Hohenlimburg. Zuletzt kündigten große Kaltwalzbetriebe wie Bilstein Stellenabbau an. Doch wie geht es anderen Firmen aus der metallverarbeitenden Industrie?

Als Folge der Corona-Pandemie und struktureller Veränderungen in der Branche haben zuletzt Bilstein und Waelzholz den Abbau von mehreren hundert Stellen angekündigt.

Doch wie sieht es bei anderen Firmen der metallverarbeitenden Industrie an der Lenne aus? Und wie blicken sie auf die nächsten Wochen und Monate?

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Thyssenkrupp Hohenlimburg

Für Thyssenkrupp Hohenlimburg lag die Talsohle in den letzten zwei Monaten, August und September. Mittlerweile nähere man sich wieder dem Normalbetrieb, wie das Unternehmen auf Anfrage bekanntgab. Zuletzt zog der Versand und die Zahl der Aufträge wieder an. „Darunter könnte aber auch der Aufbau von Lagerbeständen entlang der Prozesskette fallen. Es ist daher viel zu früh, daraus einen länger anhaltenden Trend herauszulesen“, so Tanja Laven, Sprecherin von Thyssenkrupp Hohenlimburg.

Im Zuge von Corona war Kurzarbeit in erheblichem Umfang notwendig, um die weiteren Produktionspassungen zu realisieren und gleichzeitig einen Arbeitsplatzabbau zu vermeiden. Von der Kurzarbeit betroffen waren alle Betriebsteile und Abteilungen, zum Teil mit mehr als 50 Prozent der üblichen Betriebszeit. „Aufgrund der aktuell spürbaren Markterholung planen wir für Oktober keine Kurzarbeit.“

Inwieweit dieser Trend nachhaltig ist, lasse sich zurzeit noch nicht absehen. „Daher sind wir der Politik dankbar, dass uns dieses Instrument auch weiterhin bei Bedarf zur Verfügung steht.“

Ein Ausblick sei schwierig. „Der positive Trend deute zwar auf eine Aufhellung der konjunkturellen Lage hin, „allerdings ist kaum vorauszusagen, wie nachhaltig dies ist.“

Risse und Wilke

Gegenüber dem Frühjahr ist der Absatzmarkt für Risse + Wilke wieder auf höherem Niveau. „Es herrscht aber weiter kein Normalbetrieb, sondern in Teilbereichen weiterhin Kurzarbeit“, sagt Jörg Lohölter, Geschäftsführer Risse + Wilke. Dort lag das Maximum der Kurzarbeit in den Monaten April und Mai. Derzeit gibt es Bereiche mit und ohne Kurzarbeit und unterschiedlicher Auslastung: Die Produktion laufe an den meisten Hauptaggregaten und im Kontibereich wieder vollschichtig, aber an anderen Anlagen mit Zwei-Schichten.

Das Unternehmen produziert rund die Hälfte seiner Produkte für den Automotive-Sektor. Mit Blick auf die nächste Zeit solle man zwar generell optimistisch sein, so Lohölter. „Aber konkret sehen wir zum einen die Risiken einer zweiten Welle der Corona-Pandemie im Herbst und Winter, ebenso eine Zurückhaltung der Verbraucher bei Investitionen im Bereich größerer Anschaffung.“ Weiterhin befürchte man „Corona-Defizite“ in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft und beobachte auch den Transformationsprozess im Bereich Automotive. „Diese Punkte zusammengefasst lassen unseres Erachtens keinen nennenswerten Optimismus für das Jahr 2020 zu.“

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Bandstahl Schulte

Auch Bandstahl Schulte sieht nach Monaten mit Auftragsrückgängen derzeit leichte Verbesserungen. „Es bleibt abzuwarten, ob es sich hierbei um Nachholeffekte unserer Kunden handelt, oder ob das Wachstum nachhaltig ist“, so Geschäftsführer Carl-Michael Schulte. Das Normalniveau sei noch nicht erreicht.

Der Betrieb mit rund 130 Mitarbeitern beliefert neben der Automobilbranche auch die Bau- und Elektroindustrie. Dass die Abhängigkeit von Automotive nicht so erheblich ist, habe sich für den Betrieb positiv ausgewirkt. „Es ist allerdings anzuerkennen, dass auch andere Industrien in dieser Phase Schwächen gezeigt haben und somit auch unser Geschäft deutlich gelitten hat.“ Die Kurzarbeit konnte in Teilen wieder reduziert werden. Insbesondere in der Verwaltung bleibe Sie allerdings weiter, wenn auch im geringeren Maße. Das Unternehmen sei verhalten zuversichtlich, was die weitere Entwicklung betrifft. Entscheidend sei, ob die Erholung konstant bleibt. In naher Zukunft erwartet Schulte dennoch keine Rückkehr zu alten Zeiten. „Diese sehen wir frühestens in der zweiten Hälfte 2021 zurückkehren.“

Bandstahl-Service-Hagen

„Wir fahren noch keinen Normalbetrieb und sind auch in Teilbereichen der Verwaltung überwiegend noch in Kurzarbeit“, so Michael Leber, Geschäftsführer von Bandstahl-Service-Hagen (BSH). Der Rückgang in Absatz und Produktion betrug zuletzt noch etwa 15 Prozent, allerdings zeigten sich im September deutliche Verbesserungen „und auch die Prognosen für das 4. Quartal zeigen sich relativ stabil und konstant.“

In dem mittelständischen Unternehmen mit mehr als 60 Mitarbeitern war Kurzarbeit ab Mai über alle Abteilungen verbreitet. „Dazu in einigen Abteilungen solidarisch ein entsprechend hoher Gehaltsverzicht, auch um die nötigen Vertriebsstrukturen möglichst aufrecht zu erhalten.“ Die Monate Mai bis Juli 2020 hatten dann den höchsten Anteil an abgerechnetem Kurzarbeitergeld. Stellenabbau habe es dafür nur „in einem ganz geringen Maße“ gegeben, so Leber. „Glücklicherweise sind wir bisher nicht gezwungen, über größeren Personalabbau zu entscheiden.“ Er drücke allen vom Personalabbau betroffenen Betrieben und deren Mitarbeitern die Daumen der schnellen Erholung am Stahlmarkt.

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Martin & Weissgerber

Beim Kaltbandhersteller Martin & Weissgerber laufe die Produktion seit Anfang des Jahres auf gleichem Niveau, sagt Geschäftsführer Karl-Martin Schulte. Weder gebe es Ausschläge nach oben noch nach unten. Der Betrieb mit rund 30 Mitarbeitern produziert zum Großteil für Elektrotechnik und Gebäudebau. Nur rund zehn Prozent geht in den Automotive-Bereich

„Daher hatten wir im Frühjahr keinen haarsträubenden Abwärtstrend, wie viele Firmen aus dem Automobilsektor“, so Schulte, „und jetzt, wo dort wieder mehr Aufträge eingehen, ist es bei uns eher ruhig.“