Hagen. Die Stadt Hagen braucht dringend neue Kindergärten, um die wachsende Kinderzahl unterzubringen. Doch 2020/21 gibt es nicht eine Neueröffnung.

Der Zuzug von Ausländern nach Hagen und damit auch von kleinen Kindern hält unvermindert an. Nach Auskunft von Renate Haack, Jugendhilfeplanerin im Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Hagen, stieg die Zahl der unter sechsjährigen Kinder innerhalb eines Jahres um rund 300. Waren es im Februar 2019 noch 2492 (1095 aus Flüchtlings-, 1397 aus EU-Zuwandererfamilien), verzeichnete die Behörde im Februar 2020 bereits 2789 (1284, 1505). „Wir können uns noch nicht entspannt zurücklehnen, es wird noch ein bisschen mehr“, fasst Frau Haack die Lage zusammen.

Was zur Folge hat, dass die Platzsituation in den Kindergärten angespannt bleibt, zumal auch die Geburtenzahlen in Hagen seit 2011 konstant anstiegen, ehe es 2019 erstmals wieder einen Rückgang gab, der jedoch nach Meinung von Experten vor allem auf die Schließung der Geburtsstation im Evangelischen Krankenhaus Haspe zurückzuführen ist, woraufhin sich viele Hagener Eltern für Krankenhäuser im Hagener Umland entschieden haben dürften. Unter den Kindern bis zu sechs Jahren aus zugewanderten Familien ist die Gruppe der unter Einjährigen mit 518 derzeit die zahlenmäßig stärkste in Hagen.

Von Quote weit entfernt

„Wir brauchen also dringend weitere Kindergärten“, sagt Dirk Hannusch, Abteilungsleiter im Fachbereich Jugend und Soziales. Allerdings ist im gesamten Kindergartenjahr 2020/21 nicht eine Neueröffnung vorgesehen. Das hat mit der schwierigen Suche nach geeigneten Grundstücken, vor allem aber mit den gestiegenen Bauvorschriften, die gerade das Bauen von sozialen Einrichtungen immer bürokratischer und kompliziert machen, zu tun. Trotz mehrerer Neueröffnungen ist die vom Stadtrat im Jahr 2012 festgelegte Betreuungsquote von 38 Prozent im U3-Bereich deshalb weit entfernt, sie liegt derzeit bei 32 Prozent. Das sind 300 Plätze zu wenig.

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Auch in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen (Ü3) ist die anvisierte Betreuungsquote von 98 Prozent aufgrund des Kinderreichtums gesunken und beträgt nur noch 94,7 Prozent. Dass es Hannusch und seinem Team in der Vergangenheit dennoch fast immer gelungen ist, jedem Kind einen Betreuungsplatz zu verschaffen, liegt daran, dass viele Eltern ihre Kinder nicht bzw. erst mit vier oder fünf Jahren in einer Einrichtung anmelden. Würden alle Hagener Eltern auf einer Unterbringung bestehen (seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch für Kinder ab einem Jahr), würde das System kollabieren.

Vorzeigeprojekte eröffnet

Unter den zuletzt eröffneten Kindergärten gibt es regelrechte Vorzeigeprojekte. Da ist zum einen die Tagesstätte Kolibri in der ehemaligen Lutherkirche, wo 100 Kinder in fünf Gruppen betreut werden. Mit dem Umbau des Gotteshauses hat die Stadt ein Paradebeispiel für vorbildliche Stadtentwicklung und gelungenen Strukturwandel gesetzt.

Knapp 600 Kinder in Obhut von Tagesmüttern

Derzeit werden in den 103 Hagener Kindergärten 6608 Kinder betreut, 1308 von ihnen sind jünger als drei Jahre (U3), 5300 zwischen drei und sechs Jahre alt (Ü3). Außerdem werden knapp 600 Kinder von Tagesmüttern erzogen.

Allerdings leben in Hagen derzeit rund 11.300 Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren.

Im Fachbereich Jugend und Soziales geht man davon aus, dass die Zahl der potenziellen Kindergartenkinder bis 2022 um 1000 gegenüber dem heutigen Wert steigen wird.

Ab dem Kindergartenjahr 2021/22 sind weitere Neueröffnungen vorgesehen, und zwar im Jungfernbruch, in der Schüllinghauser Straße und auf dem Mar­kanaplatz (alle Haspe), im Block I und in der Paschestraße (beide Wehringhausen), in der Eppenhauser und der Gerhart-Hauptmann-Straße (Emst), in der Fleyer Straße, in Eilpe. Zudem werden mehrere bestehende Kindergärten ausgebaut, um mehr Platz zu schaffen.

Aber auch die neue Kita in der Dahmsheide, die im Dezember ihren Betrieb aufgenommen hat und in der sogar 130 Kinder betreut werden, vermittelt eine großzügige, helle und freundliche Atmosphäre. „Und sie wird in Altenhagen dringend gebraucht“, so Hannusch. Die offizielle Eröffnung, an der auch Oberbürgermeister Schulz teilnehmen wird, soll übrigens am 3. April stattfinden. An den Start gegangen ist auch das Kinderhaus Purzelbaum in Hohenlimburg (23 Plätze), während die unweit gelegene städtische Kita in der Elseyer Straße 52 mit 55 Plätzen frühestens im April geöffnet werden kann.

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Neben den Kindergärten treibt die Stadt Hagen auch den Ausbau der Großtagespflegestellen, in der zwei Tagesmütter bis zu neun Kinder betreuen, voran. Im Januar wurde die elfte Einrichtung dieser Art in Wehringhausen eröffnet, im Juni folgte die zwölfte (neben der Tiefgarage der Rathaus-Galerie). Und dann gibt es ja noch die zahlreichen Tagesmütter, die maximal fünf Kinder betreuen dürfen. In ihrer Obhut sind derzeit insgesamt fast 600 Kinder untergebracht.