Hagen-Mitte. Warum das Theater durch die Hagener City zieht und wann das Weihnachtsmärchen „Alice im Wunderland“ gezeigt wird.

Die Parade der Märchenfiguren wirkte beschwingt und fröhlich, doch der Hintergrund war ein ernster: Das diesjährige Weihnachtsmärchen „Alice im Wunderland“ werden tausende von Kindern aus Hagen und den Nachbarstädten vorerst nicht sehen können, da aufgrund der Corona-Pandemie alle kulturellen Spielstätten – so auch das Hagener Theater – geschlossen sind. Außerdem verstand sich der Umzug durch die Innenstadt – ein Flashmob, der heute Vormittag und Mittag veranstaltet wurde – als Hagener Beitrag zu der Aktion „#Wir sind da“ des Deutschen Bühnenvereins.

Theaterbotschaft wird eingeweiht

Der Deutsche Bühnenverein hatte alle Kulturstätten aufgefordert, mit besonderen Aktionen auf ihre dramatische Situation in der Covid-19-Zeit aufmerksam zu machen. In Hagen führte die „#Wir sind da“-Parade, die aus sechs Schauspielern in „Alice­ im Wunderland“-Kostümen und Vertretern und Sympathisanten des Theaters bestand, über die Elberfelder Straße hin zur Kampstraße. Nicht ohne Grund, denn in der Kampstraße 13 wurde die „Theaterbotschaft“, eine neue Einrichtung es Hagener Theaters, eingeweiht. https://www.wp.de/staedte/hagen/theaterraum-mitten-in-der-hagener-city-id230577122.html

Besagter Kontaktraum befindet sich in einem ehemals leerstehenden Ladenlokal mitten in der City. „Wir hoffen, dass wir an dieser zentralen­ Stelle gut sichtbar sind und die Leute uns besser erreichen können. Unser Wunsch ist es, dass wir trotz der Schließung des Hauses in aller Munde bleiben“, erläuterte Dr. Thomas Brauers. Der Geschäftsführer des Theaters sprach vom „Glück im Unglück“, als er über die sich in Kurzarbeit befindenden Kollegen­ redete. „Die Zahl variiert, je nachdem, für wie viele Mitarbeiter im Haus überhaupt noch etwas zu tun ist“, sagte Brauers. Mal seien 90, derzeit 180 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Viele Mitarbeiter in Kurzarbeit

In der vergangenen Spielzeit habe das Theater von März bis Juni 900.000 Euro weniger an Ticket- und Gastspielerträgen eingefahren, rechnete Brauers vor. „Trotzdem kommen wir ohne finanzielle Verluste aus der Krise heraus, da viele der Mitarbeiter Kurzarbeitergeld bekommen haben beziehungsweise bekommen. Außerdem sparen wir eine Menge an Produktions- und Energiekosten.“

Mitarbeiter des Theaters verteilen rote Aktions-Luftballons an Passanten in der Elberfelder Straße.
Mitarbeiter des Theaters verteilen rote Aktions-Luftballons an Passanten in der Elberfelder Straße. © WP | Michael Kleinrensing

Brauers nachdenklich weiter: „Doch die Frage ist doch: Was kommt danach?“ Der ein oder andere Abonnent werde nicht wiederkommen, befürchtet Brauers, „viele ältere Stammkunden werden uns jetzt Lebewohl sagen“. Außerdem würde über ein oder zwei Jahre der Theater-Nachwuchs ausbleiben, „der natürliche Kreislauf unter den Zuschauern ist gestört“.

Auch Intendant Francis Hüsers begleitete die Parade. Aufgrund der Planungsunsicherheit in den kommenden Wochen und Monaten bietet sein Haus bis Mitte Januar keine Vorstellungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen an (wir berichteten). „Wir erstellen in Kürze einen neuen Spielplan mit der Hoffnung, dass dieser dann ab Mitte Januar zum Tragen kommt.“ https://www.wp.de/staedte/hagen/maskenpflicht-bremst-hagener-theater-nicht-aus-id230672974.html

Aber zurück zu „Alice im Wunderland“: Wann mit der Premiere des Märchens zur Weihnachtszeit zu rechnen ist? „Wir werden es in der Adventszeit 2021 spielen“, so Intendant Francis Hüsers.

CD zum Märchen „Alice“

Zum Märchen ,Alice im Wunderland“ gibt es eine CD (Auflage 500 Stück) mit Musik von Andres Reukauf. Die CD ist für acht Euro an der Theaterkasse erhältlich.

Die Theaterkasse hat dienstags bis freitags von 10 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

In der Theaterbotschaft in der Kampstraße 13 hat montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr und mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Auch Lutz-Leiterin Anja Schöne, die das beliebte Märchen von Lewis Carroll bearbeitet hat, beteuerte mit trauriger Stimme: „Wir werden das fantastische Märchen nicht wegschmeißen.“

Probenstart für das Stück sei am 5. Oktober, die Generalprobe am 6. November gewesen, „aber wir konnten ,Alice im Wunderland’ dann ja aufgrund der Schließung des Hauses kein einziges Mal spielen­.“