Hagen. Die Stadt Hagen hat der Firma Riepe die Genehmigung für die Erweiterung der Zentrale erteilt. Postwendend hat der Anwalt der Anwohner reagiert.

Die Stadt Hagen hat dem Sanitätshause Riepe die Genehmigung zum Ausbau der Firmenzentrale an der Hagener Straße erteilt. Das bestätigte Clara Treude, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage: „Weitergehende Auskünfte können wir derzeit, da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, nicht geben.“

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Somit spitzt sich die Auseinandersetzung mit den Anwohnern zu, die sich gegen Größe und Höhe der geplanten Bebauung wehren. Deren Rechtsanwalt Hendrik Kaldewei (Ibbenbüren) kündigte denn auch postwendend an, mit einer Anfechtungsklage vor dem Verwaltungsgericht gegen das Bauvorhaben vorzugehen und gleichzeitig einstweiligen Rechtsschutz zu beantragen, um die Bauarbeiten vorerst auf Eis zu legen und damit zu verhindern, dass das Unternehmen vor einer endgültigen Gerichtsentscheidung Fakten schafft: „Ich würde mal sagen, was die Stadt Hagen da macht, ist eine ausgesprochen risikoreiche Strategie. Wenn sie vor Gericht verliert, drohen ihr womöglich Schadensersatzansprüche und alles, was gebaut worden ist, muss wieder abgerissen werden.“

In Nachbarschaft zum Firmenhauptsitz

Das Sanitätshaus Riepe will auf dem Areal Verwaltungs- und Ausstellungsflächen sowie Manufaktur, Lager und Kommissionierung ansiedeln. Auf 17.410 Quadratmetern Grundstücksfläche soll ein teilweise zweigeschossiges Manufaktur- und Kommissionierungsgebäude (4045 m² Gebäudegrundfläche), auf dem übrigen Gelände sind Außenanlagen mit Fahrstraßen, Gehwegen, Parkplätzen und Grünflächen geplant: „Ein Großteil des Grundstückes, welcher mit Bäumen versehen war, ist seit 1988 Bauland“, teilte Riepe mit.

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Das Unternehmen sei seit 1998 am Loxbaum ansässig und betrachte sich somit auch als „Anwohner“ der neuen Fläche, so Riepe in einer Stellungnahme. Da das neue Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Bestandsgebäude und Firmenhauptsitz liege, könne dieser vollumfänglich weiter genutzt werden: „Das neue Grundstück bietet außerdem weitere Anbaumöglichkeiten, um die potenzielle, weitere Expansion des Sanitätshauses Riepe am Standort Hagen zu gewährleisten.“

Ökologisch innovatives Bauvorhaben

Im Sinne der Ökologie sei der Neubau eines der innovativsten Bauvorhaben in Hagen mit umfangreicher Dachbegrünung, rund 7500 Quadratmetern Grünflächen, mindestens 72 neuen Bäumen auf dem Firmengrundstück und 29 Bäumen als Ersatzpflanzung auf einem ausgewiesenen, städtischen Grundstück. Es würden auch genügend Rückstaukanäle und Versickerungsflächen für Niederschlagswasser auf dem Grundstück angelegt, zudem seien weitere Öko-Ausgleichsmaßnahmen im Wert von 65.450 Euro vorgesehen.

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Doch die Anwohner wehren sich mit Macht gegen den Ausbau der Firma – nicht nur, weil einige von ihnen dann ihre auf städtischem Grund errichteten Grabeländer und Spielgeräte aufgeben müssten. Vor allem die Größe der geplanten Gebäude und die damit verbundene Zerstörung von Naturraum vor der eigenen Haustür sind ihnen ein Dorn im Auge.

Zwei Klagen angestrengt

Rechtsanwalt Kaldewei, der von einer „sensiblen Konfliktlage“ spricht, hat denn auch zwei Fahrpläne aufgestellt, um das Projekt zu Fall zu bringen. Da ist zum einen die Anfechtungsklage vor dem Verwaltungsgericht, um die jetzt genehmigten Bauarbeiten zu stoppen.

Das Unternehmen

Heinz Riepe (Meister der Orthopädietechnik) und Lisa Riepe (Drogistin) gründen am 1. April 1956 das Unternehmen „Heinz Riepe Sanitätshaus“. Der Stammsitz befindet sich auch heute noch am Emilienplatz 2 in Hagen.

2001 übernahmen Astrid Riepe-Stockmann und Günter Stockmann die Leitung des Unternehmens, 2012 wird das Sanitätshaus Emmerich GmbH in Dortmund übernommen.

Lars-Gunnar Stockmann tritt 2016 die Geschäftsführung bei Riepe an.

Zum anderen greift Kaldewei den für einen Teil des Geländes seit Jahrzehnten existierenden Bebauungsplan per Normenkontrollklage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster an. Denn in jenem Plan seien lediglich Verwaltungsgebäude sowie öffentliche Grünflächen in Form einer Parkanlage dargestellt: „Jetzt aber ist dort Gewerbe, eventuell sogar störendes Gewerbe, vorgesehen. Dadurch wird das Plangebiet komplett verändert. Die Wohnsituation der Anwohner ändert sich dadurch natürlich beträchtlich.“