Hagen. Etliche Teilnehmer unserer Heimatcheck-Umfrage machten deutlich, wie wichtig es ihnen ist, dass sie in ihren Wohnungen nicht vereinsamen.

Ein Viertel der Hagener ist älter als 60 Jahre. Und der Anteil der älteren Menschen in unserer Stadt steigt stetig. Doch wie lebt es sich als nicht mehr ganz junger Mensch an der Volme?

In unserem Heimat-Check haben die Teilnehmer den Bereich Seniorenfreundlichkeit mit „befriedigend“ bewertet; die Gesamtnote liegt bei 3,08. Das Quartier Boele/ Kabel kommt bei den Bewertungen deutlich besser weg und erhält die Note 2,12. Gründe hierfür scheinen die guten Einkaufsmöglichkeiten zu sein, die gepflegten Gehwege, auf denen es kaum Stolperfallen gibt, und das viele Grün, das das Quartier an vielen Stellen bestimmt.

In Altenhagen hingegen wurde im Rahmen unseres Heimat-Checks die Seniorenfreundlichkeit mit 3,56 als recht bescheiden bewertet, das Wohnumfeld wird an vielen Stellen als nicht besonders attraktiv angesehen.

Einsatz für Belange älterer Menschen

Was von etlichen Teilnehmern unserer Umfrage als besonders wichtig eingestuft wurde? Dass die älteren Menschen den Anschluss ans öffentliche Leben nicht verlieren und dass sie in ihren Wohnungen oder in Pflegeeinrichtungen nicht vereinsamen.

Dagegen setzt sich (unter anderem) auch der Hagener Seniorenbeirat ein, der seit 40 Jahren existiert. Ruth Sauerwein und Gerd Homm, die sich seit langem für die Belange älterer Menschen einsetzen, warnen aber nicht nur vor der zunehmenden Vereinsamung, sondern auch vor der wachsenden Gefahr der Altersarmut. Die Stadt Hagen rangiere in nahezu allen Sozialstudien auf einem hinteren Platz, und Altersarmut sei, wenn auch nicht ständig und unmittelbar sichtbar, ein erhebliches Problem.

Selbstständig und eigenverantwortlich

Auch das Thema Wohnen im Alter wurde im Rahmen unseres Heimat-Checks vielfach thematisiert. Wohneinheiten beziehungsweise Wohnprojekte, in denen ältere Menschen als Mieter selbstständig und eigenverantwortlich leben, aber dennoch Gemeinschaft entwickeln und erfahren können, werden positiv bewertet.

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Was allerdings wichtig zu sein scheint: Die Senioren brauchen eine Anlaufstelle, jemanden, der Freizeitaktivitäten organisiert und der ihnen bei Problemen des Alltags zur Seite steht.

Was sich einige der Heimat-Check-Teilnehmer wünschen? Dass die Senioren von den Einrichtungen und Vereinen besser und gezielter über Veranstaltungen in ihrer Nähe informiert werden. Denn bei jenen, die Kontakte vor der eigenen Haustür pflegen, ist das Risiko zu vereinsamen geringer.

Und was sagt die Politik?

Das sagt Jörg Klepper (CDU):

Wir teilen die Meinung der Menschen, die im Bereich der Senioren ein „befriedigend“ vergeben. Es fehlt uns an einigen Ecken noch die Barrierefreiheit vom abgesenkten Bordstein, besseren Bushaltestellen bis hin zu Ausweichmöglichkeiten bei Treppen für Rollatoren. Durch neue Bauprojekte wie Mehrgenerationenwohnen wollen wir den älteren Menschen guten Wohnraum und ein neues Miteinander geben. Wir setzen uns dafür ein, dass niemand vereinsamen muss.

