Manche nehmen es gelassen, andere sprechen von Rekord-Kälte. Was der Winter in Hagen wirklich ist, ordnet Meteorologe Bastian Rissling ein.

Hagen. Seit Jahren analysiert Bastian Rissling vom Wetternetz Hagen für die WESTFALENPOST das Hagener Wetter des vorangegangenen Monats. Mit Blick auf den eiskalten Wintereinbruch in Hagen nimmt Rissling nun eine aktuelle Wetter-Einschätzung vor und widerspricht dabei vielen, die die kalten Tage, die jetzt noch auf Hagen zukommen, für rekordverdächtig halten. Rissling sagt: „Diese Tage sind ganz normaler Winter.“ (Hier eine Erklärung, wie das Hagener Wetternetz funktioniert)

„Ich glaube, viele Hagener sind einen normalen Winter gar nicht mehr gewohnt“, sagt Bastian Rissling. „Viele glauben, dass das, was wir vor zwei Jahren Ende Februar erlebt haben, normal sei. 20 Grad und Sonnenschein. Aber so ist es eben nicht.“ Am Montag lag die Höchsttemperatur auf den Hagener Höhen bei minus 7 Grad. Auf den Straßen liegt unter einen pulverweichen Schneeschicht eine dicke Eisschicht.

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Wegen länger anhaltender Minusgrade kann man nicht von Rekordwinter sprechen

„Diese Eisschicht liegt zwar auf den Straßen, aber ansonsten ist Hagen im Vergleich zu vielen anderen Regionen wie dem Münsterland oder dem Osten doch echt verschont geblieben. Weil Autos einfrieren und es mal eine Woche zweistellige Minus-Temperaturen gibt, muss man noch lange nicht von einem Rekord-Winter sprechen. Auch Eisregen mag in Hagen alljährlich vielleicht nicht fallen, ist aber eigentlich ein ganz normales Winter-Phänomen“, so Rissling.

Winter bei Weitem nicht vergleich mit dem vom Jahreswechsel 1978/1979

In dieser Woche wird es erstmal nach langer Zeit wieder zweistellige Minusgrade in Hagen geben. „Mal zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2020 gab es in Hagen keinen einzigen Eistag, also einen Tag, an dem die Temperatur ganztägig unter 0 Grad lag. Der letzte härtere Winter, den wir erlebt haben, war 2012. Das ist aber alles auch nicht vergleichbar mit dem Winter, über den viele ältere Hagener sprechen. Über den Jahreswechsel 1978/1979. Das war die Mutter aller Luftmassengrenzen.“

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Damals setzte am 28. Dezember Schneefall Sturm ein. es herrschte sibirische Kälte. Der Strom fiel aus, Menschen waren in Ortschaften eingeschlossen. Es war so kalt, dass die Ostsee zufror. Bis zu minus 23 Grad. „Da vor allem viele jüngere Hagener solche Erinnerungen gar nicht haben, können einem diese kalten Tage jetzt ziemlich schlimm vorkommen“, sagt Bastian Rissling. Sie seien es aber nicht.