Hohenlimburg. Der HKV Hohenlimburg hat sich nach mehr als 45 Jahren einen anderen Abschied erhofft - Corona macht gemeinsames Feiern allerdings unmöglich.

„Wir haben uns einen anderen Abschluss erhofft.“ Das versichert Peter Seuthe, Präsident des Hohenlimburger Karnevalsvereins (HKV). Doch die Corona-Pandemie lässt gegenwärtig keinen ungetrübten Frohsinn zu. Nicht in den Karneval-Hochburgen Düsseldorf und Köln, und auch nicht in Hohenlimburg und somit im Letmather Saalbau. Denn dort haben die Karnevalisten über einen Zeitraum von mehr als 45 Jahren die Puppen tanzen lassen.

Die für den 24. Januar 2021 geplante Herrensitzung sollte, ebenso wie die Damensitzungen am 31. Januar und am 7. Februar, ein letztes Mal zu Höhepunkten in der nunmehr 65-jährigen Vereinsgeschichte werden und an den drei Sonntagen erneut jeweils mehr als 400 erwartungsfrohe Besucher zur Von-der-Kuhlen-Straße locken. So, wie es seit 1973 fast immer der Fall war. Doch alle drei Veranstaltungen sind ersatzlos gestrichen.

Künstler haben Verständnis

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Vor fast fünf Jahrzehnten nutzten die Hohenlimburger Jecken erstmals die räumlichen Vorzüge dieser Veranstaltungsstätte. Sie fühlten sich dort von erster Stunde an pudelwohl. Jahre und Jahrzehnte in Freundschaft und Verbundenheit zum ehemaligen Saalbau-Chef Helmut Bathe. Anfang 2021 sollte noch einmal zünftig gefeiert werden. Ein letztes Mal. Das Programm, das Peter Seuthe bereits vor zwei Jahren eingekauft hat, stand. Doch jetzt musste er allen verpflichteten Künstlern mit zwei weinenden Augen absagen. Seuthe: „Die Künstler haben aber alle Verständnis für die Absage gezeigt.“

Mehr als 30 Jahre begleitet

Peter Seuthe hat die Karnevalisten viele Jahre begleitet.
Peter Seuthe hat die Karnevalisten viele Jahre begleitet. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Mehr als 30 Jahre hat der heute 73-jährige Oeger mit Humor und Wortwitz durch das Programm der Herrensitzungen seines HKV geführt und dabei den engen Kontakt zu brillanten Künstlern genossen. So zu den Mainzer Hofsängern oder der Kölner Kultband „Bläck Fööss“, die den Saalbau zum Kochen brachten. Nicht immer ging’s dabei jugendfrei.

Denn auch Penthouse-Modell Mia Julia, zuletzt auf Mallorca eine feste Größe, gehörte zu jenen Frauen, die, wie sie singt, „nur noch Schuhe anhatten“.

Ein bisschen gesitteter ging es bei den von Elvira Seuthe und Ulrike Böckenkamp moderierten Damensitzungen zu, obwohl bei diesen zahlreiche junge Männer die Herzen der Frauen höher schlagen ließen.

Eine fünfstellige Summe, so berichtet Peter Seuthe, habe der Verein Jahr für Jahr aufbringen müssen, um solche Künstler zur Lenne locken zu können. Das war möglich, weil die fast 500 Tickets für jede Herren- und auch für jede Damensitzung stets heiß begehrt und die Veranstaltungen immer ausverkauft waren. Und so gibt es sogar aktuell noch telefonische Kartenanfragen für 2021 oder Nachfragen, ob denn 2022 wieder eine Herren- oder Damensitzung stattfinden werde.

Andere Vereine unterstützen

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„Viele Gruppen aus Iserlohn, Letmathe, Hohenlimburg oder den Nachbarstädten sind 30 und mehr Jahre zu uns gekommen“, kennt Peter Seuthe zahlreiche Gäste persönlich. Doch all die muss er enttäuschen. Der Vorhang ist aufgrund der Pandemie und des Alters der Mitglieder des seit Jahren kontinuierlich geschrumpften Karnevalsvereins gefallen. Endgültig und unwiderruflich. Das gilt auch für den Empfang der Karnevalisten im Rathaus mit der obligatorischen Schlüsselübergabe des Bezirksbürgermeisters an den Karnevalspräsidenten.

Die gab es schon zu jenen Zeiten, als Paul Knapp in den 1960er Jahren Hohenlimburger Bürgermeister war und einen Gefallen daran fand, die Karnevalisten zu Beginn der närrischen Jahreszeit zu einem feucht-fröhlichen Spektakel ins Rathaus einzuladen. Diese Tradition hatte nur bis zum letzten Jahr Bestand.

Türen vom Rathaus bleiben verschlossen

Denn am kommenden Mittwoch, 11. November, bleiben für Peter Seuthe und Co. die Rathaustüren aus den bekannten Gründen verschlossen. „Sehr schade“, betont der Oeger, der sich mit großer Freude an die schönen Stunden im Rathaussaal erinnert. Mit Tanzgarden und Prinzenpaaren aus Hagen oder Menden, mit Musiker Bernd Gimpel und mit Bezirksbürgermeister Hermann Hulvershorn und dessen Nachfolger Hermann-Josef Voss.

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„Allen sind wir zu großem Dank verpflichtet“, so Seuthe. Und wie geht es zukünftig weiter mit den verbliebenen Mitgliedern? „Unsere Kostüme bleiben nicht im Schrank. Wir wollen mit all denen, die noch fit und gesund sind, an Veranstaltungen anderer Vereine teilnehmen. So lange wir es können.“ Eines versichert Peter Seuthe abschließend mit einem Hauch von Wehmut: „Der Empfang im Hohenlimburger Rathaus und die Herren- und die Damensitzungen haben immer großen Spaß gemacht.“