Das sagt Claus Rudel (SPD):

Dank der Arbeiterwohlfahrt (AWO) haben viele Senioren und Seniorinnen in Hagen mit den AWO-Begegnungsstätten Treffpunkte, in denen Unterhaltung und Austausch gepflegt werden. Der Erhalt dieser Einrichtungen ist zwingend. Darüber hinaus achten wir in den Ortsteilen darauf, dass Barrierefreiheit vorangetrieben wird: Bürgersteige müssen abgesenkt und Stolpersteine auf Gehwegen beseitigt werden. Und wir fördern weiterhin eine Nahversorgung in den Wohnquartieren.

Das sagt Nicole Pfefferer (Grüne):

Lebenslanges Lernen und Beteiligung erfahrener Personen sind für unsere Stadtgesellschaft unersetzlich. Damit Ältere selbstbestimmt leben können, ist die wohnortnahe Versorgung zum täglichen Bedarf wichtig, auch mit Hol- und Bringdiensten. Quartierskonzepte sollen dies bedarfsgerecht entwickeln und den Zusammenhalt im Wohnquartier stärken. Seniorengerechte Wohnungen müssen bezahlbar sein. Beratung zum Wechsel vom Haus in eine Seniorenwohnung unterstützt den Generationenwechsel in Einfamilienhaussiedlungen.

Das sagt Michael Eiche (AfD):

Es fehlen betreute Wohnungen. Die Generation, die jetzt alt wird, geht nur ungern direkt in ein Altenheim. Was die Angebote im Bereich Freizeit angeht, gibt es sehr viele Möglichkeiten. Manchmal werden Angebote aber auch nicht genutzt. Man muss auch respektieren, wenn Senioren manchmal lieber ihre Ruhe haben und nicht mehr vor die Tür wollen. Die allgemeine negative Entwicklung der Sicherheit in Hagen zwingt darüber hinaus viele alte Mitbürger, abends in der Wohnung zu bleiben. In manchen Gegenden ist der Gang um den Block zur Gefahr geworden.

Das sagt Josef Bücker (Hagen Aktiv):

Befriedigend – ist auch unsere Wertung. Vielleicht kann man weitere Senioren-Begegnungsstätten etablieren.

Das sagt Claus Thielmann (FDP):

In einer alternden Gesellschaft müssen die Belange von Senioren zukünftig eine stärkere Rolle spielen. Wir brauchen in Hagen mehr seniorengerechten Wohnraum und eine entsprechende Gestaltung der Wohnquartiere und der öffentlichen Aufenthaltsbereiche. Wichtig ist vor allem, dass die lokale Infrastruktur, z.B. Supermärkte, Ärzte oder Betreuungseinrichtungen, wohnortnah vorhanden sind. Die Quartiere müssen zudem auch mit Autos weiterhin erreichbar bleiben, denn viele Senioren sind weiterhin auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen.

Das sagt Ingo Hentschel (Linke):

Ein trauriger Punkt ist die Zunahme der Altersarmut. Den Senioren muss ermöglicht werden, am sozialen und kulturellen Austausch teilzunehmen, um einer Vereinsamung entgegenzutreten. Wichtig ist für Senioren, dass sie weiterhin in ihrem Quartier leben können. Das aber setzt bezahlbaren Wohnraum voraus. Wichtig ist der Ausbau und Erhalt der Seniorenbegegnungsstätten und Senioren-Cafés mit bezahlbarem Angebot. Auch das Ehrenamt muss stärkere Anerkennung bekommen und u.a. von der Verwaltung der Stadt gefördert werden.

Das sagen Thorsten Kiszkenow und Frank Schmidt (Fraktion Piraten/BfHo):

Der steigenden Zahl älterer Menschen auch in Hagen muss Rechnung getragen werden. Zunehmende Individualisierung in vielen Bereichen darf nicht zur Vereinsamung älterer Menschen führen, die sich im Internet weniger gut auskennen. Treffpunkte für Senioren sind auch städtischerseits zu organisieren. Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf müssen auf kurzem Weg erreichbar sein, wenn Senioren lange selbstständig und in den eigenen vier Wänden leben sollen. In Sachen Mobilität muss endlich das Fußgänger-Verkehrskonzept erarbeitet werden.