Eilpe. Friedrich Menze aus Hagen ist empört und fassungslos: Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr, wer seine Linde mit Glyphosat vergiftet hat.
Friedrich Menze kann es nicht glauben. Doch die Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen den oder die unbekannten Täter, die die prachtvolle Linde vor Menzes Haus angebohrt und vergiftet haben, eingestellt. „Ich wurde ja nicht einmal angehört“, sagt der fassungslose Hausbesitzer aus der Selbecke: „Ich könnte doch zum Beispiel weitere Zeugen und Beweise haben.“ Dass ein Strafverfahren eingestellt werde, ohne dass auch nur ein einziger Ermittlungsschritt unternommen worden sei, könne er nicht nachvollziehen.
Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli bestätigte jedoch auf Anfrage die Einstellung des Verfahrens. Grund: „Es ist kein Tatnachweis zu führen.“ Mehr könne er zu dem Fall nicht sagen, doch könne man sich denken, dass ein solches Verfahren nicht zu den wichtigsten Themen der Staatsanwaltschaft Hagen gehöre.
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Das dürften viele Bürger anders sehen. Die Berichterstattung unserer Zeitung hatte zu zahlreichen Kommentaren in der Leserschaft geführt. „Man ist immer wieder über die Boshaftigkeit der Menschen erschrocken“, sprach John Karl auf unserer Facebook-Seite wohl vielen Bürgern aus dem Herzen.
Fünf tiefe Löcher im Stamm
Zur Erinnerung: Ein unbekannter Frevler hatte fünf tiefe Löcher in den Stamm der 80 Jahre alten Linde, die in der Toreinfahrt zum Grundstück von Familie Menze steht, gebohrt und dann mit Glyphosat gefüllt. Seit sechs Monaten ringt der Baum vergeblich um sein Leben. „Das ist ein Verbrechen“, sagt Menze: „Da steckt eine unheimlich kriminelle Energie hinter.“
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Gegen das Gift, ein Totalherbizid, das alle grünen Pflanzen killt, hat der Baum keine Chance. Die Substanz ist im Handel unter dem Namen „Roundup“ bekannt und gilt als zuverlässiger Unkrautkiller. Ihre tödliche Wirkung entfaltet sie, indem sie ein Enzym hemmt, das beim Wachstum von Pflanzen eine entscheidende Rolle spielt.
Friedrich Menze sagt, wenn die Linde sterbe, sei das so, als würde ihm ein Arm abfallen. Seitdem er das Haus an der Selbecker Straße, die ehemalige Villa der Drahtzieherei Rafflenbeul, vor 30 Jahren erworben hat, fühlt er sich dem Baum, dem das gesamte Grundstück viel von seiner verträumten, malerischen Atmosphäre zu verdanken hat, verbunden.
Strafanzeige gegen Unbekannt
Unten im Stamm klaffen, 18 Zentimeter tief und mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, fünf Löcher. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass diese offenen, sauber abgegrenzten Stellen dem Baum mit einem Bohrer zugefügt worden sein müssen. Auf Empfehlung des städtischen Umweltamtes stellte er die Strafanzeige gegen Unbekannt, auf die das nun eingestellte Ermittlungsverfahren folgte.
Der Landesbetrieb Straßen NRW, der seine Baumkontrolleure in die Hagener Selbecke geschickt hatte, hat Menze darauf aufmerksam gemacht, er sei für die Verkehrssicherung verantwortlich und könne zur Rechenschaft gezogen werden, falls der todkranke Baum auf die Straße falle und dabei jemand zu Schaden komme.
„ Vernunft und Liebe der meisten Menschen“
In der Präambel zur Baumpflegesatzung der Stadt Hagen heißt es: „Die Stadt Hagen vertraut auf die Vernunft und die Liebe der meisten Menschen zu ihrer Umwelt.“
Laut Satzung ist es in Hagen ausdrücklichen verboten, geschützte Bäume zu kappen oder zu fällen, Herbizide auszubringen oder sie mit Chemikalien zu beschädigen.
Menze gibt dem Baum noch ein paar Wochen, dann will er ihn fällen lassen. Aber sein Vertrauen in den Rechtsstaat, daran lässt er keinen Zweifel, ist durch die Einstellung des Ermittlungsverfahrens erschüttert worden.