Lennetal. Zur Produktion dieses Materials will Waelzholz einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Aber entsteht das Werk auch in Hagen?

2400 Mitarbeiter weltweit. Produktionsstandorte in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Fast eine Milliarde Euro Umsatz und mit den eigenen Produkten Weltmarktführer in Sachen Innovation und Technologie. Die Kompetenz des Hagener Unternehmens C.D. Waelzholz , Hersteller von kaltgewalzten und wärmebehandelten Stahlbändern und einer der größten Hagener Gewerbesteuerzahler, ist gerade beim Bau von Elektromotoren in der Automobilindustrie hoch gefragt. Denn Waelzholz kann die hochwertigen Elektrobänder herstellen, die in elektrischen Maschinen als Eisenkern den magnetischen Fluss bündeln und die Leistungsfähigkeit beeinflussen. Um vom weltweiten Mehrbedarf profitieren zu können, will Waelzholz für etwas mehr als 100 Millionen Euro eine neue Ofenanlage nebst Werk errichten. In Hagen wäre Platz und Fläche dafür.

Dr. Hans-Toni Junius ist Chef des Unternehmens Waelzholz.
Dr. Hans-Toni Junius ist Chef des Unternehmens Waelzholz. © Archiv

Die Rahmenbedingungen könnten sich aber als Wettbewerbsnachteil erweisen. Dr. Hans-Toni Junius, Vorsitzender der Waelzholz-Geschäftsführung, wird unvermittelt deutlich: „Wir sprechen hier vom Investitionsvolumen von drei, vier Jahren unseres Unternehmens. Und die Entscheidung für das Werk und die Anlage hat eine zeitliche Perspektive von 30, 35 Jahren oder länger.“

Hoher Gewerbesteuersatz in Hagen ist ein Hindernis für die Investition

Dass der Standort Hagen, wo Waelzholz neben dem bestehenden Firmengelände rund um den Kabeler Bahnhof die nötigen Flächen besitzt, angesichts eines Gewerbesteuerhebesatzes von 520 Punkten bundesweit zu den teuersten gehört, ist nur eine Dimension bei der Entscheidungsfindung. Was Waelzholz mehr umtreibt, ist die energetische Frage. Allein die Elektroband-Produktion ist hoch energieintensiv. „Die Frage ist: Zu welchen Konditionen können wir Gas und Strom in 30 Jahren am Standort Hagen beziehen?“, sagt Junius.

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CO2-Bepreisung als Hürde: Deutschland hat da eine Vorreiterrolle

Die europäische CO2-Bepreisung und dabei insbesondere der deutsche Alleingang würden zu einer massiven Verschärfung der Wettbewerbsnachteile führen. Nicht nur global gesehen, sondern eben auch im Vergleich zu anderen EU-Ländern, in denen die Waelzholz-Konkurrenten beheimatet sind.

Mit dem nahenden Jahreswechsel werden deutsche Unternehmen, die Treibhausgase produzieren oder CO2 belastete Vormaterialien oder Energie einsetzen, mit Kosten für Emissionsrechte belastet werden. Ab Januar 2021 mit zunächst 25 Euro pro Tonne. Danach steigt die Belastung schrittweise auf bis zu 55 Euro im Jahr 2025 an. Für das Jahr 2026 soll ein Preiskorridor von mindestens 55 und höchstens 65 Euro gelten.

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Gleisanschluss am Kabeler Bahnhof gilt als starker Standortvorteil

„Das ist allein schon innerhalb der EU ein deutlicher Nachteil“, macht Dr. Hans-Toni Junius deutlich, dass beispielsweise die Konkurrenz in Österreich und Frankreich neben dem europäischen Emissionshandel keiner zusätzlichen CO2-Bepreisung unterliege. Während die CO2-Bepreisung mit Blick auf den Standort Hagen und das mögliche neue Werk zu einem wirtschaftlichen Risiko für Waelzholz werden könnte, habe Hagen aus der Sicht von Junius auch drei bedeutende Vorteile: den Gleisanschluss in Kabel die direkte Anbindung an die Autobahnen 1 und 45 und die Fachkräfte vor Ort, die bereits in der Elektroband-Produktion erfolgreich arbeiten und ihre Expertise in direkter Nachbarschaft zu einem neuen Werk in wertvolle Synergien münden lassen könnten.

Blick auf C.D. Waelzholz. Im Hintergrund die Lennetalbrücke zur Orientierung.
Blick auf C.D. Waelzholz. Im Hintergrund die Lennetalbrücke zur Orientierung. © Michael Kleinrensing

Europaweite Standortsuche für das neue Waelzholz

„Wir müssen sehen, dass wir technisch international wettbewerbsfähig bleiben, was die Energiekosten betrifft“, sagt Dr. Hans-Toni Junius. Man suche nach Möglichkeiten, das neue Werk in Hagen zu errichten, prüfe bis Frühjahr 2021 aber europaweit Standorte.

Um energetisch wettbewerbsfähig zu bleiben, hat Waelzholz ein Projekt aufgelegt, dass unter dem Arbeitstitel „Wasserstoff-Pyrolyse“ firmiert. Das Unternehmen will dabei Wasserstoff als Energielieferant einsetzen.

Hintergründe zum Pyrolyse-Projekt berichtet die Stadtredaktion

Hintergründe zum Pyrolyse-Projekt bei Waelzholz, zur Standort-Wahl des neuen Werkes und in welchen Marken die Waelzholz-Produkte überall zu finden sind, werden wir in unserer kommenden Montagsausgabe ausführlich erläutern.