Hagen. Ein Viertel der Menschen in Hagen ist älter als 60 Jahre. Als ihr Sprachrohr versteht sich der Seniorenbeirat, der vor 40 Jahren gegründet wurde.

Nach der Kommunalwahl ist vor der Kommunalwahl. Das gilt zumindest für den Hagener Seniorenbeirat, der auch nach den Kommunalwahlen im September ein gewichtiges Wort in der Stadtpolitik mitsprechen will. Vor 40 Jahren wurde das Gremium, das die Belange der Senioren in Hagen vertritt, ins Leben gerufen. „Ein Viertel der Hagener ist älter als 60 Jahre. Und dieser Anteil wächst“, sieht Vorsitzende Ruth Sauerwein nach wie vor gute Gründe für die Existenz des Beirates.

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Dabei genießt der Seniorenbeirat bei weitem nicht mehr die gleiche Förderung wie in den ersten Jahrzehnten, als im Rathaus eine Verwaltungsangestellte in Vollzeit für das Gremium tätig war. „Erst war es eine volle, dann eine halbe Stelle, inzwischen gibt es nur noch eine Telefonnummer“, kommentiert Gerd Homm mit leiser Ironie den Schwund an Rückhalt in Politik und Verwaltung.

Vor der Auflösung

2008 sollte der Beirat sogar aus Gründen der Haushaltskonsolidierung aufgelöst bzw. mit den Beiräten für Frauen und Behinderte zusammengelegt werden, was denn doch verhindert werden konnte.

Seit rund zwei Jahrzehnten führt Ruth Sauerwein (72) den Seniorenbeirat, sie hat die Arbeit für die älteren Mitbürger also schon begonnen, als sie selbst noch har nicht zu dieser Gruppe gehörte. „Alt werden wir alle“, sagt sie: „Deshalb sollte es nicht nur Senioren ein Anliegen sein, sich für Seniorenbelange einzusetzen.“ In Hagen sei das besonders wichtig, denn die Stadt rangiere in nahezu allen Sozialpanels auf einem hinteren Platz; Altersarmut sei, wenn auch nicht ständig und unmittelbar sichtbar, ein erhebliches Problem. Gerd Homm weiß die Anzeichen zu deuten: „Beim Kaffeetrinken in den Begegnungsstätten sieht man, wer mit dem Cent rechnen muss. Das sind die, die nur eine Tasse Kaffee trinken.“

Kein Automatismus

Auch das Thema Wohnen im Alter begleitet den Seniorenbeirat seit seiner Gründung. Projekte wie das Wohnhaus der Georg-Kraus-Stiftung, in dem alte Menschen als Mieter selbstständig und eigenverantwortlich leben, aber dennoch Gemeinschaft entwickeln können, findet Ruth Sauerwein grundsätzlich gut. Nachbarschaft entwickele sich jedoch nicht automatisch, hat sie gelernt: „Die Senioren brauchen eine Anlaufstelle, jemanden, der Spielenachmittage und dergleichen organisiert und ihnen bei Alltagsproblemen zur Hand geht. Der an die Tür klopft und fragt, wie es geht.“

Das ist der Seniorenbeirat

Der Seniorenbeirat ist eine Interessenvertretung für die in Hagen lebenden Senioren. Die ihm angehörenden Mitglieder werden vom Rat der Stadt ernannt.

Er setzt sich zusammen aus jeweils einem Mitglied der im Rat vertretenen Fraktionen, jeweils einem Mitglied von den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, einem Vertreter des DGB, acht Vertretern der Seniorenbegegnungsstätten sowie jeweils einem Vertreter von zwei sonstigen Seniorenorganisationen.

Der Seniorenbeirat setzt sich beispielsweise ein für seniorengerechtes Wohnen, Aufbau und Erhalt von Begegnungsstätten, Sicherheit in der Stadt und im Straßenverkehr sowie die Versorgung der Stadtteile mit pflegerischen Diensten.

Der Seniorenbeirat arbeitet überparteilich und überkonfessionell. Er berät Rat, Ausschüsse und Bezirksvertretungen in Hagen sowie die Verwaltung und andere Einrichtungen in Fragen der Seniorenarbeit.

Immerhin gebe es in Hagen eine funktionierende Wohn- und Pflegeberatung, konstatiert Sauerwein. Und die Altenbegegnungsstätten in der Stadt böten nach wie vor vielfältige Möglichkeiten der Begegnung, des Gespräches und der abwechslungsreichen Freizeitgestaltung – mithin eine Gelegenheit, der Einsamkeit im Alter wenigstens für ein paar Stunden zu entfliehen. „Die Begenungsstätten sind sehr wichtig. Deshalb haben wir uns gegen finanzielle Kürzungen in diesem Bereich immer besonders heftig gewehrt.“