Breckerfeld. Was für ein herzerwärmendes Zeichen: Landwirte rollten mit ihren funkelnden Traktoren vor das Breckerfelder Altenheim. Mitten in der Coronakrise.

Eingepackt in einer violetten Jacke, passender Mütze und kuscheliger Decke, sitzt Hildegard Hufnagel in ihrem Rollstuhl und beobachtet die vorbeiziehenden Trecker. Fasziniert von dem Lichtermeer, winkt die 88-jährige Bewohnerin des St. Jakobus Seniorenheimes den Landwirten zu. „Das war einfach ganz toll. Die ganze Mühe, die dahintersteckt“, beschreibt Hildegard Hufnagel mit leuchtenden Augen. Lichterkette, Kerzen und Weihnachtsdekorationen aller Art zieren die Fensterscheiben des Hanserings in Breckerfeld.

Kinderlachen und Jingle Bells: Eine Freude für Jung und Alt

Kinderlachen und die Melodie des Klassikers Jingle Bells ertönen aus der Menge. Der Dampf von heißem Tee, ab und zu auch die erwachsene Version erleichtert den Familien die Wartezeit.

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Der eisige Wind scheint den meisten Besuchern nichts auszumachen. Passend zur Jahreszeit haben sich die Kinder in ihre schönsten Schneeanzüge geworfen. Zwischendrin blinkt sogar das ein oder andere Mützchen und macht den Traktoren Konkurrenz. Weihnachten liegt in der Luft und sorgt bei den Breckerfeldern für eine festliche Stimmung. Man könnte annehmen, die Atmosphäre wäre typisch für diese Zeit und an sich nichts Besonderes, doch in diesem schwierigen Jahr fällt den meisten Leuten ein beherzigtes Lachen schwer.

Ein Funken Hoffnung, Landwirte bringen Licht ins Dunkel mit ihren funkelnden Traktoren: die BEwohner des Altenheims hatten sichtlich große Freude.
Ein Funken Hoffnung, Landwirte bringen Licht ins Dunkel mit ihren funkelnden Traktoren: die BEwohner des Altenheims hatten sichtlich große Freude. © Nele Gimbel

Die Absage des jährlichen Weihnachtsmarktes und Kontaktbeschränkungen sind nur zwei von vielen Umständen, die einigen die herkömmliche Festtagsstimmung verdirbt. Um den entgegenzuwirken, fahren Agronom und Agronominnen aus dem Kreis Ennepe und Hagen mit einem Konvoi aus rund 50 Traktoren durch die Straßen und erhellen mit Hunderten von Lichtern die abendliche Dunkelheit. Geschmückt in Rot, Grün und Gelb oder mit schillernden Rentieren und Weihnachtsmännern tuckern die Landwirte den Hansering herunter und erfreuen sich an dem Jubel und Geklatsche der Besucher. Besonders betroffen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind die Bewohner von Seniorenheimen. Aufgrund des erhöhten Risikos eines schwereren Krankheitsverlaufes dürfen sie wenig bis keinen Besuch empfangen. So auch im St. Jakobus Seniorenheim in Breckerfeld. Mit nur einigen wenigen Ketten geschmückt, strahlt das Gebäude nicht wirklich Weihnachtsstimmung aus. Getreu nach ihrem Motto „Ein Funken Hoffnung“ versuchen Landwirte den teils einsamen Senioren ein Stück des Zaubers dieser Jahreszeit zurückzugeben. Die Karawane zieht sowohl die Bewohner als auch das Personal an Straße.

Der Gesundheit zur Liebe blieben viele an ihren Fenstern stehen

Eingeschlossen Kerstin Paul, die als Pflegerin im St. Jakobus Seniorenheim tätig ist. „Ich habe Gänsehaut. Es bereitet den Senioren eine Freude und sorgt in dieser schweren Zeit wenigstens für ein bisschen Weihnachtsstimmung“, erzählt Kerstin Paul. Ein älterer Herr schiebt seinen Vorhang zur Seite und blickt erwartungsvoll aus dem Fenster in Richtung Straße. Nicht alle Bewohner können die Show von der Straße aus verfolgen. Der Gesundheit zur Liebe bleiben sie im Warmen und nutzen die Aussicht ihrer Fenster, was die Vorfreude aber keinesfalls mindert. Auch im Dunkeln sind die fröhlichen Gesichter und Lachfalten zu erkennen. Zunächst eine simple Reaktion, jedoch das einzige Ziel dieser Aktion.

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Den betroffenen Menschen in dieser schwierigen Zeit ein beherztes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Heiner Born, Ortslandwirt aus Breckerfeld, bedankte sich auf der Social Media Plattform Facebook für die Unterstützung und Teilnahme an der Aktion.

„Ich glaube, es ist uns gelungen, in dieser schwierigen Zeit ein bisschen Hoffnung, Freude und Licht in diese Weihnachtszeit zu bringen“, schreibt der Landwirt bei Facebook.„Wir hatten auf den Treckern oft eine Gänsehaut und so manche Freudenträne ist auch mal gekullert“, gesteht Heiner Born.