Hagen-Mitte. Ein leerstehendes Ladenlokal in der Hagener City wird umgebaut. Was dort demnächst geboten wird, erzählt Theaterbotschafter Olav Schröer.

Das Hagener Theater geht zu den Menschen, besser gesagt, präsentiert sich in der Fußgängerzone in einem derzeit noch leerstehenden Ladenlokal. Möglich macht das die Projektförderung „Neue Wege“. Dahinter verbirgt sich ein Konzept, das den Bereich Theaterpädagogik ausbaut, aufwertet und die Schaffung neuer Stellen – unter anderem die eines Theaterbotschafters – ermöglicht.

Olav Schröer heißt der Mann, der seit Mitte August (also seit Beginn der neuen Spielzeit) als Theaterbotschafter am Hagener Haus beschäftigt ist. Gemeinsam mit Theaterpädagogin Sara Walsley (ebenfalls neu in Hagen) und einem Bufdi wird der 53-Jährige die ehemaligen Räume von Optiker „Brillen Backer“ mit kulturellem Leben füllen.

Derzeit sind die Handwerker im Erdgeschoss in der Kampstraße 13 am Wirbeln, doch das Theater hofft, die Theaterbotschaft, wie der Laden künftig heißen soll, im November oder Dezember einweihen zu können. Vorher müssen noch Decke und Elektrik erneuert und moderne Heizkörper eingebaut werden, „und die Theaterschreinerei baut uns Schreibtische“, so Schröer.

Showroom mit Sitzkissen

Das Theater hat die Räumlichkeiten übrigens von Rüdiger Althaus, Besitzer der Innenstadt-Immobilie, angemietet. Althaus, der seit mehr als 30 Jahren dem Theater sehr zugetan und seit vielen Jahren auch Mitglied im Theater-Förderverein ist, war von der Idee, im früheren Optiker-Laden eine Theaterbotschaft für alle (Hagener) Bürger zu installieren, gleich begeistert.

Der hintere Teil des früheren Geschäftes wird in den kommenden Wochen zur Bürofläche umgestaltet, der vordere Teil wandelt sich in eine Art Showroom mit Sitzkissen im Schaufenster und mobilem Mobiliar­.­

Lesungen und kleine Vorführungen

Im vorderen Teil sollen demnächst Lesungen, Diskussionen und kleine Vorführungen, die Appetit aufs Theater machen, stattfinden. Außerdem werden dort Kostüme aus aktuellen und vergangenen Produktionen gezeigt und die Werkstätten präsentieren ihr Handwerk. „Wir möchten hier zum Beispiel mal zeigen, wie eine Perücke entsteht, ein Kostüm genäht oder Requisiten und Kulissenteile entstehen“, konkretisiert der Theaterbotschafter.

Das Ladenlokal Theaterbotschaft versteht sich als Kontaktraum. „Unser Ansatz ist einfach“, sagt Olav Schröer, „wir warten nicht darauf, dass die Leute zu uns kommen, sondern wir gehen zu den Leuten beziehungsweise direkt in die City.“ Ziel sei es, manchen Bürgern die Angst vor dem „Hochkulturtempel“ zu nehmen und das Theater als spannenden Erlebnisraum darzustellen. Dem Hagener Haus sind im Rahmen des Projektes „Neue Wege“ vom Land NRW Fördergelder in Höhe von 1,2 Millionen Euro bewilligt worden; die Förderung erstreckt sich über drei Spielzeiten (von 2020/21 bis 2022/23).

In Hamm geboren und international unterwegs

Olav Schröer wurde in Hamm geboren.

Er studierte in Gießen angewandte Theaterwissenschaft, dann in Tel Aviv, wo er vier Jahre lang lebte, Theaterwissenschaft.

Später war er in Düsseldorf am Institut für Internationale Kommunikation beschäftigt, weitere Stationen seines beruflichen Werdegangs sind Seoul, Neu-Delhi und der Oman.

Ende 2019 kehrte Olav Schröer nach Deutschland zurück.

Die Arbeit als Theaterbotschafter am Hagener Theater reize ihn, so Schröer, da für ihn nicht die Größe einer Stadt relevant sei, sondern das, was man in einer Stadt bewegen könne.

Von dem Geld werden u.a. die Miete für das Ladenlokal, die Personalkosten für die neu im Bereich Theaterpädagogik eingestellten Mitarbeiter und neue Produktionen bezahlt. „Außerdem reise ich in die Umgebung und versuche, Menschen aus der Nachbarschaft für das Hagener Haus zu gewinnen“, sagt Olav Schröer. So rühre er künftig bei Institutionen, Vereinen und in Schulen in Nachbarstädten und -gemeinden die Werbetrommel. Der Grund liegt auf der Hand: Das Theaterpublikum besteht zu großen Teilen aus älteren Zuschauern, jüngere Besucher ins Theater zu holen und an das Haus zu binden, fällt schwer.