Hagen. Prozessauftakt in Hagen: Ein Rentner soll seine Nachbarin getötet haben. Offenbar wollte er sein Opfer anschließend im Keller einbetonieren.

Es ist wahrlich kein gewöhnlicher Prozess, der am Dienstag in Saal 201 am Landgericht Hagen über die Bühne geht. Was sich allein am medialen Interesse zeigt. Gleich vier Fernsehteams hatten sich angemeldet, um dabei zu sein, wenn ein 75-Jähriger Rentner aus dem Stadtteil Delstern aus der Haft vorgeführt wird. Seit Mitte Mai sitzt er in Untersuchungshaft.

Totschlag – so lautet die Anklage, über die das Schwurgericht unter Vorsitz von Richterin Heike Hartmann-Garschagen befinden muss. Dahinter verbirgt sich ein Verbrechen, dessen grausame Details selbst hartgesottene Ermittler erschüttert hat.

Mangelnde Luftzufuhr als Todesursache: Frau ist erwürgt worden

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Der Hausverwalter – so steht es in der Anklage – soll eine Nachbarin (59), die mit ihm und seiner Familie dasselbe Mietshaus bewohnt, getötet haben. Er soll sie mit einer Eisenstange geschlagen, die Frau schließlich erdrosselt haben. Todesursache, so ist es im Obduktionsbericht aufgeführt, sei mangelnde Luftzufuhr gewesen.

Damit aber nicht genug: Denn offenbar war es die Absicht des Rentners, sein Opfer in einem Kellerraum des Mehrfamilienhauses einzubetonieren. Der Angeklagte soll eine Art Grab, 1,20 Meter lang und gut 50 Zentimeter tief, ausgeschachtet haben. Polizisten, die er schließlich selbst gerufen hatte, fanden die Leiche in einer Regentonne, die wiederum mit Speisfässern und Zementsäcken beschwert war. „Estrich“ nannte sich vor diesem Hintergrund die Mordkommission der Polizei, bei der die Ermittlungsfäden zusammenliefen.

Jahrelange Streitigkeiten zwischen den Eigentümern

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Die Ermittler waren es auch, die in mühevoller Kleinarbeit die möglichen Hintergründe der Tat aufgedeckt haben. Es soll um jahrelange Streitigkeiten innerhalb der Wohnungseigentümergemeinschaft gehen. Von sieben Parteien im Haus tragen drei den gleichen Nachnamen und gehören zum familiären Umfeld des Angeklagten. Sicher ist: Die Getötete, eine alleinstehende Sozialarbeiterin, die in der Flüchtlingshilfe aktiv war, lag mit dem nun beschuldigten Hausverwalter und der Eigentümergemeinschaft seit Jahren im Clinch.

Dreimal wurde in den letzten Jahren vor dem Amtsgericht prozessiert, um die Entfernung einer Hecke oder falsche Abrechnungen. Am Tattag soll es wieder einmal zu einem heftigen Streit zwischen den verfeindeten Haus-Parteien gekommen sein: Aufgrund eines Rohrbruchs waren vor dem Haus die Straße aufgerissen und das Wasser abgestellt worden. Die Frau vermutete dahinter offenbar eine weitere Schikane des Hausverwalters und machte diesem zu Unrecht heftige Vorwürfe.

Todesdrohung auf einer Eigentümerversammlung im Oktober

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Bereits im Oktober 2019 auf einer Eigentümerversammlung soll die Situation völlig eskaliert sein. Ein Zeuge will gehört haben, wie der Angeklagte seiner Nachbarin schon damals wütend drohte: „Ich kenne Orte, da grabe ich ein Loch, da verschwindest du, da wird dich niemand finden.“ Zumindest von diesem Vorhaben hat er am Ende abgelassen und selbst die Polizei am 20. Mai, 16.42 Uhr, per Notruf informiert.