Bathey. . Sie ist 200 Jahre alt, im Sommer vollbelaubt, aber sie beschattet das Nachbargrundstück und verliert Äste: Eine Ulme in Bathey wird zum Denkmal.

Im Nachbarschaftsstreit um die alte Ulme in Bathey bleibt die Stadt Hagen ihrer Linie treu: Der knapp 200 Jahre alte Baum soll als Naturdenkmal ausgewiesen und damit dauerhaft geschützt werden. Die Bezirksvertretung Nord ließ einen entsprechenden Beschlussvorschlag des Umweltamtes ohne Beanstandung passieren, nun steht nur noch die Entscheidung des Stadtrates aus, dessen Zustimmung indes als sicher gilt.

Das Umweltamt unterstützt die Initiative einer Hausbesitzerin aus Bathey, auf deren Grundstück sich der Baum befindet, die Ulme unter Schutz zu stellen. Die Berg-Ulme aus Bathey ist mit 27 Metern Höhe und 3,60 Meter Stammumfang wahrlich ein prächtiger Baum. Sie steht zusammen mit drei alten Linden auf einer ehemaligen landwirtschaftlichen Hofstelle, ihr geschätztes Alter beträgt 180 bis 200 Jahre. „Sie gehört zu den Bäumen, die zu einem Gebäude in enger Beziehung stehen und regelrecht ein Stück Hagener Geschichte bilden“, so Susanne Müller vom Umweltamt. Sie bestätigt, dass der Baum den Kriterien zur Ausweisung als Naturdenkmal allemal genüge: „Alte Ulmen sind aufgrund des Ulmensterbens kaum noch zu finden.“

Einstweilige Sicherstellung

Doch dem Nachbar ist der ausladende Baum ein Dorn im Auge, er hat bereits vor vier Jahren „erhebliche Rückschnittmaßnahmen“ vorgenommen. Das Umweltamt erließ daraufhin eine einstweilige Sicherstellung, die besagt, dass die Ulme nicht noch einmal gestutzt werden darf. Durch die Ausweisung als Naturdenkmal würden dann endgültig auch jene Teile der Ulme, die auf das Nachbargrundstück hinüber reichen, unter Schutz gestellt.

Der Nachbar sieht dadurch jedoch negative Auswirkungen auf seine Mieter und den auf seinem Grundstück eingerichteten Gewerbebetrieb zukommen. Über seinen Anwalt wies er darauf hin, dass aus der Ulme seit Jahren Totholz herabfalle, weil die Nachbarin in den vergangenen Jahren keinerlei Pflegemaßnahmen bzw. Kronenschnitte vorgenommen habe. Sei der Baum erst ein Naturdenkmal, müsse man befürchten, dass die Stadt und die Eigentümerin zukünftig jegliche Schnittmaßnahmen mit der Begründung verweigern würden, dass diese negative Auswirkungen auf den Baum haben könnten.

Jährliche Kontrollen

Aus dem Umweltamt heißt es dazu, dass Maßnahmen, die der Verkehrssicherheit dienen, an der Ulme auch zulässig sind, wenn diese als Naturdenkmal eingetragen sei. Zudem solle der Baum jährlich kontrolliert werden, was die Beseitigung von Totholz und das Einkürzen überlasteter Seitenäste einschließe.

Ulmen sind – ebenso wie Kastanien und Eschen – akut vom Aussterben bedroht. Bei den Ulmen ist ein Schlauchpilz, der sich in den Leitungsbahnen des Stammes festsetzt und den lebensnotwendigen Wasseraustausch unterbindet, für das massenhafte Absterben der Bäume verantwortlich. „Die Bäume verdursten praktisch“, berichtet Dirk Wollnik, Baumexperte beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Übertragen wird der Pilz durch den Ulmensplintkäfer, eine Borkenkäferart, die Gänge in das Holz bohrt.

Imposante Erscheinung

Und so ist die Ulme aus Bathey nicht nur wegen ihrer imposanten Erscheinung und ihres Alters ein besonderer Baum, sondern auch, um wenigstens einige Exemplare dieser alten Baumart zu erhalten. Eine weitere große Ulme befindet sich in der Christian-Rohlfs-Straße in Wehringhausen, auch unweit der Stadthalle wachsen einige Ulmen empor. In Vorhalle gibt es zwar eine Ulmenstraße, allerdings stehen dort keine Ulmen mehr.

Die Batheyer Ulme wäre die erste Ulme in Hagen, die als Naturdenkmal ausgewiesen wird.

>>Hintergrund: Vom Aussterben bedroht

  • Ulmen können bis zu 35 Meter hoch werden. Sie sind seit langer Zeit beliebte Stadt- und Parkbäume.
  • Im gesamten Europa gibt es drei Ulmenarten (Bergulme, Flatterulme und Feldulme). Bei der Ulme in Bathey handelt es sich um eine Bergulme.
  • Alle drei Arten sind wegen des Ulmensterbens vom Aussterben bedroht. Inzwischen ist es gelungen, gegen die Krankheit resistente Bäume zu züchten.
  • In Hagen gibt es 57 Naturdenkmäler (Einzelbäume und Baumgruppen). Dazu gehören zwölf Traubeneichen, elf Stieleichen, acht Rosskastanien, je sieben Rotbuchen und Sommerlinden, sechs Blutbuchen, fünf Bergahorne, jeweils vier Platanen und Eiben, jeweils zwei holländische Linden, Spitz-Ahorne, Winterlinden und Flügelnüsse sowie je eine Hänge-Buche, ein Trompetenbaum und ein Ginkgo.