Hagen. 320 Reinigungskräfte beschäftigt die Gebäudewirtschaft– zu wenig, um Corona-Anforderungen gerecht zu werden. Deswegen rückt Zusatz-Personal an.

Saugen, wischen, Sanitärräume putzen – in der Corona-Krise gerät die Tätigkeit der Hagener Reinigungskräfte verstärkt in den Blickpunkt. Vor allem die Arbeit der zahlreichen Putzfrauen, die im Dienste der Stadt Hagen täglich zum Saubermachen in Schulen und andere öffentliche Gebäude ausrücken, wird nun viel bewusster wahrgenommen. „Dabei haben wir auch vor der Pandemie ein hygienisches System gehabt. Verschiedenfarbige Putzlappen, Handschuhe, Desinfektionsmittel – das ist für unsere Mitarbeiterinnen seit jeher selbstverständlich“, berichtet Anke Frischkorn, Abteilungsleiterin beim Amt für Gebäudewirtschaft Hagen (GWH).

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Doch es gibt ein Problem: Der Stadt gehen die Putzfrauen aus. 320 Reinigungskräfte beschäftigt die GWH derzeit – viel zu wenig, um den mit Corona gestiegenen Anforderungen gerecht werden zu können.

Putzen während des Unterrichts

Während das Reinigungspersonal früher nach Dienstschluss durch die Räume fegte, findet die Arbeit in den Schulen zurzeit während des laufenden Unterrichts statt. Mehrmals am Tag müssen Türklinken, Lichtschalter, Pulte und weitere sensible Stellen mit Desinfektionsmittel behandelt werden – schließlich soll sich niemand das Virus über einen Oberflächenkontakt einfangen, obwohl ein solcher Fall bislang nicht bekannt geworden ist. „Dennoch halte ich diese Maßnahmen für nachvollziehbar und sinnvoll, schon um Schülern und Lehrern ein Gefühl der Sicherheit zu geben“, so André Kortenacker, stellvertretender GWH-Chef.

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Weil die personellen Kapazitäten der Stadt nicht ausreichen, um diesen Aufgaben nachzukommen, sind derzeit zusätzliche 80 Putzkräfte, angestellt bei privaten Reinigungsfirmen, in den Schulen tätig. Ausgerüstet mit Handschuhen und Gesichtsschutz, kann es schon mal passieren, dass sie in eine Unterrichtsstunde platzen, um ihren Dienst zu versehen bzw. den Vorschriften des Hygieneplans nachzukommen.

Hygienevorschriften müssen eingehalten werden

Die Arbeit der Putzkräfte ist, wenn man so will, systemrelevant. „Würde den Hygienevorschriften nicht entsprochen, drohen Schulschließungen“, stellt Kortenacker klar: „Insofern hat die Tätigkeit unseres Reinigungspersonals, die sonst kaum jemand wahrnimmt und deren gesellschaftliche Wertschätzung zu wünschen übrig lässt, enorm an Bedeutung gewonnen.“

Die Mitarbeiter der städtischen Putzkolonnen sind – bis auf drei Ausnahmen – ausschließlich weiblich, der überwiegende Teil besitzt einen Migrationshintergrund. Es handelt sich in der Regel um Zuverdienerinnen, die täglich gut drei Stunden schrubben und wischen, um die Kasse aufzubessern. Wer bei der Stadt beschäftigt ist, wird nach Tarif bezahlt, und der liegt deutlich über dem Mindestlohn.

Viele unbesetzte Stellen

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Doch während früher jede freie Stelle umgehend wieder belegt werden konnte, gibt es inzwischen kaum noch Bewerber/innen. „Wir suchen händeringend Personal“, sagt Kortenacker. Knapp 30 Planstellen sind derzeit nicht besetzt. Mehrere Reinigungskräfte hatten bisher das zweifelhafte Vergnügen, an einer Schule mit Corona-Infektionsfällen konfrontiert zu werden. Das schürt Ängste und die Frage, warum Schüler und Lehrer getestet werden, das Reinigungspersonal aber nicht.

„Solche Gedanken kann ich absolut nachvollziehen, wenngleich es objektiv keinen Anlass dazu gibt“, sagt Anke Frischkorn. Doch die Arbeit sei anstrengend unter den derzeitigen Bedingungen. Den Putzkräften würde es daher besonders gut tun, wenn ihnen einfach ein wenig mehr Anerkennung widerfahren würde.