Hagen . Das Schullandheim Waldmannshausen wird 85 Jahre alt. Ein besonderes Jahr - mit besonderen Herausforderungen. Ein Einblick in die Situation.

Mathan Sellathamby kann gar nicht zählen, wie oft er selbst schon im Schullandheim Burg Waldmannshausen war – als Schüler, als Tutor und nun als Vorstandsmitglied des Vereins, der den Charakter des Ausflugsziels erhalten will und das Schullandheim im Westerwald betreibt. In diesem Jahr wird es 85 Jahre alt. Ein besonderes Jahr mit besonderen Herausforderungen. Der Hagener gibt einen Einblick in die aktuelle Situation und in die Zukunft.

Wann waren Sie selbst zum ersten Mal in Waldmannshausen?

Mathan Sellathamby: Als Fünftklässler am Fichte-Gymnasium vor fast genau 20 Jahren. Und seitdem hat mich Waldmannshausen nicht mehr losgelassen. Später habe ich mich für ein Tutoren-Programm an meiner Schule beworben. Von Klasse 10 bis 13 war ich bestimmt vier oder fünfmal jährlich mit den Klassen als Begleiter im Westerwald. Das Besondere: Der Charme der alten Burg blieb immer erhalten. Da gibt es viele Geschichten über Klassenfahrten, Discoabende, Nachtwanderungen, oder Gruselgeschichten über die blutige Anna (lacht). Kinder und Familien schätzen hier vor allem, dass sie abseits vom Trubel und Alltagsstress sind. Kinder können Kinder sein, draußen im Matsch spielen, Jugendliche legen das Handy beiseite und genießen die Zeit. Ich denke, dass das den Zauber von Waldmannshausen ausmacht.

Und wie funktioniert dieser Zauber in der Coronazeit?

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Im nächsten Jahr wird die Burg Waldmannshausen 535 Jahre alt, wir feiern dieses Jahr 85. Geburtstag. Auf Grund der Pandemie durchleben auch wir momentan schwierige Zeiten. Gerne hätten wir mit unseren Landheimfreunden aus Hagen und dem Umkreis zusammen gefeiert. Aber momentan geht die Gesundheit von unseren Mitmenschen vor. Spätestens zum 90-Jährigen freuen wir uns aber, alle wieder mit einem großen Fest begrüßen zu dürfen.

Aber natürlich hat die Pandemie drastische Auswirkungen auf den Betrieb...

Zu Beginn gab es keine Klassenfahrten, auch jetzt ist die Situation schwierig. Wie gehen Sie vor Ort damit um?

Bis zu den Sommerferien hat nichts stattgefunden, kein einziger Besuch. Dann nahm der Betrieb langsam wieder Fahrt auf. Natürlich nur mit Hygienekonzept. Aktuell ist es so, dass wir maximal die Hälfte der normalen Belegung zur Verfügung haben. Im Moment bedeutet das, dass wir maximal 33 Schülerbetten (plus fünf bis sechs Betreuerbetten) anbieten können – für Schulklassen. Für alle übrigen Gruppen stehen 50 Betten sowie fünf Notbetten im Tischtennisraum zur Verfügung. Damit die persönliche Hygiene gewährleistet ist, erhalten alle Gäste Pläne mit den Standorten von Desinfektionsmitteln. Außerdem gilt natürlich, wie überall, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden müssen.

Hat unter den Bedingungen denn überhaupt noch jemand Lust, nach Waldmannshausen zu kommen?

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Bisher waren eher kleine Gruppen hier, aber das ist nichts im Vergleich zu unserer normalen Belegung. Die Pandemie hat uns natürlich, wie andere touristisch geprägte Betriebe auch, ziemlich hart getroffen. Waldmannshausen lebt eben vom Spaß und einem großen Miteinander. Und jede Schule muss aktuell für sich entscheiden, ob sie herkommen möchte oder nicht. Wir können jede Entscheidung nachvollziehen, hoffen aber dennoch, dass sich die Lage spätestens im nächsten Jahr normalisiert.

Apropos Schule: Kommen denn hauptsächlich Hagener Schüler zu Ihnen?

Die Hagener Schulen – vor allem das Fichte, das Albrecht-Dürer-Gymnasium und das Theodor-Heuss-Gymnasium – machen etwa 50 Prozent unserer Gäste aus. Der Rest verteilt sich auf den Umkreis. In den vergangenen Jahren haben wir verstärkt an neuen Angeboten gearbeitet, wie den Familienwochenenden, die sich mittlerweile gut etabliert haben. An so einem Wochenende sind etwa 13 bis 14 Familien in Waldmannshausen zu Besuch und verbringen gemeinsam eine tolle Zeit. Die Burg zieht natürlich mit ihrem mittelalterlichem Charme immer wieder auch Rollenspieler-Gruppen an. Aber klar: Die Verbundenheit zu Hagen wird allein schon historisch bedingt immer da sein. Deswegen freuen wir uns, wenn wir wieder Hagener Gesichter hier im Schullandheim sehen.

Wie blickt der Verein in die Zukunft? Macht Ihnen die finanzielle Situation Sorgen? Zumal die Stadt ja angekündigt hat, die finanzielle Unterstützung nach und nach zurückzuschrauben...

Ich denke, dass alle touristischen Betriebe momentan besorgt sind. Wir blicken dennoch positiv in die Zukunft und auf künftige Projekte. Beispielsweise steht noch ein Fenster-Projekt für das nächste Jahr auf dem Plan, das über Fördermittel läuft. Es gibt auch Überlegungen zu einer Crowdfunding-Aktion. Die sind aber bislang noch nicht spruchreif. Außerdem sind wir alle sehr optimistisch, dass sich die Buchungslage mit Abflachen der Pandemie wieder normalisieren wird.