Hagen. Ein Jahr ist es her, dass im Rathaus eine denkwürdige Pressekonferenz stattfand. Es ging um Henning Funke, den ersten Corona-Kranken in Hagen.

Henning Funke (49) benötigt für die Antwort nur eine Sekunde. „Ich bin einfach nur dankbar, dass der Verlauf so mild war. Wenn ich bedenke, welche Dinge man später über Menschen gelesen hat, die ungefähr so alt sind wie ich und die sogar auf Intensivstationen gelandet sind, dann habe ich einfach großes Glück gehabt.“ Funke war am 9. März 2021 der erste Hagener Corona-Erkrankte. Patient Null.

Ein Corona-Fall, der ein großes mediales Echo nach sich zog. Die Stadt berief eine Pressekonferenz im Rathaus ein. Es war Neuland für die Hagener Verwaltung. Dass Monate später nicht nur das Gesundheitsamt, sondern auch Soldaten bei der Kontaktverfolgung in Hagen helfen würden, war gar nicht erahnbar. Auch nicht, dass sich Funkes Fall über 7000-mal wiederholen würde. „Das Gesundheitsamt hat in meinem Fall einen unheimlich guten und akribischen Job gemacht. Natürlich fand man die Quarantäne hinderlich, aber wir haben uns in der Familie streng an alle Regeln gehalten. Was mir eben nur rückblickend bewusst wird, ist, dass man gar nicht ahnen konnte, was die Krankheit in vielen Fällen anrichten kann. Spätfolgen oder derartige Dinge hat man damals gar nicht bedacht.“

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Funke: „Ischgl hat den Skitourismus damals unter eine Generalschuld gestellt“

Funke ist rückblickend nicht enttäuscht darüber, dass es auch argwöhnische Stimmen zu seinem Fall gab. Er war, wie so viele zu dieser Zeit vor einem Jahr, von einem Skiurlaub in Südtirol zurückgekommen. „Der Fall Ischgl hatte den Skitourismus damals unter eine Generalschuld gestellt und Skiurlauber so dastehen lassen, als wenn sie sich trotz der Gefahren eine schöne Zeit machen würden. Dabei war das noch gar nicht greifbar, die Menschen wussten es auch nicht besser.“

Nachweislich niemanden infiziert – auch nicht die eigene Familie

Keines seiner Familienmitglieder hatte sich nach seiner Infektion angesteckt. „Und ich habe nachweislich auch keine weiteren Menschen angesteckt, weil ich mich damals wirklich sehr isoliert habe: Darüber bin ich in der Rückschau besonders froh“, sagt der Geschäftsführer des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks, der im Rheinland arbeitet und in Hagen lebt. Seinen letzten Antikörper-Test hat Funke vor Weihnachten gemacht, da war die Zahl der Antikörper noch hoch. „Wenn ich an der Reihe bin, werde ich mich auch impfen lasse.“

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Seine Corona-Infektion verlief fast unbemerkt. Einen Tag lang Glieder- und Gelenkschmerzen, etwas verschnupft, sonst nichts. „Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, dann fühlt es sich an, als wenn es einem jemand weggenommen hätte.“ Impfen und Schnelltests seien für ihn der Ausweg aus der Pandemie.