Hagen. Das Haus Harkorten in Hagen wird Teil des Welterbeantrags „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“. Damit erhält das Gebäude eine Perspektive.

Noch macht es äußerlich den Eindruck, als stecke es tief und fest in einem Dornröschenschlaf. Doch längst ist das Haus Harkorten in Haspe wachgeküsst. Denn nach positiven Förderbescheiden haben Forschungsarbeiten im Inneren längst begonnen. Die Visionen für das Herrenhaus aber gehen noch viel weiter: Das stattliche Gebäude, in dem einst die Familie des Industriepioniers Friedrich Harkort wohnte, soll Bestandteil des Weltkulturerbes werden.

Das ist ein Prozess, der sich noch über Jahre hinziehen kann. Und auch, ob es jemals so weit kommt, ist offen. Allerdings haben die Stadt Hagen und der Förderverein des Hauses einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung getan: Das Gebäude ist fester Bestandteil der Bewerbung, mit der die Industriekultur Ruhr Welterbe-Status erlangen soll. „Allein das“, so sagt Denkmalpflegerin Ina Hanemann, „ist schon ein riesiger Erfolg.“

Hinter der Bewerbung „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ – so der offizielle Name – steht die Industriedenkmalpflegestiftung. Die wiederum agiert im Auftrag des Landes NRW. „Eine erste Bewerbung wurde beim Land eingereicht, aber zunächst abgelehnt“, so Ina Hanemann, „der Hohenhof war Bestandteil dieser Bewerbung.“

Der Auftrag an die Stiftung aber war es, die Besonderheiten, die das Revier auszeichnen, stärker in den Fokus zu rücken. „Herausgekommen ist das Thema Verkehrswege, ohne die das Ruhrgebiet in seiner heutigen Form nicht vorstellbar wäre“, so Hanemann. Weil aber der Hohenhof in das neue Konzept nicht mehr hineinpasste – er liegt an keinem bedeutenden Verkehrsweg – rückte Haus Harkorten in den Fokus.

Stiftung macht sich Bild vor Ort

Oberbürgermeister Erik O. Schulz, so teilt die Stadt mit, habe sich für die Aufnahme von Haus Harkorten in den vergangenen Monaten stark gemacht. Die Initiative sei eben eine Reaktion darauf, dass der Hohenhof nicht mehr den Aufnahmekriterien entsprach.Schulz, so die Stadt, habe die Stiftung zu einem persönlichen Gespräch nach Hagen eingeladen und Haus Harkorten vorgestellt. „Die Vertreter waren begeistert“, so Hanemann. „Harkort selbst gilt als Eisenbahnpionier, das Haus liegt nahe am Fluss und an schon damals wichtigen Verbindungsstraßen. Das passte einfach.“

Dankbar für die Unterstützung ist der Förderverein: „Das ist ein sehr komplexer Vorgang, der unseren Verein überfordert“, sagt Hans-Christian Freier, der Anfang dieses Jahres den Vorsitz des „Vereins zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ übernahm. „Deshalb haben wir uns an den Oberbürgermeister gewandt und um Unterstützung gebeten.“

Mit Erfolg: In einem nächsten Schritt werden nun die Bewerbungen sämtlicher Bundesländer (darunter auch „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“) jetzt beim Bund eingereicht. „Final darüber entscheiden, welche Beiträge dann tatsächlich an die Unesco gehen, wird eine Konferenz der Kulturminister aller Länder“, so Ina Hanemann. Bis allein das geschehe, würde es aber wohl noch zwei bis drei Jahre dauern. Gleiches gelte dann für die Entscheidung in Paris, wer sich schließlich mit dem Titel „Welterbe“ schmücken dürfe.

Politik soll Beschluss fassen

Für das Haus Harkorten muss sich jetzt zunächst der Rat mit der Bewerbung beschäftigen. „Die Stiftung möchte aus allen beteiligten Kommunen ein deutliches politisches Signal, dass man hinter der Bewerbung steht“, so Hanemann. Zumindest für den Oberbürgermeister ist das der Fall.

Für das Haus Harkorten ist die Aufnahme in die Ruhrgebietsbewerbung eine weitere gute Nachricht: Bereits durch die Förderung der Bundeskulturministerin und durch andere wichtige Fördergeber wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land NRW und die Stadt Hagen hat der Förderverein, der sich 2015 gegründet hat, enormen Auftrieb bekommen. Eine Instandsetzung des ehrwürdigen Gebäudes rückt langsam in greifbare Nähe. „Zunächst geht es darum, das Gebäude zu sichern“, so Hanemann. Das Dach wird so saniert, dass keine Feuchtigkeit mehr eindringen kann. Auch die außergewöhnliche Statik des Hauses wird stabilisiert.

Kleiner Wermutstropfen: Die Haushaltslage der Stadt habe es in der Vergangenheit und werde es auch in Zukunft nicht möglich machen, mit üppigen Finanzspritzen zu agieren, so Oberbürgermeister Schulz, aber da, wo es möglich ist, begleite die Stadt den Verein mit Fach- und Sachkenntnis, vor allem auch bei Förderanträgen bis hin zu deren Umsetzung.

In den vergangenen zwei Jahren ist im und um das Herrenhaus geforscht worden. Mittlerweile liegt eine Untersuchung zur Baugeschichte vor, Restauratoren haben sämtliche Oberflächen untersucht und können nun Auskunft geben über den ursprünglichen Zustand der einzelnen Räume.

Was allerdings aus dem Haus wird, ist noch offen. „Sich schon jetzt auf eine Nutzung festzulegen“, so Ina Hanemann, „dafür ist es noch zu früh.“