Ambrock. Die Lage für die lärmgeplagten Nachbarn des Ambrocker Steinbruchs hat sich gebessert, doch noch immer fahren nachts Lastwagen durch die Straßen.
Michael Helmert wünscht sich, dass er mal regelmäßig bis fünf Uhr durchschlafen könnte. Dass er nicht schon um 3.30 Uhr vom Scheppern und Dröhnen eines leeren Muldenkippers, der an seinem Haus vorbeidonnert, aus dem Bett geworfen wird. Dass er mal bei geöffnetem Fenster schlafen könnte. „Die einzigen erholsamen Nächte, die ich habe, sind diejenigen am Wochenende. Dann hat der Steinbruch geschlossen und es rollt kein Laster vorbei.“
Helmert wohnt seit sieben Jahren am Ambrocker Weg, der einzigen Zufahrtsmöglichkeit zum Steinbruch Ambrock, in dem Grauwacke für den Straßenbau gewonnen wird. Hunderte von Lastwagen fahren pro Tag in den Steinbruch hinein und wieder hinaus – alle müssen am Haus von Michael und Heike Helmert vorbei. Die leeren Ladeflächen und Container scheppern, das Gewicht der Brummis lässt die Wände erzittern.
Mulde im Fahrbahnbelag
Im Bereich des Widerlagers der nahe Volmebrücke hat sich eine Mulde im Fahrbahnbelag gebildet, dort dröhnt es besonders laut bei der Durchfahrt. „Dann stehen wir senkrecht im Bett“, sagen Helmert und seine Frau Heike. Auch dreifachverglaste Fenster und schallisolierte Rollos helfen nicht viel gegen solchen Lärm.
Vor vier Jahren haben Helmerts und andere Anwohner des Ambrocker Wegs und Hamperbachs schon einmal auf die nächtliche Ruhestörung aufmerksam gemacht. Seinerzeit stauten sich die Laster ab 4 Uhr in der Früh in einer langen Reihe vor der Einfahrt zum Steinbruch und warteten stundenlang darauf, dass der Betrieb seine Tore öffnet. Jeder war erpicht darauf, möglichst weit vorn in der Reihe zu stehen, weil das die Wartezeiten vor der Waage, auf der die Fahrzeuge leer und gefüllt gewogen werden, verkürzt. Dieser Zeitgewinn bringt dem Fahrer und der Spedition am Ende des Tages Zeit für eine weitere Fahrt und damit gutes Geld ein.
Unterschriften gesammelt
Bis zu zwei Stunden warteten manche Brummi-Fahrer auf der Straße, ließen den Motor laufen, rauchten und unterhielten sich laut mit ihren Kollegen. Helmert sammelte eine Unterschriftenliste gegen die Lärmbelästigung, er schaltete die Stadtverwaltung, die Bezirksregierung und schließlich sogar den Petitionsausschuss des Landtages ein.
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Doch erst als das Ordnungsamt vermehrt Politessen vorbeischickte, die den verdutzten Lkw-Fahrern – im Ambrocker Weg herrscht absolutes Halteverbot – in aller Herrgottsfrühe ein Knöllchen verpassten, entspannte sich die Lage. Zudem wirkten die Spediteure auf ihre Fahrer ein, fast alle fahren seitdem frühestens um 5 Uhr am Steinbruch vor. Außerdem richtete der Steinbruch eine neue, schnellere, vollautomatische Waage ein, die noch vor der Öffnung des Steinbruchs passiert werden kann, so dass die Fahrzeuge nicht mehr in der Straße stehen müssen.
Kein amtliches Durchfahrtverbot
Nur eine Spedition, die auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu einer Stellungnahme bereit war, habe sich der neuen Regelung nicht angeschlossen und schicke ihre Fahrer nach wie vor ab 3.30 Uhr den Ambrocker Weg hinauf, ärgert sich Anwohner Helmert: „Dann hast du keine Chance mehr, wieder einzuschlafen.“ Er habe mehrfach Kontakt mit dem Disponenten der Firma und den Fahrern gesucht, aber nichts erreicht: „Ich möchte nicht wiedergeben, was die mir an den Kopf geworfen haben. Mit solchen Leuten kann man nicht reden.“
Steinbruch Ambrock
Der Steinbruch Ambrock wird von der Kies und Splitt GmbH Rhein-Ruhr betrieben. Abgebaut wird dort Grauwacke.
Das Gestein findet Anwendung im klassischen Tief- und Rohrleitungsbau, im Straßenunterbau- und Wegebau sowie im Bereich der Geotechnik.
Der Steinbruch Ambrock ist auch erdgeschichtlich interessant, wie die Geologin Antje Selter bestätigt: „Hier findet man die Spuren des Übergangs vom marinen Leben zum Leben an Land. Hier sind beispielsweise Spuren des Quastenflossers zu finden.“ Zur Einordnung: Vor 380 Mio. Jahren lag Ambrock auf der Höhe Südafrikas.
Helmert fordert daher ein amtliches Durchfahrtverbot für schwere Lastwagen bis fünf, am besten bis sechs Uhr am Morgen. Doch damit stößt er bei den Behörden auf Granit. Ein solches Verbot werde es nicht geben, stellt die Stadt Hagen klar und verweist auf das Ergebnis der Verhandlungen vor dem Petitionsausschuss im Jahre 2016. Zuletzt habe das Ordnungsamt die Situation vor Ort am 29. Juni und 13. Juli dieses Jahres jeweils ab 5 Uhr überwacht: „An beiden Tagen wurde kein Verstoß festgestellt.“