Hagen. Ein schneller Lockdown in der Vorweihnachtszeit trifft den Einzelhandel in Hagen hart. Das sagen die Geschäftsinhaber zu den Plänen des Landes.

Den großen Teil der Hagener Einzelhändler trifft ein neuerlicher Lockdown, der laut Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) noch vor Weihnachten „schnellstmöglich“ in Nordrhein-Westfaken umgesetzt werden soll, mit voller Wucht. „Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das eine absolute Katastrophe“, sagt City-Manager Wladimir Tisch von der Citygemeinschaft Hagen.

Eine Einschätzung, die auch die Geschäftsführer der beiden großen Einkaufs-Galerien in der Hagener Innenstadt teilen. „Das Weihnachtsgeschäfts ist die umsatzstärkste Zeit – und jetzt das“, so Christoph Höptner, Centermanager der Rathaus-Galerie. „Wenn eine Schließung am Ende dazu führen würde, dass die Zahlen wirklich sinken, so könnte man das verstehen. Aber mit Blick auf die Gastronomie, wo ein Lockdown ja auch keine Effekte gezeigt hat, sind Zweifel angebracht. Wir können nur hoffen, dass möglichst viele Einzelhändler diesen zweiten Lockdown überleben.“

Furcht vor Auswirkungen auf angeschlagene Händler

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Dass der zweite Lockdown Händler an den Rand der Existenz bringen kann, glaubt auch Thomas Eggert, Volme-Galerie. „Als Centermanager muss ich sagen: Das ist ein Desaster. Die Regale der Händler sind voll, umsatzstarke Tage stehen bevor. Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Lockdown jetzt auf angeschlagene Händler auswirkt.“

Aus medizinisch-gesellschaftlicher Sicht hat Eggert ein gewisses Verständnis: So wie die Zahlen sich entwickelt hätten, sei es nur schwer vorstellbar, ohne verschärfte Maßnahmen einfach weiterzumachen.

Einzelhändler sauer über pauschale Schließung

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Eine pauschale Schließung aller Geschäfte kann Johannes Müller, Inhaber von „Onkel Joe sein Laden“ in Wehringhausen, nicht nachvollziehen. „Es gibt Zeiten, da verteilen sich 10 bis 15 Kunden auf einen Tag“, sagt der Einzelhändler in Randlage, der sich auf nachhaltige Mode spezialisiert hat, „unser Ladenlokal umfasst 150 Quadratmeter. Hier ist es überhaupt kein Problem, Abstand zu halten. Und wenn ich dann sehe, wie es in Bussen und Bahnen zugeht, fehlt mir jedes Verständnis.“ Die schnelle Schließung droht aber auch ihm. „2020 ist für mich ein einziger Existenzkampf. Ich kann nicht sagen, ob ich das jetzt überstehe“, so Müller.

Immerhin habe man eine gewisse Erfahrung aus dem ersten Lockdown, so Björn Garthe, Inhaber des Elektrofachgeschäfts Expert-Garthe. „Dass aber der Lockdown jetzt sogar so kurzfristig kommen kann, damit haben wir nicht rechnen können.“ Immerhin: Online- und telefonische Bestellungen seien wohl weiterhin möglich. „Als Servicehändler dürfen wir Waren ausliefern.“ Immerhin ein kleiner Trost.

Fahrradhandel läuft gut, Katastrophe für Verkauf von Instrumenten

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Zwiegespalten sieht Hans Werner Schepers vom Bikestore die neue Situation. Das Geschäft an der Konkordiastraße verkauft sowohl Fahrräder als auch Musikinstrumente. „Wir hatten ein strammes Bike-Jahr“, sagt Hans Werner Schepers, der erst vor vier Wochen eine neue Werkstatt eröffnet hat, „da kann ich mich nicht beklagen. Es ist auch deshalb gut gelaufen, weil wir im richtigen Moment Mut bewiesen und Fahrrad-Bestellungen nicht storniert haben.“

Im ohnehin schwierigen Geschäft mit Musikinstrumenten sei ein schneller Lockdown ein Drama. „In diesem Bereich sind wir auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen“, so der Geschäftsführer, „da können wir nur hoffen, dass die Menschen bereit sind, größere Anschaffungen zu verschieben.“ Diese Hoffnung hegen viele Händler.