Hagen. Mit einem „Heilungsverfahren“ hat die Stadt Hagen nach der eher „kranken“ Vorgeschichte die Planungen für das Gerätehaus in Halden korrigiert.

Das Schamgefühl überwiegt: Zu einem zweiten Termin für eine Grundsteinlegung möchte die Stadt Hagen – und das ist keineswegs bloß Corona geschuldet – nach der peinlichen Premieren-Posse vor gut zwei Jahren nun doch nicht einladen. An jenem November-Freitag im Jahr 2018 standen die geladenen Gäste schon in bester Feierlaune beieinander, als der herbeigesehnte Startschuss für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Halden in letzter Minute abgesagt wurde.

Für die künftige Heimat dreier Freiwilligen-Löschgruppen lagen weder ein Bauantrag geschweige denn eine Baugenehmigung vor. Doch mit einem sogenannten „Heilungsverfahren“ hat die Stadt Hagen nach der eher „kranken“ Vorgeschichte die Planungen inzwischen auf „gesunde“ Füße gestellt und der Rat jetzt den entsprechenden Satzungsbeschluss gefasst.

Deutliche Nachbesserungen

Die nahezu unendliche Geschichte geht letztlich auf den Brandschutzbedarfsplan aus dem Jahr 2011 zurück, der ein neues gemeinsames Feuerwehrgerätehaus für die Löschgruppen aus Fley, Halden und Herbeck einschließlich der Jugendfeuerwehrgruppe vorsieht. Nachdem die Politik sich bereits im Jahr 2013 für den Standort an der Einmündung Sauerland-/Industriestraße entschieden und fünf Jahre später auch den entsprechenden Satzungsbeschluss getroffen hatte, folgte aufgrund von Anwohnerprotesten und einer drohenden juristischen Klatsche der jähe, vorsorgliche Stopp – die Spötter feixten und der damalige Feuerwehrdezernent Thomas Huyeng kochte.

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Im Dezember 2019 erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster letztlich den offenkundig mit zu heißer Nadel gestrickten Bebauungsplan tatsächlich für unwirksam und forderte vor allem im Bereich des Lärmschutzes deutliche Nachbesserungen. Entsprechend wurde seitens der Stadt vorzugsweise das Geräusch-Immissionsschutz-Gutachten überarbeitet. Denn die Münsteraner Oberverwaltungsrichter hatten in ihrer Urteilsbegründung vor allem auf die fehlende Betrachtung der Auswirkung der Schall-Immissionen auf die benachbarten Anwohner während der Alarmeinsätze verwiesen.

Ausrücken ohne Martinshorn

Offenbar mit Erfolg: Im Rahmen des Heilungsverfahrens wurden im Rahmen der öffentlichen Auslegung keine weiteren Proteste aus der Bürgerschaft gegen die nachgebesserten Punkte formuliert. Der juristische Vertreter der Kläger war zuletzt zwar davon ausgegangen, dass der Standort für das Feuerwehrgerätehaus am Rande der Haldener Wohnbebauung grundsätzlich ungeeignet sei. Dieser Sichtweise waren die Oberverwaltungsrichter jedoch nicht gefolgt und hatten mit Blick auf den Brandschutzbedarfsplan die Standortwahl ausdrücklich bestätigt.

Konkret wurde durch die jetzt erfolgten Planungsmodifikationen erreicht, dass im Einsatzfall die Alarmausfahrt der Feuerwehrfahrzeuge ohne die Geräuschkulisse des Martinshorns erfolgen kann, indem an der Kreuzung eine Bedarfssignalisierung montiert wird. Hinzu kommt die Beschränkung, dass nachts zwischen 2 und 6 Uhr – von den eher seltenen Alarmsituationen mal abgesehen – keine Geschäftsfahrten mit Feuerwehr-Lkw zugelassen werden. Auch die ausnahmsweise zulässigen Nutzungen für die Berufsfeuerwehr sind künftig nicht mehr vorgesehen.

Begrünte Lärmschutzwand

Der Baukörper des Gerätehauses soll zudem entlang der Südseite des Baugebietes so ausgerichtet werden, dass die geräuschmindernde Wirkung der Immobilie genutzt wird. Dabei gehen die Planer von einer Gebäudehöhe von 8,50 Metern aus. Als weitere Schallschutzmaßnahme ist eine Lärmschutzwand vorgesehen. Diese wird zwischen drei und vier Metern hoch sein, eine Länge von 69 Metern haben und soll auf der Nordseite, also aus Blickrichtung der Anwohner, begrünt werden.

So will sich die Feuerwehr künftig aufstellen

Vier Wachen für die Berufsfeuerwehr, mehr Personal und zwei Neubauten – das sind die Eckpunkte des neuen Brandschutzbedarfsplans der Stadt.

Er wurde im Dezember im Rat der Stadt verabschiedet.

Vorgesehen sind Investitionen in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro.

Kleinere taktische Einheiten, die schneller am Einsatzort sind, sind das Ziel.

Zwei Neubauten sind geplant. Die Berufsfeuerwehr will die Wache Mitte (Märkischer Ring/Lange Straße) aufgeben und in einen Neubau (vermutlich Frankfurter Straße) ziehen. Ein weiterer Neubau wird in Eckesey entstehen.

Darüber hinaus ist angedacht, die neue Hasper Wache am Fuße der Tückingstraße wieder für die Berufsfeuerwehr zur Verfügung zustellen.

Damit scheint jetzt endgültig der Weg frei, die Neukonzeption der Freiwilligen Feuerwehren durch ein entsprechendes Netz an modernen Gerätehäusern auch abschließen zu können – selbst wenn auf ein geselliges Event zum jetzt möglichen Baustart verzichtet wird. In Zukunft liegt dann der Fokus auf dem jüngst erst verabschiedeten Brandschutzbedarfs- und Entwicklungsplan für die Berufsfeuerwehr, der für die Zukunft vier dezentrale Standorte in Haspe, Hohenlimburg, Mitte sowie im Norden der Stadt für die Beamten vorsieht. Hier sind weitere Investitionen in Steine, Gerätschaften und Personal jenseits der 30 Millionen Euro vorgesehen.​