Hohenlimburg. Der Rat muss es jetzt entscheiden: Will Hagen tatsächlich noch einmal 7,8 Millionen Euro für eine Sanierung des Lennebades ausgeben?

Wird die angedachte Sanierung des Hohenlimburger Richard-Römer-Lennebades trotz stattlicher Fördermittel-Unterstützung aus Düsseldorf am Ende doch zu einem Millionen-Grab für Hagen? Nach der Aufsichtsratsratssitzung der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft steht fest, dass sich der Rat noch einmal mit der Thematik beschäftigen muss. Nach der ursprünglichen Kostenschätzung von 5,4 Millionen Euro aus dem Jahr 2019 geht man bei Hagenbad inzwischen von einem Investitionsbetrag von 7,8 Millionen Euro aus, so Geschäftsführer Christoph Köther.

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An Fördergeldern stehen aus dem NRW-Städtebauförderprogramm „Soziale Integration im Quartier“ jedoch lediglich 4,4 Millionen Euro zur Verfügung – 3,4 Millionen Euro müssten Stadt und HVG nachschießen, um die Sport- und Freizeitfläche für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen. Damit dürfte die Euphorie aus dem Frühjahr 2020, als in Hohenlimburg der generöse Förderbescheid bejubelt wurde, endgültig verflogen sein. Das endgültige Votum wird der Rat treffen: „Wirtschaftlich begründbar ist so eine Entscheidung nie. Es bleibt eine rein politische Entscheidung, ob man diese Investitionen für erforderlich hält“, empfiehlt Köther, auf die bereits eingepreisten Einsparungen keinesfalls zu verzichten.

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In der jüngsten HVG-Aufsichtsratssitzung wurde erneut deutlich, dass die in einer ersten Kostenschätzung ermittelte Investitionssumme von 5,4 Millionen Euro keinesfalls ausreicht. Das inzwischen federführende Facharchitektenbüro Blass (Euskirchen) geht als Generalplaner – je nach Baukostensteigerung und unvorhergesehenen Überraschungen während der Bauphase – von einem Sanierungsbetrag von etwa 7,8 Millionen Euro aus. Darin ist nicht einmal eine Erneuerung der in die Jahre gekommenen Sauna sowie des Restaurantbereichs enthalten. Auch auf zeitgemäße Schallschutzmaßnahmen wird komplett verzichtet. Das direkt angrenzende Wohngebäude, dessen Sanierungsstau (Dach, Fenster, Fassade) auf weitere 750.000 Euro taxiert wird, bleibt ebenfalls außen vor.

Politik fürchtet Haushaltsbelastung

Jörg Klepper und Werner König als CDU- und SPD-Sprecher hatten zuletzt dafür plädiert, dringend nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen, um die Sanierung des mit stagnierenden Besucherzahlen kämpfenden Richard-Römer-Bades doch noch zu retten. Der städtische Haushalt, aber auch die HVG, die künftig ja auch Millioneninvestitionen bei der Sanierung des Freizeitbades Hengstey tragen muss, dürften durch zusätzliche Ausgaben nicht weiter belastet werden, so die Politik.

Stadt fehlen die Mittel

Kämmerer Christoph Gerbersmann hatte zuletzt signalisiert, dass er – neben dem ohnehin erforderlichem kommunalen Eigenanteil an den Sanierungskosten aus der Sportpauschale – keinen weiteren Spielraum sehe, anfallende Mehrkosten aus dem normalen Haushalt noch decken zu können.

„Wir haben in den nächsten Jahren reichlich Investitionen im Bereich der Infrastruktur und Bildung vor der Brust“, verweist der Finanzdezernent auf die Straßen- und Brückenbaumaßnahmen, aber auch auf Ausgaben für Schulen, Kitas, die Digitalisierung sowie die millionenschwere Sanierung des Emil-Schumacher-Museums. „Da können wir das Richard-Römer-Bad nicht auch noch stemmen.“

Als ein wesentlicher neuer Kostentreiber entpuppt sich die jetzt doch erforderliche Sanierung der Schwimmhallendecke, bei der Chloridierungen entdeckt wurden. Zwar sind die Stahlträger der Konstruktion noch stabil, allerdings müssen die Betonfertigteile ersetzt werden (310.000 Euro). Ob es dafür auch eines Gerüstes (60.000 Euro) bedarf, ist noch offen. Auch die Spar-Idee, das marode Becken mit einer Folienbeschichtung zu sanieren, ist endgültig verworfen worden, weil diese wiederum beim Kanuten-Training leicht zerstört werden könnte. Daher wird ein deutlich kostspieligeres Edelstahl-Becken eingesetzt. Dieses sorgt wiederum dafür, dass der Wasserspiegel angehoben wird, so dass die Höhen für die Wasserspringer nicht mehr exakt stimmten. Eine entsprechende Erhöhung der Türme wurde aus Kostengründen verworfen.

Weitere Kostentreiber sind Auflagen aus dem Baugenehmigungsverfahren, Extra-Posten bei der technischen Gebäudeausrüstung, die bislang unberücksichtigte Erneuerung der Außenanlagen sowie Unwägbarkeiten des Brandschutzkonzeptes. Letztlich ist somit – vorbehaltlich der Ausschreibungen – inklusive aller Baunebenkosten von einem Betrag von 7,8 Millionen Euro auszugehen. Sollte der Rat dieser Investition zustimmen, könnte nach der Sommerpause direkt mit der Sanierung begonnen werden.