Hagen. Mit dem hochgezüchteten Obst aus dem Supermarktregal können die alten Apfelsorten der Bio-Station Hagen nicht mithalten. Nicht äußerlich.

14 Apfel- und zwei Quittensorten, geerntet auf Hagener Streuobstwiesen, hat die Biologische Station in Helfe derzeit vorrätig. Dabei handelt es sich um Lagerobst verschiedener alter Sorten, die ohne Pestizideinsatz gewachsen sind. „Aufgrund der guten Ernte und weil viele Bauernmärkte wegen der Pandemie ausgefallen sind, können wir der Bevölkerung dennoch dieses Obst anbieten, das sicherlich zu den wertvollsten Produkten der heimischen Erzeugung gehört“, sagt Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station.

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Die Mitarbeiter der Station betreuen in Hagen mehrere alte als auch neuangelegte Streuobstwiesen, auf denen durchweg alte, regionale Apfelsorten gehegt werden. Viele dieser Pflanzungen liegen im Hagener Süden, eine große Streuobstwiese befindet sich in Werdringen. Im Rahmen der jährlichen Pflanz- und Mitbestell-Aktion hat die Bio-Station inzwischen über 3000 hochstämmige Obstbäume nachgepflanzt und damit einen erheblichen Beitrag zum Erhalt dieses alten Kulturgutes und der Streuobstwiesen geleistet.

Roter Boskoop und Gravensteiner

Zu den bekannten Namen zählen Roter Boskoop, Gravensteiner, Rote Sternenette, Prinz Albrecht, Kaiser Wilhelm, Goldparmäne und Danziger Kantapfel. Das Obst kann montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr in der Bio-Station (Adresse: Haus Busch 2) erworben werden, Interessierte erhalten dort auch ergänzende Informationen zum Anbau und der Produktvielfalt. Neben den Äpfeln werden derzeit auch Apfel- und Birnenquitten angeboten, allerdings ist der Vorrat hier begrenzt.

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Die Ernte ist noch in vollem Gange, so mancher Winterapfel braucht dann noch eine gehörige Lagerzeit um nachzureifen und sein volles Aroma zu entfalten. Einige Sorten sind erst im Januar oder Februar genießbar.

Gesundheitliche Bedeutung

Für Blauscheck hat die Pflege der alten Apfelsorten aber nicht nur einen kulturgeschichtlichen Hintergrund. Er sieht darin auch eine gesundheitliche Bedeutung und betont die gute Verträglichkeit, die das Obst für Allergiker haben kann: „Gerade die alten Sorten zeichnen sich durch geringe Allergiepotenziale aus, sie haben hohe Konzentrationen an Phenolen, die bei den meisten Menschen gegen Allergien wirken.“ Alte Sorten seien auch für Apfelallergiker oft gut geeignet. Auch zu diesem Themenfeld liegt an der Biologischen Station Informationsmaterial bereit.

Im Lebensmittelhandel sind die alten Sorten kaum noch zu finden. Beim Obst im Supermarkt handelt es sich in der Regel um hochgezüchtete Leistungssorten mit perfektem Aussehen und perfekter Größe. Die regionalen Äpfel, die die Biologische Station verkauft, erfüllen diese Kriterien meistens nicht. „Deshalb sind sie auch aus den Läden verschwunden“, so Blauscheck.

Wer selbst einen Baum mit einer alten Obstsorte setzen möchte, der kann in der Biologischen Station entsprechendes Pflanzmaterial bestellen. Einige Sorten sind in Form von kleinen Buschobstbäumchen derzeit auch vor Ort verfügbar.