Hagen. Noch ist es eine Utopie, doch die Bahn, die Besucher des Hagener Freilichtmuseums vom Eingang bis hoch zum Marktplatz fährt, könnte Realität werden. Nicht in ein paar Monaten, aber vielleicht in zwei, drei Jahren.

Noch ist es eine Utopie, doch die Bahn, die Besucher des Freilichtmuseums vom Eingang bis hoch zum Marktplatz fährt, könnte Realität werden. Nicht in ein paar Monaten, aber vielleicht in zwei, drei Jahren. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), zu dem auch das Hagener Freilichtmuseum gehört, hat eine Prioritätenliste erstellt. Diese enthält Vorhaben aller 17 vom LWL betriebenen Museen.

Kosten von 3,6 Millionen Euro

„Und mit unserem vorgeschlagenen Beförderungssystem durchs Mäckinger Bachtal stehen wir auf dieser Liste ziemlich weit oben“, erklärt Uwe Beckmann. Der Museumsdirektor ist kein Fantast, weiß, dass das „Projekt Bahn“ nicht nur das Fahrzeug, sondern auch den Bau einer neuen Trasse und eines neuen Eingangsgebäudes beinhalten muss. Die Kosten für besagte drei Elemente würden sich auf 3,6 Millionen Euro belaufen.

„Wir sprechen nicht von einem Bimmelbus, der durch einen ebenerdigen Park fährt, sondern von einer Bahn, die enorme Steigungen passieren muss. Der Höhenunterschied liegt hier stellenweise bei 15 Prozent“, unterstreicht Beckmann. Ein Beispiel: Vor der Bäckerei im oberen Teil des Museums geht es besonders steil bergauf bzw. bergab.

Mehr als acht Millionen Besucher in 42 Jahren

Seit der Eröffnung vor 42 Jahren kamen mehr als acht Millionen Besucher ins Hagener Freilichtmuseum. Mittlerweile hat sich die Besucherzahl auf ca. 140.000 Gäste pro Saison (Anfang April bis Ende Oktober) eingependelt.

35 Mitarbeiter sind fest, 70 als Saisonkräfte beschäftigt.

Warum die Anschaffung eines modernen Beförderungssystems beim LWL und bei Beckmann gleichermaßen hohe Priorität genießt, liegt auf der Hand: Das Hagener Freilichtmuseum ist ein regelrechtes Familienmuseum, heißt, viele ältere Menschen und zahlreiche Familien mit Kindern kommen in die Selbecke. Bislang müssen alle Besucher – egal, ob alt, jung, gehbehindert, schwanger oder krank – das insgesamt 42 Hektar große Areal (davon werden 30 Hektar museal genutzt) zu Fuß erkunden. Knapp ein Viertel der Besucher sind Familien mit Kindern. Ebenfalls knapp ein Viertel gehören zur Gruppe der Über-60-Jährigen. Aufgrund der Besucherstruktur, so Beckmann, sei das Vorhaben „Museumsbahn“ genauso wichtig wie Arbeiten zur Barrierefreiheit – die zweite große Baustelle im Freilichtmuseum.

Barrierefreiheit im Freilichtmuseum steigt

Seit gut vier Jahren arbeitet die Einrichtung mit dem Behindertenbeirat der Stadt Hagen eng zusammen, hat sich mit dem „Barrierefrei-Siegel“ zertifizieren lassen. An einigen Häusern – zum Beispiel vor der Gelbgießerei – wurden Metallrampen angebracht, um somit Personen mit Rollstühlen oder Kinderwagen den Zugang zu ermöglichen.

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„Es geht uns darum, die Zugänglichkeit zu verbessern“, konkretisiert Beckmann. An einigen Häusern habe man rampenähnlich angepflastert und somit Barrieren abgebaut, mehrere Toiletten seien behindertengerecht umgebaut worden, und das neu errichtete ­Restaurant „Museumsterrassen“ sei durch Aufzug und Rampe komplett barrierefrei.

Die Kosten für Rampen und Anpflasterungen liegen jeweils im deutlich unteren vierstelligen Bereich, „diese überschaubaren Investitionen lohnen sich also auf alle Fälle“, unterstreicht Beckmann. Alle historischen Gebäude können nicht umgestaltet werden, einige sind zu klein bzw. mehrgeschossig.

Sonderausstellungen im Freilichtmuseum werden honoriert 

Das Ausstellungsgebäude Haus Sümmern hat dem mit mehr Barrierefreiheit beschäftigten Team schon viel Kopfzerbrechen bereitet, doch nun ist ein neuer Eingang geplant, der Gästen mit eingeschränkter Mobilität zumindest den Besuch des Erdgeschosses ermöglicht. Und auch für die Blaufärberei sucht man nach Lösungen, um das Gebäude leichter zugänglich zu machen. Treppenlifte sind für die vielfach schmalen Treppen und Flure übrigens zu breit.

Aber zurück zu den Investitionen und zum Museumsentwicklungsplan des LWL: Der Landschafts­verband geht im September in neue politische Beratungen. „Natürlich geht es dann nicht nur um die Bewilligung von Geldern für (Um-) Baumaßnahmen, sondern wir stellen auch unser künftiges Ausstellungskonzept vor. Für geplante herausragende Sonderausstellungen erhält das Museum zusätzliche finanzielle Mittel“, erläutert Beckmann, der seit zehn Jahren Chef in der Selbecke ist. Solch ein „Bonbon“ ist in der momentan laufenden Saison die Ausstellung „Früh übt sich – Handwerk zum Spielen“.

Handwerk im Kinderzimmer - Ausstellung in Hagen

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Ausstellung " Handwerk zum Spielen" im Freilichtmuseum. © WP / Michael Kleinrensing
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Uwe Beckmanns Strategie in puncto Investitionen in die Zukunft? „Es kann beziehungsweise muss nicht­­ im­­­mer der große Wurf sein. An etlichen Stellen kann man schon mit Kleinigkeiten eine Menge erreichen."