Hagen. Startschuss für das Impfzentrum in der Hagener Stadthalle. Ab Mittwoch wird auch mit Astra-Zeneca geimpft. Ein Einblick und ein erstes Resümee.
Punkt halb zwei steht Helene Gödde vor dem Eingang der Hagener Stadthalle. Sie wollte heute unbedingt pünktlich sein. 14.25 Uhr. Helene Gödde kommt aus der Impfkabine und setzt sich erleichtert auf den Sessel im Nachsorgebereich. Helene Gödde hat die allererste Impfung in der Hagener Stadthalle bekommen. „Ich kann gar nicht fassen, dass ich die Erste war“, sagt die 85-Jährige und lacht.
„So ein Glück muss man erstmal haben. Meine Tochter hat das alles organisiert. Alle hier waren sehr hilfsbereit und es tat überhaupt nicht weh“, resümiert die Emsterin, die vor dem Termin durchaus aufgeregt war, nach ihrer Impfung zufrieden. Ihrem zweiten Termin am 1. März blickt sie jetzt gelassener entgegen.
Elfrieda Riedel (86): „Nicht schlimmer als Blutabnehmen“
Impfkabine 1, einige Minuten später. Elfrieda Riedel krempelt die Ärmel hoch. Sie ist 86 und heute mit ihrer Tochter hier, weil sie die Fahrt und die Stufen alleine nicht mehr so gut bewältigen kann. Krankenpfleger Boris Debbeld beruhigt die Seniorin und nimmt eine der fünf vorbereiteten Spritzen aus der grauen Plastikbox.
Verdünnt um 14.11 Uhr, verwendbar bis 16.11 Uhr. Ein kleiner Pieks; und das war’s.
„Das ist ja nicht mal so schlimm wie Blutabnehmen“, witzelt die Seniorin danach, als sie sich auf den Weg zum Nachsorgebereich macht, wo sie unter ärztlicher Aufsicht die nächsten 30 Minuten verbringen wird, um Komplikationen oder allergische Reaktionen auszuschließen.
Zufriedenes Resümee nach Tag 1
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Das Resümee der Verantwortlichen an Tag 1 ist durchaus zufriedenstellend. Auch wenn man – mal wieder – kurzfristig umplanen musste. Zum einen ist da die anstehende erste Astra-Zeneca-Lieferung am Mittwoch, ein Mittel, das nicht an die Über-80-Jährigen verimpft werden kann und für das kurzfristig eine andere Lösung her musste (siehe Beitext). Zum anderen ist da der Wintereinbruch, der auch am Montagmorgen den Verkehr lahmlegte. 108 Impfdosen sollten am ersten Tag verimpft werden.
Aber nicht alle Senioren konnten ihren Termin auch wirklich wahrnehmen – wetterbedingt. „Trotzdem war es gut und wichtig, dass wir heute starten“, betont Lars Stein, für die Stadt Hagen verantwortlich für das Impfzentrum. Und auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz sieht im Start des Impfzentrums „ein wichtiges und positives Zeichen in dieser schwierigen Zeit“.
Wetter-Chaos: Kein Termin verloren
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Die Senioren, die es am Montag nicht geschafft haben, sollen dafür am Dienstag an die Reihe kommen. Gleicher Ort, gleiche Uhrzeit. „Wir würden dann parallel eine weitere Impfstraße öffnen, um alle Patienten bedienen zu können“, erklärt Stein. Denn aktuell ist man nicht mal ansatzweise an der Maximalauslastung, die möglich wäre: „Wir könnten bis zu 1000 Menschen am Tag in den sieben Impfstraßen impfen“, sagt Dr. Rolf Kinzius, der als ärztlicher Leiter den Einsatz des medizinischen Teams koordiniert.
Sobald mehr Impfstoff zur Verfügung steht, sollen die Öffnungszeiten ausgeweitet werden, aktuell wird nur nachmittags geimpft. „In dieser ersten Woche werden wir etwa 738 Menschen nur mit dem Biontech-Impfstoff impfen können, zuzüglich der Astra-Zeneca-Impfungen“, gibt Kinzius einen Ausblick.
