Hagen. Die Waste-Watcher patrouillieren weiter auf den Hagener Straßen. Das Vorzeige-Projekt in Sachen Stadtsauberkeit ist verlängert worden.

Immer wieder haben die Waste-Watcher (Mülldetektive) zuletzt für Diskussionen gesorgt. Bürger fühlten sich zu Unrecht beschuldigt, ihren Müll – in den meisten Fällen Altpapier – nicht richtig entsorgt zu haben. Dem Projekt an sich haben diese Beschwerden aber nicht geschadet. Mit großer Mehrheit hat sich der Rat auf Antrag der SPD dazu entschlossen, das Projekt zu entfristen. Jene Frauen und Männer, die Müll auf Straßen, in Parks und an Containerstandorten einsammeln und versuchen, die Verursacher zu ermitteln, bleiben der Stadt und ihren Bürgern erhalten.

Seit dem 1. April 2019 (kein Scherz) sind die Waste-Watcher in Sachen Stadtsauberkeit in Hagen aktiv. Das Konzept basiert auf zwei Säulen: Dadurch, dass wilde Müllkippen frühzeitig beseitigt werden, entfällt der Anreiz, dort weiteren Müll illegal zu entsorgen. Zum anderen werden (siehe oben) eifrig Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten gegen die Verursacher geschrieben.

16 Mitarbeiter auf den Hagener Straßen unterwegs

70 Prozent sprechen sich für eine Fortsetzung aus

Eine Umfrage von Studenten der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung hat ergeben, dass sich 70 Prozent der befragten Bürger dafür ausgesprochen haben, das Waste-Watcher-Projekt in der Volmestadt weiter fortzusetzen.

Stadtsauberkeit wurde dabei als harter Standortfaktor gesehen, der Einfluss darauf hat, wie wohl sich Menschen an einem Ort fühlen. Das Thema Stadtsauberkeit sei ein „urbanes Thema“ heißt es in einer Vorlage der Verwaltung.

„Ich denke, der große Vorteil liegt darin, dass illegal abgelegter Müll sofort mitgenommen wird“, so Kämmerer Christoph Gerbersmann (CDU). Und weiter mit Blick auf Kritiker: „Ich glaube auch nicht, dass das dazu führt, dass die Menschen ihren Müll leichtfertig entsorgen, weil sie wissen, dass er sowieso abgeholt wird. Wenn wir Adressen im Müll finden, kehrt das die Beweislast um. Die Bürger müssen dann nachweisen, dass sie die Ordnungswidrigkeit nicht begangen haben.“

Gleichwohl, so der Dezernent weiter, höre man sich die Beschwerden der Bürger natürlich an. „Wir entscheiden dann im Einzelfall“, so Gerbersmann, „aber die Aussage, man könne sich auch nicht erklären, wie der Müll auf der Straße oder neben dem Container gelandet sei, reicht dann nicht mehr aus.“

Arbeitsverträge der Waste-Watcher werden jetzt verlängert

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16 Waste-Watcher sind auf Hagener Straßen in zwei Schichten – 6.39 bis 15.30 und 14 bis 22.51 Uhr – unterwegs. Sie gehen immer in Zweierteams – je ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung und einer des Hagener Entsorgungsbetriebs. Die positive Botschaft für sie: Ihre Verträge werden jetzt entfristet.

Das liegt auch daran, dass ihr Tun und das damit verbundene Zahlenwerk die Politik überzeugt haben. 169 Tonnen Müll sind von April bis Dezember 2019 eingesammelt worden. Von Januar bis Juni 2020 wurde dieser Wert noch einmal deutlich überboten: 175 Tonnen in nur sechs Monaten. Diese Jahresmengen entsprechen 15 bis 17 vollbeladenen Müllfahrzeugen. „Das ist Müll, der von den Straßen und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist“, so Gerbersmann.

Stadt Hagen erwartet 480.000 Euro Bußgelder in diesem Jahr

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90.000 Euro an Verwarn- und Bußgeldern sind durch die Waste-Watcher 2019 ins Stadtsäckel geflossen. Für das Jahr 2020 rechnet die Stadt mit 480.000 Euro. Nach 2254 Fällen in 2019 (allein rund 900 weggeworfene Zigarettenkippen) sind bislang in diesem Jahr 2790 Verwarngelder ausgesprochen worden. Die Erhöhung der Einnahmen sei auch auf eine Anpassung des Bußgeldkatalogs zurückzuführen, teilt die Stadt dazu mit.

Hinzu kommt: Das Projekt Waste-Watcher sei über die Hagener Grenzen hinaus bekannt. Etliche Städte hätten sich bei der Stadt darüber informiert.