Hagen. So viele unbesetzte Schulleiterposten gab es in Hagen lange nicht mehr. Corona erschwert jedoch die Kandidatensuche. Die Hintergründe.
Marie-Luise Borgmann (69) war 45 Jahre lang als Grundschullehrerin in Hagen tätig, zuletzt leitete sie bis 2017 die Emil-Schumacher-Schule in Wehringhausen. Dann trat sie in den Unruhestand. Und jetzt ist sie wieder da: in beratender Funktion, ausgestattet mit einem Vertrag über neun Stunden pro Woche, unterstützt die kenntnisreiche Pädagogin das kommissarische Leitungsteam an der Goetheschule in Boele, wo auch über zwei Jahre nach dem Ausscheiden von Sabine Schmidt noch immer keine Nachfolgerin gefunden worden ist. „Ich bin eigentlich eine glückliche Pensionärin“, sagt Frau Borgmann: „Aber es macht mir Spaß, meine Erfahrungen weitergeben zu können.“
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Marie-Luise Borgmann ist nicht die einzige pensionierte Rektorin, die ihr Knowhow zur Verfügung stellt. Auch Gudrun Kemper, ehemals Leiterin der Grundschule am Kuhlerkamp, ist aushilfsweise an die ebenfalls in Boele gelegene Grundschule Vincke zurückgekehrt. Denn dort ist die Rektorenstelle seit der Pensionierung von Gudrun Middendorf ebenfalls nicht besetzt. Vakant sind auch die Leitungsstellen an der Overbergschule in Boelerheide und der Gebrüder-Grimm-Schule in Eckesey. So viele unbesetzte Schulleiterposten gab es in Hagen lange nicht mehr.
Corona spielt eine Rolle
Schulrätin Dagmar Speckmann führt diesen Umstand nicht zuletzt auf die Corona-Krise zurück. Derzeit kreisten die Gedanken der meisten Pädagogen rund um die Bewältigung der Krise und weniger um die eigene Karriere: „Die Kolleginnen und Kollegen sind vor allem mit der Pandemie und ihren Auswirkungen beschäftigt.“
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Sie mache das u. a. daran fest, dass die persönlichen Gespräche, die sie in Sachen Karriereplanung mit ambitionierten Kollegen führe, während der Krise nahezu zum Erliegen gekommen seien, so Speckmann: „Ich lege sehr viel Wert auf den persönlichen Kontakt, der aber wegen Corona monatelang unterbleiben musste.“ Dennoch sei sie zuversichtlich, dass die vakanten Stellen bald wieder mit geeigneten Kandidaten besetzt werden können. Bis es so weit ist, sei sie froh, dass pensionierte Pädagoginnen wie Marie-Luise Borgmann und Gudrun Kemper in die Bresche springen: „Das zeigt ja auch, wie gut unser Hagener Netzwerk funktioniert – auch dann noch, wenn jemand aus dem Schuldienst ausgeschieden ist.“
Kein geeigneter Bewerber
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Einen neuen Leiter für die Goetheschule zu finden, erweist sich allerdings als besondere Herausforderung. Das hat damit zu tun, dass die Goetheschule zwar eine städtische, aber katholisch-konfessionelle Schule ist, und das nordrhein-westfälische Schulgesetz schreibt vor, dass der Rektor einer Bekenntnisschule dem entsprechenden Bekenntnis angehören muss.
Daran gebe es nichts zu deuteln, bestätigt die Bezirksregierung Arnsberg. Das gelte auch für evangelische Grundschulen, deren Leiter ein evangelischer Christ sein müsse. Das schränkt die Auswahl natürlich ein, und ein geeigneter katholischer Bewerber hat sich für die Goetheschule denn auch noch nicht gefunden.
Es sei wichtig, dass Schule und Schulleiter zusammen passten, gibt Marie-Luise Borgmann allen Pädagogen, die sich für die Übernahme einer Leitungsstelle interessieren, mit auf den Weg: „Jede Schule hat so ihre Problemzonen. Die eine liegt in einem Brennpunkt, bei der zweiten mischen sich die Helikopter-Eltern zu viel ein – und so weiter. Es ist wichtig, sich vorher klarzumachen, wo und wie man arbeiten will.“
Dann könne es sehr erfüllend sein, eine Schule zu leiten.