Sicherheitspersonal überwacht Ablauf
Der Biontech-Impfstoff wird täglich geliefert und erst kurz vor der Impfung vom pharmazeutischen Personal angemischt und aufbereitet. Die befüllten Spritzen werden sofort in die Impfkabinen gebracht.
Vor Ort ist außerdem ein Sicherheitsdienst im Einsatz: Denn die Räume, in denen das in diesen Zeiten wertvolle Vakzin aufbewahrt wird, werden rund um die Uhr bewacht. „Seit Dezember ist der Security-Dienst hier“, gibt Lars Stein einen Einblick in die umfassenden Sicherheitsvorkehrungen.
„Bevor die Stadthalle an uns übergeben wurde, war die Polizei hier mit Suchhunden im Einsatz und hat das Gelände gesichert. Auch jetzt sind immer noch Polizeibeamte mit der Objektsicherung beauftragt.“
Beim Einlass wird strikt darauf geachtet, ob man angemeldet ist oder nicht. Wer keinen Termin hat, dem wird der Zutritt verwehrt. Maßnahmen, die nötig sind, um alle Eventualitäten auszuschließen. Aber das Wetter kann nun mal keiner der Verantwortlichen beeinflussen. „Trotz der Umstände war es ein problemloser Start.“
>>> HINTERGRUND: Wer für die Astra-Zeneca-Impfung in Frage kommt
Dem Hagener Impfzentrum stehen bereits ab Mittwoch Impfdosen des Impfstoffs der Firma Astra-Zeneca zur Verfügung, der bestimmten, vom Bund priorisierten Berufsgruppen vorbehalten ist. Unternehmen, die Personal dieser Berufsgruppen beschäftigen, müssen sich aktiv an das Impfzentrum der Stadt Hagen wenden, um einen Impftermin für ihre Mitarbeiter zu vereinbaren. „Dieser Ablauf vereinfacht die Terminvereinbarung spürbar“, erklärt Lars Stein von der Stadt Hagen.
Für folgende Berufsgruppen kann ein Impftermin vereinbart werden: Personal von ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten, Personal von Tagespflegeeinrichtungen sowie Wohngemeinschaften (ohne Eingliederungshilfe), Beschäftigte und ehrenamtlich Tätige in Hospizen und von ambulanten Hospizdiensten, Heilmittelerbringer, die regelmäßig in vollstationären Pflegeeinrichtungen tätig werden, Ärzte und deren medizinisches Personal, die regelmäßig in vollstationären Pflegeeinrichtungen tätig werden, in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung tätig sind, in Schwerpunktpraxen vorrangig Corona-Patienten behandeln oder in onkologischen Praxen sowie Dialysepraxen tätig sind, Personal in den Impfzentren, Rettungsdienstpersonal.
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Nachdem die europäische Arzneimittelagentur am vergangenen Freitag die Zulassung von Astra-Zeneca empfohlen hat, teilte das NRW-Gesundheitsministerium in einem Erlass mit, dass erste Impfstoffdosen in dieser Woche zur Verfügung stehen. Kurzfristig wurde in Hagen mit den zuständigen Ärzten eine Lösung gefunden, um bereits in dieser Woche Impftermine anbieten zu können. „Wir könnten in dieser Woche rund 750 Impfdosen Astra-Zeneca verimpfen“, so Lars Stein, der auch erklärt, das parallel zum Nachmittagsbetrieb mit den Ü-80-Jährigen dann weitere Impfstraßen geöffnet würden.
Terminvereinbarung: So geht’s
Auf der Internetseite hagen.de/corona findet sich unter dem Menüpunkt „Impfungen“ eine Excel-Tabelle (alternativ ein PDF-Dokument), in der die Namen der zu impfenden Mitarbeiter und das Unternehmen eingetragen werden können. Das Impfzentrum bittet um kurzfristige Kontaktaufnahme unter Impfzentrum@stadt-hagen.de. „Die ausgefüllte Liste bitte mit der E-Mail versenden“, so die Stadt. Ein Mitarbeiter des Impfzentrums setzt sich wegen eines Termins in dieser oder der kommenden Woche mit den Unternehmen in Verbindung.