Hagen. Hagen kommt mit dem Bau neuer Einrichtungen nicht hinterher, die Nachfrage steigt. Eine Überbelegung von Einrichtungen soll kurzfristig helfen.
„Das Kita-Personal arbeitet bereits jetzt am Anschlag“, sagt Jugendamtsleiter Reinhard Goldbach. Und das nicht nur, weil es derzeit auf die Umsetzung zahlreicher Corona-Regeln achten muss, wie täglich Fieber bei den Kindern zu messen und im Kontakt mit den Kindern auch Maske zu tragen. Es fehlen Kita-Plätze. Und zwar reichlich, wenn die Stadt die 2012 vom Jugendhilfeausschuss festgelegte Betreuungsquote von 38 Prozent im U3-Bereich erreichen will: 400 Plätze fehlen, und auch in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen gebe es nach Berechnung der Stadt dann 400 Plätze zu wenig für das Kindergartenjahr 2021/2022.
Es gibt einen eklatanten Fehlbedarf an Betreuungsplätzen in Hagen. Einige Kitas sind bereits seit mehreren Jahren überbelegt. „Und es führt eigentlich kein Weg daran vorbei, zusätzliche Plätze durch Überbelegung durch Vereinbarungen mit den Trägern zu schaffen“, betont Goldbach.
So will die Stadt neue Plätze schaffen
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Nach Prüfung der Belegungslisten der Einrichtungen wäre die Schaffung von etwa 50 zusätzlichen Plätzen möglich – jeweils zur Hälfte für den U3- und Ü3-Bereich. Der Vorschlag soll im Januar mit den Trägern der Einrichtungen beraten werden. Seitens der Kommune könnten zusätzlich 14 U3-Plätze und 13 Ü3-Plätze zur Verfügung gestellt werden. Die geplante Überbelegung sei allerdings nur eine temporäre Lösung, mit der man auch keineswegs wirklich zufrieden sei.
Um den künftigen Herausforderungen und dem tendenziell weiter steigendem Platzbedarf begegnen zu können, sei es jetzt „zwingend notwendig“, geplante Neubau- und Ausbaumaßnahmen in Hagen schnellstmöglich zu realisieren. „Wir können das nicht vor uns herschieben“, betonte Goldbach im Jugendhilfeausschuss, das dringend Handlungsbedarf bestehe.
Überbelegung schnell abbauen
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Der Vorschlag zur Überbelegung der Einrichtungen sei dabei „unter Qualitätsgesichtspunkten kritisch“, zeigt die Stadt ganz offen die Probleme auf, die sie bei dieser Entscheidung sieht. Daher soll die Überbelegung auch schnellstmöglich „in den Einrichtungen wieder abgebaut werden.“
Die Voraussetzung dafür: Es gibt neue Plätze. Und da stoße es besonders sauer auf, wenn Neubaupläne für eine Kita in Haspe, die 75 davon schaffen soll, sich wegen der Offenlegung eines Baches verzögert. „Das ist sehr, sehr ärgerlich, dass sich ein so wichtiges Projekt wegen der Offenlegung eines Baches verzögert“, machte auch Karin Köppen (Grüne) ihrem Ärger über die kürzliche Entscheidung der Bezirksvertretung Haspe in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses Luft.
Schnelle Lösung nicht in Sicht
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Gerade unter Coronabedingungen stelle sie es sich schwierig vor, die Gruppen in den Einrichtungen weiter zu vergrößern. „Der Ausbau der Plätze muss schneller gehen“, forderte sie.
Eine schnelle Lösung ist aber nicht wirklich in Sicht. Denn so wie es aussieht, werden im kommenden Kindergartenjahr keine neuen Kindertageseinrichtungen in Hagen fertiggestellt. „Bei drei bestehenden Einrichtungen wird es aber einen Ausbau um jeweils eine Gruppe geben“, schildert die Stadt Hagen – und zwar in der Kita Franzstraße, in der katholischen Kita Knüwenstraße sowie in der Ev. Kita Dümpelstraße. Der Neubau der Kita Markanaplatz verschiebt sich (wie berichtet) um einige Monate nach hinten. Und auch der Neubau der Kita im Jungfernbruch werde laut Auskunft der Stadt voraussichtlich erst zum Kindergartenjahr 2022/2023 fertig gestellt.
Stadt ist um Lösungen bemüht
Vor allem weil die Stadt mit stetig weiter steigenden Kinderzahlen rechnet, müsse man jetzt schnell weiterkommen, um dem künftigen Fehlbedarf begegnen zu können. Zumal Hagener Eltern einen einklagbaren Rechtsanspruch bei der Versorgung mit einer Betreuungsplatz haben.
Die Stadt ist sehr um Lösungen bemüht. Dennoch bleibt zunächst der bittere Beigeschmack. „Die Überbelegung ist keine gute Lösung. Für alle nicht“, befand auch Karin Köppen.