Hohenlimburg. Geologin Antje Selter will die Geotope in Hagen für Touristen erschließen – und bekommt Hilfe von Gymnasium Hohenlimburg und Hagen Agentur

Wenn es nach Diplom-Geologin Antje Selter und dem Kunst-Grundkurs des Gymnasiums Hohenlimburg geht, soll dies der erste Vorgeschmack auf einen Touristenmagnet der Zukunft sein: Ein Kunstmodell, bestehend aus zwölf gestalteten Steinen, das Schülerinnen des Kurses nun am Steinbruch Donnerkuhle präsentierten. Die Kunstarbeiten behandeln aktuelle Themen zum Umweltschutz, wie etwa die Müll-Flut in den Meeren, und sollen dauerhaft am Rande des Wanderweges zur Schau gestellt werden. Weitere Kunstarbeiten sollen Stück für Stück folgen, damit auf rund einem Kilometer entlang des Weges auf Dauer eine Freiluft-Ausstellung mit Geokunst entsteht.

Gymnasium Hohenlimburg und „Geotouring“ präsentieren die erste Kunstarbeit für den Geotopen-Pfad am Steinbruch Donnerkuhle.
Gymnasium Hohenlimburg und „Geotouring“ präsentieren die erste Kunstarbeit für den Geotopen-Pfad am Steinbruch Donnerkuhle. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Ein kleiner Baustein eines großen Geologie-Projektes, dass in ein paar Jahren weit über den Kunstunterricht des Gymnasiums hinausreichen soll – so die Pläne. „Denn“, sagt Antje Selter, „es geht nicht um Geologie, sondern um Tourismus.“

Bedeutsames Korallenriff

Spulen wir 380 Millionen Jahre zurück: Da lag im Hagener Süden ein gewaltiges Korallenriff, das sich in seiner Gesamtlänge von Wuppertal bis Warstein zog und von seiner Bedeutung her heute mit dem Great Barrier Reef in Australien vergleichbar ist. Als Relikt dieser Zeit blieb von dem Korallenriff der Massenkalk, der heute in den hiesigen Steinbrüchen abgebaut wird. Kostbar – nicht nur als Rohstoff für die Wirtschaft, sondern auch als Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr, ist Selter überzeugt.

„Bei Exkursionen im Steinbruch Hohenlimburg sind Teilnehmer aus einem Umkreis von 400 Kilometern“, sagt Selter. Dazu kommen Anfragen für Führungen aus Holland, Belgien, Österreich, der Schweiz. „Geotope sind Touristenmagnete, auch wenn man das nicht immer so glauben mag.“

Seit Jahren will Antje Selter den „Schatz“, wie sie die rund 20 Geotope in Hagen nennt, für Touristen heben und erlebbar machen. Aufwind kommt neben dem ersten Geokunst-Projekt des Gymnasiums an der Donnerkuhle nun auch von der Hagen Agentur. Prokuristin Kirsten Fischer, die maßgeblich an der Vermarktung des Drei-Türme-Wegs beteiligt war, sieht in den vielen Geotopen ebenfalls unterschätztes Potenzial. „Ich glaube, dass wir damit in Hagen touristisch punkten könnten“, meint Fischer. „Besonders dann, wenn wir regional zusammenarbeiten.“ So wirbt sie für den Blick über Hagen und Hohenlimburg hinaus und Kooperationen innerhalb der Region.

Gartenausstellung 2027

Konkrete Pläne in dem Bereich gibt es bereits mit Blick auf die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027, die in der Metropole Ruhr stattfinden wird. Mit dem Projekt „Vom Kommen und Gehen des Meeres“ will sich die Region Ennepe-Ruhr/Hagen an der IGA beteiligen. Das Projekt basiert auf großem ehrenamtlichen Engagement, die Projektpartner wollen die geologischen Standorte in der Region an Radwege anbinden, mit Info-Tafeln erschließen und mit digitaler Technik erfahrbar machen. Das Wasserschloss Werdringen soll hierfür zu einem Dreh- und Angelpunkt, einem Geo-Informationszentrum, ausgebaut werden. „Es gibt dazu konkrete Planungen und Fördermittel im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung“, sagt Stadthistoriker und Projektpartner Dr. Ralf Blank, der das Vorhaben mit voranbringt. „Die Steinbrüche in Hohenlimburg spielen dabei eine große Rolle, ebenso wie etwa das Hasselbachtal“, verweist Blank auf dortige fossile Zeugnisse für ein Massensterben vor 358 Millionen Jahren. 50 Prozent der Lebewesen starben damals aus. Ähnliche Gesteinsformationen gibt es weltweit neben hier nur dreimal.