stickstoffdioxid-Messpunkten in Hagen im vergangenen Jahr Auskunft über die Verkehrsdichte in den Lockdown-Phasen (unsere Zeitung berichtete am Montag darüber). Im April 2020 fuhren „nur“ noch knapp 26.000 Fahrzeuge über den Märkischen Ring, während es im Februar 2020 noch knapp 36.000 waren. Im Oktober – in Lockdown Nummer zwei – waren es rund 29.000. Dazwischen – in der lockdownfreien Sommerzeit – waren es wieder über 30.000 Fahrzeuge.

Die drei Hauptursachen für Unfälle bleiben Abbiegen/Wenden (356), Abstand (60) und falsches Verhalten gegenüber Fußgängern (43), worauf die Polizei in Hagen einen Schwerpunkt legt. 2020 wurden 84 Unfälle mit Fußgängern verzeichnet, im Jahr 2019 waren es hingegen noch 99. Die Ursachen bei diesen Unfällen sind vielfältig. Sie reichen von der Missachtung von Rotlicht an Ampeln, Zwischenfällen beim Betreten der Fahrbahn auf sogenannten Zebrastreifen, bis hin zur Ablenkung durch Smartphones, während sich Personen durch den öffentlichen Verkehrsraum bewegen.

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Nur Kindersitze mit CE-Zertifikat sind laut Polizei gute Kindersitze

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bekämpfung von Unfällen mit Kindern. Diesem wichtigen Bereich widmet sich die Behörde genau wie in den Vorjahren akribisch. Seit dem Jahr 2018 sinken die Zahlen konstant (2018:72 Unfälle, 2019:59 Unfälle), im Jahr 2020 wurden 50 Jungen und Mädchen bei Unfällen verletzt, 17 von ihnen waren Mitfahrer im Auto, auf Zweirädern oder fuhren mit dem Bus. „Wir möchten an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass Kinder in Fahrzeugen jederzeit gut gesichert werden müssen. Kindersitze sollten das CE-Zertifikat tragen“, betonte Polizeidirektor Hubert Luhmann. Die Polizei appelliert zudem, die Kinder auch in Lockdown-Phasen nicht vom Schulweg zu entwöhnen.

Von den 77 Unfällen mit dem Rad waren 23 Unfälle mit Beteiligung von Pedelecs (Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor), bei drei Unfällen waren Senioren betroffen. Zudem wurde lediglich ein Unfall mit einem E-Scooter gezählt, obwohl sich diese immer größerer Beliebtheit erfreuen. Hubert Luhmann: „Wir raten allen Pedelec-Nutzern, sich angesichts des nahenden Frühjahrs erst wieder an das Pedelec zu gewöhnen. Und an den Verkehrsraum, den man damit einnimmt.. Es sollte ein Helm getragen werden, dazu eine Leuchtweste und das vordere Licht sollte angeschaltet sein.

Besonderer Blick auf die Zahl der Verkehrsunfallfluchten in Hagen

In Hagen kam es 2020 zu 1578 Unfallfluchten (2019 waren es 1990). 651 konnten aufgeklärt werden, in 41 Fällen von Unfallflucht wurde jemand verletzt, 23 davon konnten aufgeklärt werden.

Der Polizei ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine Unfallflucht eine Straftat darstellt und mit Geldstrafe oder sogar mit Freiheitsstrafe bestraft wird. Sollten die Halter des beschädigten Fahrzeugs nicht vor Ort sein, sollten man die Polizei rufen. Ein Zettel an der Windschutzscheibe reicht nicht aus. Abgesehen davon, dass dieser unter anderem wegfliegen, übersehen oder durch Regen unleserlich werden könnte, ist hier bereits der Straftatbestand der Verkehrsunfallflucht erfüllt.