Hagen. Ein Weihnachtsfest ohne Gottesdienste, ohne Krippenspiel, gar ohne Lieder? Corona lässt das möglich erscheinen. Die Kirchen in Hagen bauen vor.

Ein Weihnachtsfest ohne Kirchenbesuch ist für viele Menschen schlicht unvorstellbar. Und doch könnten in diesem Jahr während der Festtage alle Gottesdienste abgesagt werden – je nachdem, wie sich die Corona-Lage in den nächsten Wochen entwickelt. Ein Schreckensszenario, dem die Christen in Boele unbedingt vorbeugen möchten: „Wir möchten es weihnachtlich haben und wollen deshalb gemeinsam mit unseren evangelischen Brüdern und Schwestern in der Boelerheider Kampfbahn Gottesdienst feiern“, verrät Christoph Schneider, katholischer Pfarrer und Leiter des Pastoralverbunds Hagen-Nord.

Noch ist der weihnachtliche Freiluftgottesdienst von der Stadt Hagen allerdings nicht genehmigt worden. Um die Zustimmung des Corona-Krisenstabs im Rathaus zu erlangen, haben die kirchlichen Organisatoren ein Hygienekonzept erarbeitet, das größtmögliche Sicherheit bietet.

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Am 24. Dezember sind ab 14 Uhr vier Gottesdienste geplant – jeweils abwechselnd mit katholischem bzw. evangelischem Charakter. Vorgesehen ist, auf dem Spielfeld eine Bühne mit Altar aufzubauen, auch ein Weihnachtsbaum und eine große Krippe dürfen nicht fehlen. Die Besucher sollen unter der Tribüne, wo sie auch bei Regenwetter trocken bleiben, Platz nehmen. „Weihnachten lebt davon, dass man weihnachtlich miteinander singt und betet“, fasst Schneider die Gefühle vieler Christen zusammen.

Messe wird gelesen

Auch Dieter Aufenanger, Dechant der katholischen Kirche in Hagen, möchte gar nicht über einen kirchlichen Lockdown nachdenken: „Wir planen auf Grundlage der jetzt herrschenden Regelungen. Demnach wird es in allen Kirchen Weihnachtsmessen geben.“

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Aufenanger ist Pfarrer im Pastoralem Raum Am Hagener Kreuz, zu dem die Kirchengemeinden St. Bonifatius in Hohenlimburg, St. Elisabeth in Eppenhausen, Heilig Kreuz in Halden und Heilig Geist auf Emst gehören. In diesen Gotteshäusern werde es am Heiligen Abend um 19 und um 22 Uhr jeweils zwei Christmetten (in Halden um 22 Uhr eine Christvesper mit der evangelischen Gemeinde).

Und auch am ersten sowie am zweiten Weihnachtstag würden – Stand jetzt – Gottesdienste gefeiert, blickt Aufenanger voraus: „Natürlich werden wir im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten bleiben.“

Kreativität der Kirchenmusiker gefragt

Diese etwas umständliche Formulierung meint: strenge Abstandsregeln, Maskenpflicht, Kontaktformulare. Aber kein Handschlag als Zeichen des Friedens und vor allem: keine Weihnachtslieder. Kein Stille Nacht. Kein O du fröhliche. „Es ist traurig, aber ich glaube nicht, dass wir an Weihnachten schon wieder in der Kirche singen dürfen‘, sagt Aufenanger.

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Orgelmusik wird es natürlich geben, und der Dechant ist überzeugt, dass sich die Kirchenmusiker noch etwas einfallen lassen. „Vielleicht singen wir, vor oder im Anschluss an die Messe, draußen vor der Kirche, wo die Abstände eingehalten werden können“, überlegt Aufenanger. Denn die oft mit Inbrunst gesungenen Weihnachtslieder gehören für viele Gläubige nun mal zu den Höhepunkten der Festtage.

Große Krippe in der Marienkirche

So oder so hofft Aufenanger, dass trotz der Pandemie viele Menschen in die Kirchen strömen: „Wir werden zusätzliche Sitzplätze schaffen und zusätzliche Gottesdienste anbieten, damit trotz der beschränkten Besucherzahl pro Messe möglichst viele mitfeiern können.“

Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung

Fest steht schon jetzt, dass der Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes nur nach vorheriger Anmeldung im jeweiligen Pfarramt möglich sein wird.

Eine Anmeldung ist aber jetzt noch nicht möglich. Die Gemeinden weisen rechtzeitig darauf hin, ab wann man sich anmelden kann.

In der Marienkirche, dem größten Gotteshaus des neun Gemeinden umfassenden Pastoralen Raums Hagen-Mitte-West, habe der Gottesdienstbesuch seit Ausbruch der Pandemie im Spätwinter nachgelassen, berichtet Pfarrer Dr. Norbert Bathen: „Daher glaube ich auch nicht, dass an den Weihnachtstagen viele Menschen zur Kirche gehen wollen.“

Dennoch überlegen er und seine Kollegen, an den Festtagen zusätzliche Messen zu lesen. Auch die große Weihnachtskrippe in der Marienkirche soll aufgebaut werden. Was das Singen angehe, so Bathens eher ernüchternde Feststellung, habe er in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Gläubigen selbst die bekanntesten Weihnachtslieder gar nicht mehr mitsingen würden.