Hagen . Viele Jugendliche fühlen sich von der Politik nicht mehr abgeholt und alleingelassen. Wie ein Projekt das ändern soll - und was es bewirkt.
Viele junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht mehr abgeholt. „Was habe ich denn mit Politik zu tun?“, „alleingelassen“, „nicht verstanden“, „meine Stimme zählt eh nicht“ – fassen Hagener Jugendliche ihre Gefühle und Gedanken zusammen. Der Termin im Hagener Kultopia ist ein mal mehr der Beweis, dass salbungsvolle Wahl-Aufrufe aus der Politik oft nur wenig bei der jungen Generation bewirken. Das Projekt „Move your city! Deine Stadt- Deine Zukunft“ soll das ändern. Und es zeigt Wirkung.
„Dadurch habe ich gelernt, dass meine Stimme zählt. Ich habe an einem ähnlichen Projekt zur Europawahl teilgenommen und meine Eltern dazu bewegt, das erste Mal mit mir wählen zu gehen“, sagt der 17-jährige Almir Murati. Dass er sein Leben in der Heimat durch sein Kreuzchen am 13. September mitgestalten kann, lernte er erst durch das multimediale Projekt. Bis dahin wusste er nicht einmal, was eine Kommunalwahl ist, gibt er offen zu. Jetzt wenden sich die Jugendlichen auch in einem bewegendem Video an ihre Generation.
Innovative Wege für politische Bildung
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Das Konzept stammt aus der Feder von Gandhi Chahine und Dirk Schubert. Seit vielen Jahren entwickeln sie in NRW Modellprojekte, die Bildungs- und Inklusionsthemen aufgreifen. Gemeinsam mit ihrem Team arbeiten sie mit fast 50 Jugendlichen in Hagen, Lünen, Dortmund und Witten. Träger sind die „Auslandsgesellschaft.de“ aus Dortmund und das freie Institut „HeurekaNet“ aus Münster, auch das Kultopia und das Music Office unterstützen die Initiative.
Zum Hintergrund erklärt Schubert: „Es ist erschreckend, wie gering die Wahlbeteiligung bei jungen Menschen bei der letzten Kommunalwahl war. Das Projekt soll sie zur politischen Partizipation und gesellschaftlichen Teilhabe motivieren.“ Dabei muss allerdings oft bei Null gestartet werden. „Wir reden hier über rudimentäre bis gar keine Kenntnisse. Wir arbeiten inhaltlich intensiv in Workshops, versuchen aber auch einen Bezug zum Alltag herzustellen. Wir haben Straßenumfragen durchgeführt, politische Akteure interviewt und eigene Songs zur Wahl geschrieben“, blickt Chahine zurück.
Jugendliche nehmen viel mit
„Ich konnte viel aus den Projekten mitnehmen“, sagt Sarah-Ann Burkhardt. Die 26-Jährige beschreibt: „Es ist traurig, dass man hier aufwächst, aber nichts über das Thema weiß. Auch vielen Freunden geht es so. Das wollen wir ändern und die politische Message weitergeben.“
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„Aus unserer Sicht ist es das innovativste Projekt im Rahmen der politischen Bildung, das es in den letzten Jahren gegeben hat“, resümiert der Präsident der Auslandsgesellschaft, Klaus Wegener. Das Ziel: „Eine hundertprozentige Wahlbeteiligung bei den 16- bis 21-Jährigen.“ Alle Projektbeteiligten wüssten zwar auch, dass es unrealistisch sei, dass alle Jugendlichen den Weg zur Wahlurne gehen. „Aber der Mensch lebt von Zielen“, sagt Chahine. Schließlich sei das die mit Abstand wichtigste Wahl. Es geht um Projekte, Probleme und die Zukunft direkt vor der Haustür. „Deswegen müssen wir junge Menschen auf neuen Wegen und vor allem zielgruppengerecht erreichen.“
Nicht das erste Projekt
Es ist nicht das erste Projekt zum Thema Wahlen, das Gandhi Chahine und Dirk Schubert gemeinsam mit dem Team angestoßen haben. Bereits mit den Vorläuferprojekten „Kreuz an!“ zur Landtags- und Bundestagswahl und „Dein Europa - Deine Stimme“ zur Europawahl haben sie jeweils mehr als 30.000 junge Menschen über soziale Medien erreicht. Das Video und Interviews gibt es auf der der Facebook-Seite „Projectica“ oder auf dem gleichnamigen Youtube-Account.