Haspe. Die Pläne für einen zweiten Hagener Waldkindergarten am Spielbrink haben sich erledigt. Die vorgesehene Unterkunft ist nicht sanierbar.
Schlechte Nachrichten für alle naturverbundenen Elternhäuser: Die Pläne für einen zweiten Hagener Waldkindergarten am Spielbrink an der Schülinghauser Straße haben sich erledigt. Untersuchungen des federführenden Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) haben ergeben, dass das dortige Naturfreundehaus nicht mehr sanierbar ist und notwendige Ersatzbauten an dem Standort laut Landschaftsplan nicht zulässig seien. Entsprechend haben die Johanniter als potenzieller Betreiber der Kita die Akten endgültig zugeschlagen. Ein Alternativ-Projekt an einem anderen Standort ist zurzeit nicht in Sicht.
Dabei kommt die Idee der Waldkindergärten bei den Hagener Familien bestens an. Die bereits bestehende Johanniter-Einrichtung im Stadtwald, die dort unweit des Deerth in einer ehemaligen Waldarbeiterhütte hinter dem alten Forsthaus besteht, ist randvoll und es gibt bereits eine stattliche Warteliste. Längst kann der Verband, der dort 22 Plätze anbietet, die Zahl der Anfragen nicht mehr decken und hat sich daher nach einem Alternativstandort umgesehen. Somit geriet das ehemalige Naturfreundehaus als Außenstelle der Tagesstätte Römers Hof in den Fokus, wo sogar 30 Mädchen und Jungen hätten Platz finden können.
Ex-Jugendherberge wuchert zu
Die etwa 100 Jahre alte Holzhütte, an deren Dachfirst noch der Schriftzug „Use laiw Hüsken im Biärge“ prangt und die einst als Jugendherberge, Heim der Hitlerjugend sowie Flüchtlings-, Lehrlings- und städtisches Jugendheim genutzt wurde, übernahmen 1953 die Naturfreunde Haspe und pflegten sie über die Jahrzehnte. Erst als der Verein sich angesichts des Nachwuchsmangels überlebt hatte, wurde die Hütte, die inzwischen von Brombeeren und Brennnesseln zugewuchert wird und deren Außenspielgeräte und Grillplatz zu zerfallen drohen, mit Brettern zugenagelt.
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Doch seit 2018 wird die Idee verfolgt, dass der WBH als Erwerber des Objektes dort alles für einen zweiten Waldkindergarten herrichtet. Allerdings ergaben jüngste Untersuchungen, dass die im Forst verborgene Schülinghauser Straße 28 nicht mehr sanierungsfähig sei. Als Ersatz, um das gesamtstädtische Interesse an dem Projekt vielleicht doch noch befriedigen zu können, wurde seitens des Wirtschaftsbetriebes die Idee geboren, drei oder vier spitzgiebelige Finnhütten aus Naturholz für die Unterbringung der Kinder bei widrigsten Witterungsverhältnissen zur errichten.
Bauordnungsexperten kippen Pläne
Doch eine Prüfung durch die Bauordnungsexperten der Stadt hat ergeben, dass dieses Vorhaben „den Darstellungen des Flächennutzungsplanes und den Darstellungen des Landschaftsplanes widerspricht und die natürliche Eigenart der Landschaft beeinträchtigt“. Im Klartext: Ein Waldkindergarten ist unter den neuen Rahmenbedingungen an dem Standort nicht zulässig. Die Begründung: „Es handelt sich begrifflich nicht mehr um einen Waldkindergarten, der sich dadurch auszeichnet, dass er sich ohne Umgestaltung der umgebenden Flächen in den Wald einfügt, sondern um einen Kindergarten im Wald.“
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Der Fachbereich Jugend und Soziales, so Stadtsprecherin Clara Treude, bedauert ausdrücklich, dass damit 30 Kindergartenplätze für ein ganz besonders nachgefragtes pädagogisches Konzept nicht mehr zur Verfügung stehen. Allerdings sehe die Gesamtschau für Haspe inzwischen ganz gut aus, weil ja sowohl am Jungfernbruch als auch am Markanaheim viergruppige neue Kita-Einrichtungen mit jeweils 75 Plätzen entstehen würden und somit für eine entsprechende Abdeckung im Bezirk gesorgt sei.
Hagen bietet gute Rahmenbedingungen
Als waldreichste Großstadt in NRW bietet Hagen die besten Voraussetzungen für einen weiteren Kindergarten in freier Natur, zumal der Mangel an Kita-Plätzen weiterhin hoch ist.
Im Unterschied zu herkömmlichen Tagesstätten verbringen Kinder und Erzieherinnen von Waldkindergärten den gesamten Tag außerhalb von Gebäuden, also zumeist im Wald. Nur wenn das Wetter Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährdet, darf eine Unterkunft aufgesucht werden.
Auf handelsübliches Spielzeug wird in derartigen Einrichtungen üblicherweise verzichtet, die Kinder beschäftigen sich vorzugsweise mit Materialien, die sie in der Natur finden. Das soll sich positiv auf die Sprachentwicklung auswirken, da die Kinder in einem Waldkindergarten häufiger und intensiver miteinander kommunizieren.
Auch das Immunsystem der Kinder soll durch den stundenlangen Aufenthalt im Freien gestärkt werden.
Zudem sind sie weniger Stress und Lärm ausgesetzt.
„Sollte sich in Zukunft ein ähnliches Projekt ergeben, sind die Johanniter weiterhin bereit, eine Zusammenarbeit zu prüfen“, betont die Hagener Verbandssprecherin Anna Breuer ausdrücklich. Die Bezirksvertretung Haspe hat zumindest in ihrer jüngsten Sitzung Verwaltung und WBH aufgefordert, doch noch eine Lösung für den Standort zu finden.