Hagen. Die Barlmeyer GmbH im Industriegebiet Hagen-Lennetal besteht seit 100 Jahren. Das traditionsreiche Unternehmen ist als Bosch-Service bekannt.
Von der Pandemie betroffen sind offenbar auch Branchen, von denen man das nicht unbedingt erwartet hätte. Die Umsätze seien jedenfalls während der Corona-Monate zurückgegangen, beklagt Uwe Knothe (59), Geschäftsführer der August Barlmeyer GmbH mit Sitz im Industriegebiet Lennetal: „Woran das liegt, weiß ich auch nicht genau. Vielleicht hat es mit der Angst vor Corona zu tun. Die Leute fahren weniger Auto, also ist weniger zu reparieren. So kann ich es mir erklären.“
Also weniger Arbeit für die Bosch-Service-Werkstatt im Lennetal, und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr. 100 Jahre ist die Barlmeyer GmbH und damit einer der traditionsreichsten Betriebe in Hagen. Am 1. November 1920 gründeten August Barlmeyer, nach dem das Unternehmen noch heute benannt ist, und seine Frau Paula in der Spinngasse einen Fertigungsbetrieb für Metallwaren und Apparate. Als sich wenige Jahre später nach der Inflation eine bessere Absatzlage für Motoren und Batterien abzeichnete und das Auto als Umsatzträger interessanter wurde, verlagerte Barlmeyer den Schwerpunkt. Anlasser, Lichtmaschinen und Batterien gehörten zum Lieferumfang und mussten repariert und gewartet werden.
Firmengründer Barlmeyer war auch einer der ersten, die sich für das von Robert Bosch entwickelte Service-Stellennetz interessierten. Am 25. Oktober 1927 erhielt der Hagener einen Vertrag und durfte fortan als Bosch-Dienst auftreten. Dabei ist es bis heute geblieben, wenngleich Knothe und seine Mitarbeiter längst nicht nur elektrotechnische Dienstleistungen anbieten, sondern jedweden Werkstatt-Service: „Aber gerade ältere Kunden verbinden mit den Namen Bosch vor allem Elektrotechnik.“
Wiederaufbau nach dem Krieg
1934 wurde der Betrieb erstmals verlagert, und zwar an den Bergischen Ring, der damals noch Wilhelmstraße hieß. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Arbeitsstätte zerstört, doch Barlmeyer begab sich unmittelbar an den Wiederaufbau und konnte zum 40-jährigen Firmenjubiläum neue Verkaufs- und Lagerräume präsentieren. Der Unternehmensgründer verstarb 1962, sein Sohn Helmut Barlmeyer, woraufhin sein Sohn Helmut seinen Beruf als Bauingenieur aufgab und die Geschicke der Firma übernahm. Paula Barlmeyer blieb weiterhin für die Buchhaltung zuständig.
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Ein weiteres bestimmendes Jahr für die Unternehmensgeschichte war 1974, als die Einzelfirma in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt wurde und Rolf Brüggemann als Kommanditist in den Betrieb eintrat. Er hat das Unternehmen seitdem nachhaltig geprägt und wurde sechs Jahre später, als aus der Kommanditgesellschaft eine GmbH wurde, neben Helmut Barlmeyer zum Geschäftsführer bestellt.
Zweites Standbein
Bis heute ist Brüggemann, inzwischen 77 Jahre alt, für das zweite Standbein des Unternehmens zuständig, den Handel mit Zubehör für Werkstätten, die er mit Ölen, Frostschutz, Batterien, Glühlampen und weiterer Ware beliefert. „Ich denke, drei Jahre lang werde ich noch weitermachen, sofern die Gesundheit es zulässt“, sagt Brüggemann, der nach dem Tod von Helmut Barlmeyer vor 18 Jahren alle Geschäftsanteile der Familie Barlmeyer übernahm und die Firma weiterführte.
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Auch Uwe Knothe, der 2019 zum zweiten Geschäftsführer bestellt wurde, gehört dem Unternehmen, bei dem er mit einer Ausbildung zum Bürokaufmann seinen beruflichen Werdegang in Angriff nahm, bereits seit 42 Jahren an.
Feierstunde soll 2021 nachgeholt werden
Das 100-jährige Geschäftsjubiläum begeht die August Barlmeyer GmbH aus Hagen offiziell am 1. November.
Eigentlich war am 7. November ein Festakt geplant, zu dem u.a. Oberbürgermeister Erik O. Schulz eingeladen war. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Feierstunde abgesagt und soll nun zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2021 nachgeholt werden.
So erlebte er bereits mit, wie die Firma 1984, weil das Betriebsgelände am Bergischen Ring zu klein geworden war, ein 7000 Quadratmeter großes Grundstück in der Rohrstraße bezog, wo sie noch heute residiert. Die Barlmeyer GmbH hat in 100 Jahren viele Höhen und Tiefen gesehen – wer weiß, die Corona-Pandemie wird beim 125-jährigen Jubiläum vielleicht nur eine Randnotiz sein.