Selbecke. Wie aufwendig der Umzug der Windmühle innerhalb des Hagener Freilichtmuseums ist, wie die Arbeit getaktet ist und was die Umplatzierung kostet.
Sie war das erste Objekt, das Anfang der 1960er Jahre auf dem Gelände des Freilichtmuseums platziert wurde und gilt seit jeher als Wahrzeichen des Museums – die Galerie-Holländer-Windmühle, die einen neuen Standort bekommt.
Die um 1850 erbaute Mühle wird, so wurde es vor eineinhalb Jahren im Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) beschlossen, von der Bergkuppe hoch über der Selbecker Straße ans hintere Ende des Museumsareals, oberhalb des großen Platzes am Biergarten und somit neben der ehemaligen Museumsgaststätte „Haus Lethmathe“, versetzt.
Herrlicher Blick übers Areal
„Der neue Standort ist weitaus attraktiver. Die Windmühle ist vom unteren Gelände aus gut zu sehen, barrierefrei zu erreichen, offeriert einen herrlichen Blick über das ganze Areal und der neue Platz ermöglicht die Einbindung der Mühle in die Vorführ-Handwerksbetriebe“, schwärmt Dr. Ulrich Beckmann. Der Leiter des Freilichtmuseums unterstreicht: „Das ist das spektakulärste Projekt, das wir in den letzten Jahrzehnten hier oben im Mäckinger Bachtal realisiert haben.“ Die Kosten von einer Million Euro werden vom LWL übernommen.
Vor wenigen Tagen rückte die beauftragte Mühlenbaufirma aus dem holländischen Aalten an, um die zwei Segel- und zwei Jalousieflügel der Mühle zu demontieren. „Die vier holländischen Experten - Molenmaker genannt - sanieren die jeweils zehn Meter langen und aus leichtem Lärchenholz bestehenden Flügel in einer großen Halle in Holland“, erklärt Museumssprecherin Uta Wenning-Kuschel.
Der neue Bauplatz, ein ebenerdiges Plateau, wurde bereits vor einem Jahr eingerichtet, Erdarbeiten wurden ausgeführt und das Fundament wurde geschaffen.
„In den kommenden Tagen werden die holländischen Fachleute die Schindeln und Schalungen demontieren und somit das Tragewerk und die Mühlentechnik freilegen. Alles wird von oben nach unten abgebaut, nach Bedarf renoviert oder erneuert und dann nach oben zum neuen Standort transportiert“, erklärt Dennis Walter.
25 Meter hoch und achteckig
Die Galerie-Holländer-Windmühle ist etwa 25 Meter hoch, achteckig gebaut und jede Ebene besteht aus 50 bis 60 Quadratmetern Fläche. Die Windrose wird ebenfalls von den holländischen Mühlenbauern saniert.Auch der sich in der Mühle befindende Lastenaufzug, der das Getreide nach oben transportiert, wird mit Windkraft betrieben.
Der Technische Leiter des Freilichtmuseums geht davon aus, dass die Mühle ab Spätsommer auf dem Plateau neu aufgebaut wird. „Eine spannende Sache auch für unsere Besucher, da sie den sich über Monate hinziehenden Arbeitsprozess vor Ort verfolgen können“, ist sich Walter sicher. Wenn alles glatt läuft, soll die Windmühle zum Saisonstart im kommenden Jahr, also im April 2022, am Standort am Dorfplatz eingeweiht werden.
Vierter Umzug
Übrigens ist die etwa 170 Jahre alte Windmühle dann vier Mal umgezogen. Ihr Ursprungsstandort Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich im Kreis Minden-Lübbecke, dort zog sie irgendwann innerhalb des Kreises um. Vor gut 60 Jahren wurde die Mühle dann im Mäckinger Bachtal neu aufgebaut. Und nun wird sie innerhalb des Museumsgeländes umplatziert. „Das schöne Stück hat solch einen exponierten Standort verdient“, schwärmt Dennis Walter, „die Mühle wurde vom ,Ingenieur Kunst’ konstruiert.“ Worauf der Technische Leiter damit anspielt? „Ihre Bauweise ist hochmodern, da nur der obere Teil, also die Kappe, gedreht wird und die Flügel dann durch den Wind in Bewegung geraten. Das ist selten und heute noch ,state of the art’.“