Hagen. Edgar Marsh ist von Anfang an dabei gewesen. Der 72-Jährige ist einer der Gründerväter der Hilfsorganisation terre des hommes in Hagen.
Er ist ein Mann der ersten Stunde. Und auch deshalb ist dieses Jubiläum für Edgar Marsh ein ganz besonderes. Der 72-Jährige engagiert sich in der Ortsgruppe von „terre des hommes“ und ist gleichzeitig Mitglied im Bundesverband. Diejenigen, die sich vor Ort für die Kinderhilfsorganisation einsetzen, tun das seit 50 Jahren.
50 Jahre Ortsgruppe Hagen – was beschäftigt Sie gerade im Moment?
Wir planen eine große Unterschriftenaktion. Das ist in Corona-Zeiten eine besondere Herausforderung. Ziel dieser internationalen Kampagne ist es, eine Million Unterschriften zusammenzubekommen. Eine Million Menschen, die mit ihrem Namen dann dafür stehen, dass das Recht von Kindern auf eine saubere und nachhaltige Umwelt in einem Zusatzprotokoll der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen aufgenommen wird. Zu dieser enormen Menge wollen wir als Ortsgruppe Hagen einen Beitrag leisten.
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Warum „terre des hommes“ – warum engagieren Sie sich für diese Organisation?
„terre des hommes“ ist ein Verein, der von seinen Strukturen so organisiert ist, dass die Mitglieder in den Ortsgruppen selbst entscheiden können, auf welche Art sie sich engagieren wollen. Da gibt es keine strikten Vorgaben aus einer fernen Zentrale. Die Mitglieder sind selbst gefordert. Das finde ich gut. Wir wollen uns nicht einfach erzählen lassen, was wir zu tun haben. Das unterscheidet uns auch von manch anderer Organisation, die sich auf diesem Gebiet einsetzt.
Sie engagieren sich vor Ort, die Projekte aber sind weit weg – geht da nicht die Bindung verloren?
„terre des hommes“ engagiert sich nicht nur in Entwicklungsländern. Es gibt durchaus Projekte in Deutschland, die wir fördern. Das ist uns besonders wichtig. Der Projektradius ist sehr weit – er reicht von Afrika, Lateinamerika, Asien, den Nahen Osten bis nach Europa. Und selbst vor Ort in Hagen haben wir schon ganz konkrete Dinge bewegen können. So haben wir uns als Ortsgruppe für minderjährige Flüchtlinge stark gemacht. Wir haben alle Ratsfraktionen angeschrieben und auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Das Ergebnis ist, dass der Rat sich dafür ausgesprochen hat, weitere Kinder und Jugendliche in Hagen aufzunehmen.
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Wie ist die Organisation heute aufgestellt?
2019 hatten wir eine Bilanzsumme, die bei mehr als 40 Millionen Euro lag. Wir sind nicht das größte, zählen aber zu den größeren Kinderhilfswerken in Deutschland. Neben den Spenden versuchen wir, für unsere Arbeit Mittel auf anderem Wege zu akquirieren – beispielsweise Fördergelder oder Gelder von Stiftungen, die uns unterstützen.
Wie gliedert sich die Arbeit?
Zum einen geht es darum, durch die Ortsgruppen Hilfen für Projekte zu organisieren. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die politische Arbeit der Ortsgruppen, die damit verbunden ist. Auf diese Weise wollen wir auch andere unterstützen, die sich für Kinderrechte einsetzen. Es ist uns wichtig, immer wieder klar zu machen, dass die Situation anderswo auch mit uns zu tun hat. Wir hier im reichen Westen sind schon verantwortlich dafür, wie es Menschen in anderen Ländern auf der Welt geht. Nehmen wir doch nur mal das Beispiel der Lieferketten, dann wird das sehr wohl deutlich.
Wie waren sie denn, die Anfänge in Hagen?
Die Arbeitsgemeinschaft Hagen hat sich vor 50 Jahren gegründet. Damals gab es eine Auftaktveranstaltung in der Fachhochschule für Sozialarbeit. Ich bin hin, hatte meine Ausbildung gerade beendet, hatte Zeit. Was dort vorgestellt wurde, hat mich überzeugt. Die Organisation gibt Ziele vor; wie sie erreicht werden, entscheiden die Gruppen vor Ort. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Eine unserer ersten Aktionen war eine Tombola beim Sommerfest der Hochschule.
Und wie ist die Ortsgruppe heute aufgestellt?
Zweisprachig aufgewachsen
Edgar Marsh ist 72 Jahre alt, verheiratet, aber getrennt lebend und hat zwei Kinder.
Er hat die ersten zehn Jahre seiner Kindheit in England verbracht, ist zweisprachig aufgewachsen und gibt noch heute an der Volkshochschule Unterricht.
Er ist gelernter Bankkaufmann und hat Zeit seine Lebens bei der Sparkasse Hagen im IT-Bereich gearbeitet. 2014 wurde er pensioniert.
Seit 50 Jahren engagiert sich Edgar Marsh für die Kinderhilfsorganisation „terre des hommes“. Er ist heute Mitglied im Vorstand des Präsidiums, einem Gremium, das die Hauptamtlichen an der Spitze der Organisation kontrolliert.
Wir sind fünf Mitglieder, die sich immer wieder sehr aktiv engagieren. Für größere Aktionen bringen wir aber wesentlich mehr auf die Beine. Für uns ist es wichtig, immer wieder Partner auch vor Ort zu finden – wir hatten eine Ausstellung mit und im Freilichtmuseum, haben schon mit dem Lutz-Theater kooperiert, arbeiten immer wieder mit Hagen Schulen zusammen. Viele, die sich in der Ortsgruppe einbringen, sind schon älter. Immerhin gibt es auf internationaler Ebene ein Jugendnetzwerk, an dem auch junge Menschen aus den Projektländern beteiligt sind.
Haben Sie jemals Projekte selbst gesehen?
Anfang der 2000er Jahre habe ich zum ersten Mal Indien besucht. 2004 war ich in Thailand. 2015 und 2016 noch einmal in Indien. Vor Ort zu sehen, was wir mit unserer Arbeit bewirken können – das gibt dem Ganzen noch einmal eine andere Dimension. Das ist etwas ganz anderes als auf dem Papier Projektberichte zu lesen.