Hagen. In den nächsten Jahren sollen in Hagen insgesamt 810 neue Kindergartenplätze geschaffen werden. Dennoch verfehlt die Stadt die Versorgungsquote.

Angesichts steigender Kinderzahlen in Hagen forciert die Stadt den Neu- und Ausbau von Kindergärten. In den nächsten Jahren sollen insgesamt 810 neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Trotzdem wird das nicht ausreichen, um die im Jahr 2012 vom Stadtrat festgelegten Versorgungsquoten von 38 Prozent im U3-Bereich und 98 Prozent im Ü3-Bereich auch nur annähernd zu erreichen. „Trotz des ehrgeizigen Ausbauprogramms Aktionsplan Kita gelingt nur im Ü3-Bereich eine kleine Verbesserung der Versorgungsquote. Im U3-Bereich können wir den Status Quo halten, der Zugewinn an Plätzen wird durch die prognostizierte Kinderzahl aufgezehrt. Allerdings gibt es hier noch die Möglichkeit des Ausbaus der Tagespflege“, berichtet Reinhard Goldbach, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales.

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Dass die Stadt so in Verzug geraten ist, hat vor allem mit dem unvermindert anhaltenden Zuzug von Ausländern und damit auch von Kindern nach Hagen zu tun. Derzeit leben in der Stadt 11.902 Kinder im Vorschulalter, mehr als die Hälfte von ihnen hat nicht einmal das dritte Lebensjahr erreicht. In den 105 Hagener Kindergärten werden 6550 Jungen und Mädchen betreut, davon 1310 U3-Kinder.

Einklagbarer Rechtsanspruch

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen seit 2013 um einen gegenüber der Stadt einklagbaren Rechtsanspruch handelt. Würden also alle Eltern ihre Kinder in einer Tagesstätte anmelden und auf einem Betreuungsplatz bestehen, würde das System kollabieren. So aber kommt die Stadt mit einem blauen Auge davon, weil viele Familien ihre Kinder erst mit vier oder fünf Jahren in eine Kita schicken. „Wir brauchen auf jeden Fall neue Kindergärten“, so Dirk Hannusch, Abteilungsleiter im Fachbereich Jugend und Soziales.

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Dennoch wird es im gesamten Kindergartenjahr 2020/21 nicht eine Neueröffnung geben. Das hat mir der schwierigen Suche nach geeigneten Grundstücken, vor allem aber mit den gestiegenen Bauvorschriften, die gerade das Bauen von sozialen Einrichtungen immer bürokratischer und komplizierter machen, zu tun. Das ist ein Grund, warum derzeit 670 Betreuungsplätze fehlen, um die vorgegebenen Quotenziele zu erreichen. So musste die Stadt die Erweiterung der Kita am Kuhlerkamp um einen Anbau zu den Akten legen, weil bei der Projektprüfung herauskam, das das für den Anbau vorgesehene Areal als Ausgleichsfläche festgesetzt ist und nicht bebaut werden darf.

Zahlreiche Neueröffnungen

In den Jahren 2021/22 und 22/23 wird es zu zahlreichen Neueröffnungen kommen. Das ehrgeizigste Projekt ist sicherlich der Kindergarten im Block 1 in Wehringhausen, wo 150 Knirpse betreut werden sollen. Immerhin 75 Plätze werden in der Wörthstraße (Eilpe), im Jungfernbruch (Haspe), am Markana-Platz (Haspe), an der Langenkampstraße (Hohenlimburg) und in der Cunostraße (Emst) geschaffen. Hinzu kommen kleinere Einrichtungen, die nichtsdestotrotz in ihrem Viertel dringend benötigt werden.

Bei der Betreuung übernehmen neben den Kindergärten auch Tagesmütter eine wichtige Rolle. 92 Hagenerinnen haben die von der Stadt angebotene Ausbildung durchlaufen und behüten zurzeit 337 Kinder unter drei Jahren. Und auch die mittlerweile elf Großtagespflegestellen (die erste wurde 2017 eröffnet), in denen zwei Tagesmütter bis zu neun Kinder betreuen dürfen, sind restlos ausgebucht. Dieses Modell ist so erfolgreich, dass neun weitere Einrichtungen dieser Art geplant sind.

Steigende Kinderzahl

Eine Prognose der Stadt Hagen zur Bevölkerungszahl besagt, dass die Zahl der Kinder unter sechs Jahren in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Derzeit sind es 11.902 Kinder, im Jahr 2021 sollen es 12.272 und im Jahr 2022 dann sogar 12.642 Kinder sein. 2015 waren es nur 10.038 Kinder.

Die vom Hagener Stadtrat angepeilten Versorgungsquoten mit Kindergartenplätzen werden im laufenden Kindergartenjahr 2020/21 verfehlt. Sie liegen bei 38 Prozent im U3-Bereich (tatsächlich sind es nur 32,5 Prozent) und bei 98 Prozent im Ü3-Bereich (94,3 Prozent).

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes nahmen im März 2020 in Nordrhein-Westfalen 620.776 Kinder unter sechs Jahren ein Angebot der Kindertagesbetreuung in Anspruch, das waren 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 151.736 dieser Kinder waren noch keine drei Jahre alt. Damit wurden 4565 bzw. 3,1 Prozent mehr Kinder unter drei Jahren betreut, als das noch ein Jahr zuvor der Fall war.

Die Betreuungsquote stieg binnen Jahresfrist von 28,2 Prozent auf 29,2 Prozent. Regional variierten die Betreuungsquoten der unter Dreijährigen zwischen 17,6 Prozent in der Stadt Duisburg und 39,9 Prozent im Kreis Coesfeld.

Vor einem Jahr ergab eine Umfrage des Fachbereichs Jugend und Soziales, an der sich immerhin 3000 Eltern beteiligten, dass 93 Prozent von ihnen mit dem Betreuungsangebot in den Hagener Kindergärten zufrieden sind. Auch der Bedarf nach längeren Öffnungszeiten erwies sich als gering.