Boele. Sie standen selbst am Abgrund. Und doch wollen sie den Helden der Corona-Krise eine Freude machen. Hier werden Haarschnitte verschenkt.
Sie haben doch selbst gelitten. Und nicht nur sie, sondern alle anderen Inhaber von Frisör-Läden in dieser Stadt . Als der Corona-Lockdown im Frühjahr die Salons abschloss, standen sie ohne Einnahmen da. Ohne Perspektive und mit nackter Existenzangst. Dass es ausgerechnet Frisöre sind, die den stillen Helden in der Corona-Krise jetzt das Haareschneiden schenken, ist ein Zeichen höchster Solidarität in dieser Krise. Im Haarstudio „Glamour“ an der Schwerter Straße haben Pfleger, Ärzte, Krankenschwestern, Arzthelferinnen und alle freiwilligen Helfer dieser Stadt jetzt Waschen, Schneiden und Föhnen frei. Weil sie wertvollen Dienst an den Menschen tun.
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Wertschätzung für den Beruf wurde im Lockdown doppelt deutlich
Der Beruf des Frisörs verdient höchsten Respekt. Ganze Arbeitstage hinter Menschen stehen und Haare schneiden und das für ein nicht gerade hohes Gehalt. Welch hohe Wichtigkeit und Wertschätzung dem Beruf zukommt, erkannte man, a l s Deutschland im März und April in den Lockdown fiel und die Bürger sich notgedrungen die Haare wachsen lassen mussten .
Das war die Zeit, in der Familie Caliskan-Cenik sehen musste, wie sie durchhält. Es gab Hilfe vom Staat, das Ersparte wurde aufgebraucht, dazu brauchte es Durchhalte-Mentalität. „Wir sind da durchgegangen“, sagt Efraim Caliskan im Rückblick. Sieben Angestellte arbeiten bei ihm und seiner Frau und Inhaberin Gül Cenik Caliskan.
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Frisörläden haben in der Krise stark gelitten
Läden wie „Glamour“ sind für die Betreiber Lebensprojekte. Mit der Selbstständigkeit gehen Träume in Erfüllung. Und wer am Markt gut ist, dem bleiben Kunden treu. Allein im Boeler Ortskern um die Caliskan Ceniks herum kann man das ablesen. Schräg gegenüber liegt das traditionsreiche Haarstudio von Axel Nünnerich, den im Boeler Volksmund alle nur „Schere“ nennen. Ein Familiengeschäft über mehrere Generationen. „M & C“ am Boeler Markt, „Vision Hairstyling“ an der Hagener Straße, „La Vogue“ in der Denkmalstraße – alles keine unternehmerischen Eintagsfliegen, sondern etablierte Frisörgeschäfte, die in der Corona-Krise finanziell schon etwas durchgemacht haben.
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Etwa 30 bis 55 Euro Gegenwert pro Schnitt
„Das stimmt. Und trotzdem sind wir denen dankbar, die für andere Menschen etwas tun. Die in der Corona-Krise wichtige Jobs machen“, sagt Efraim Caliskan. Sie haben 2500 Karten drucken lassen, auf denen die Einladung an die Helden der Krise stehen: „An alle Schwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte und freiwilligen Helfer. Wir möchten ihnen, die sich in dieser intensiven und anstrengenden Zeit für uns einsetzen, etwas zurückgeben. Wir laden Sie ein: Waschen, Schneiden und Föhnen geschenkt.“ „Je nach Kunde und Aufwand sind das etwa 30 bis 55 Euro Gegenwert“, sagt Efraim Caliskan. „Wir sind ja schließlich auch dankbar, dass der Staat uns unter die Arme gegriffen hat, als der Lockdown uns zur Schließung gezwungen hat. Da wollen wir jetzt einfach auch etwas zurückgeben.
Berufszugehörigkeit nachweisen
Die ersten Interessierten haben bereits Termine gemacht. „Die Sache läuft gut an und die Leute trauen sich auch, das Geschenk anzunehmen. Das ist ja auch nicht selbstverständlich“, so Caliskan.
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Die einzige Bitte dabei: Die Zugehörigkeit zur Berufsgruppe sollte nachgewiesen werden. Beispielsweise durch einen Stempel des Krankenhauses, in dem man arbeitet. Auf den angefertigten Dankeschön-Karten, die das Glamour-Team in Boele und Umgebung verteilt hat, ist ein Stempelfeld freigehalten worden.