Hagen-Wehringhausen. Nach der Schock-Nachricht können die Hawker-Mitarbeiter nach dem drohenden Produktionsende im Sommer sich mit einer Abfindung trösten.

Für die etwa 200 Mitarbeiter der Batterieproduktion bei der Firma Hawker in Hagen-Wehringhausen steht der Sozialplan sowie Interessensausgleich. Demnach haben sämtliche Kollegen die Chance, ab 1. Juli 2021 für ein Jahr in eine Transfergesellschaft (BOB Transfer GmbH) zu wechseln, wo sie weiterhin 80 Prozent des zuletzt gezahlten Nettolohns erhalten und für künftige Aufgaben fit gemacht werden. Darüber hinaus gibt es für jeden Beschäftigten pro Berufsjahr ein Monatsgehalt als Abfindungszahlung – maximal 150.000 Euro. „Die meisten Kollegen sind mit diesem Abschluss zufrieden. Was in den Verhandlungen erreicht wurde, ist ein wirklich guter Abschluss“, bilanziert Betriebsratsvorsitzender Andreas Koll, nachdem das Ergebnis coronabedingt lediglich in Kleingruppengesprächen an einen Großteil der Belegschaft kommuniziert werden konnte.

Die traditionsreiche Batterieproduktion in Hagen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgreift (einst Accu und Varta), steht vor dem endgültigen Aus. Die Enersys-Konzernzentrale in den USA hatte der Hawker-Belegschaft in Hagen im November eröffnet, dass die Herstellung am Standort Wehringhausen zum 30. Juni 2021 eingestellt werde. Es soll lediglich ein kleinerer Montagebereich erhalten bleiben. Davon betroffen sind zunächst einmal 200 Arbeitsplätze in der Produktion. Die 180 Kollegen im Bereich der Administration, bei Service, Vertrieb, Controlling, IT, Sicherheitsdienst und Verwaltung, deren Außendienstkräfte zum Teil weltweit unterwegs sind, können auf eine Weiterbeschäftigung hoffen.

Enersys: Abbau von Überkapazitäten

„Nachdem in den letzten zwölf Monaten am Produktionsstandort Hagen massive Verluste generiert worden sind und die Auslastung des Werkes zuletzt unter 50 Prozent lag, hat sich der Enersys-Konzern entschieden, die Produktion am Standort Hagen zu schließen“, hieß es seitens des Unternehmens. Der Konzern erwarte nicht, dass sich der Markt im Bereich der klassischen Bleibatterien wieder steigere. Daher müssten Überkapazitäten abgebaut werden.

Dennoch steht für den Hagener IG-Metall-Bevollmächtigten Jens Mütze und Betriebsratschef Koll weiterhin der Erhalt von Arbeitsplätzen an erster Stelle. „Die Gespräche, die Produktion über andere Interessenten fortzuführen, laufen parallel weiter“, möchten die beiden Arbeitnehmervertreter die Politik vor Ort, aber auch bei Land und Bund nicht aus der Verantwortung entlassen, zumindest Teile des Betriebes unter neuer unternehmerischer Verantwortung fortzuführen. „Die grundsätzliche Bereitschaft von Enersys, hier Brücken zu bauen, ist da“, betont Koll, dass Energiespeichertechnologie mit Batterien weiterhin in die Zeit passten. Gleichzeitig berichtet Mütze, dass im Metallbereich der Bedarf an Fachkräften zurzeit wieder anziehe und somit die Job-Aussichten – gerade über den Umweg einer Transfergesellschaft – gar nicht so schlecht seien.

Hawker bleibt als Vertriebsgesellschaft

Enersys selbst möchte Hawker in Hagen lediglich als Vertriebsgesellschaft fortführen, so dass ein Teil der heutigen Verwaltung und die Arbeitsplätze der Vertriebsmitarbeiter erhalten bleiben könnten. Die Halbwertzeit dieser Zusage bleibt derweil offen. Die Kapazitäten in Wehringhausen sollen in eine Produktionsstätte in Polen verlagert werden. Der US-amerikanische Mutterkonzern (Pennsylvania), der sich als weltweit führender Anbieter von Energiespeicherlösungen für industrielle Anwendungen versteht, verspricht sich von der Schließung des traditionsreichen Produktionsstandortes eine Kostenersparnis von etwa 17 Millionen Euro.