Hagen. Die Stadtredaktion konfrontiert die Lokalpolitik mit den Ergebnissen des Heimatchecks. Diesmal geht es um die Parksituation.

Gesamtnote 3,55. Dieses Urteil hatten die Teilnehmer unseres großen Heimatchecks über die Parksituation in Hagen abgegeben. In manchen Vierteln wie Altenhagen, der City, Eppenhausen und Wehringhausen fiel die Note noch viel schlechter aus. In Haspe-Mitte beispielsweise. Vor der Kommunalwahl konfrontiert die Stadtredaktion Hagen die politischen Fraktionen im Rat mit diesem miserablen Zeugnis.

Hagen ist eine Autostadt. Nicht nur, weil jeder normale Haushalt gefühlt über zwei bis vier Pkws und meistens sogar SUVs verfügt, sondern auch, weil die Planer Hagen in den 50er- und 60er-Jahren baulich als Autostadt angelegt haben. Dass es mal eine Mobilitätswende geben könnte oder andere Verkehre wie der ÖPNV oder das Rad eine größere Rolle spielen würden, daran wurde damals nicht im entferntesten gedacht.

Die Wartelisten für Garagen sind gewaltig, der Parkdruck ist immens

Die Auto-Flut und diese konzeptionelle Anlage der Stadt sorgen heute dafür, dass manche Wohnviertel überquellen vor Fahrzeugen. Der Parkdruck ist gewaltig, die Wartelisten für Garagen sind lang und die Parkerei bildet beim Hagener Ordnungsamt einen absoluten Schwerpunkt.

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Immer öfter hat unsere Zeitung in der Vergangenheit – erst jüngst am Sonnenberg in Hohenlimburg – darüber berichtet, dass mitten in den Parkdruck hinein weitere Halteverbotszonen angelegt werden, weil die Grund- und Rettungsversorgung blockiert wird. Rettungswagen, Müllabfuhr und oft auch Linienbusse der Hagener Straßenbahn können oft gar nicht mehr durch die blockierten Straßen fahren.

Konkreter Vorschlag der CDU liegt auf dem Tisch

In Hagen gibt es einen konkreten Vorschlag der CDU, der auf dem Tisch liegt: Die Idee besteht darin, abhängig von der Anzahl der Gewerbebetriebe und Wohnungen in einem Quartier tagsüber die Stellplätze für Anwohner mit Parkausweis, aber auch für Kurzzeitparker mit Parkscheibe, Park-App oder Bon vom Parkscheinautomaten zur Verfügung zu stellen. Die Idee hat noch Diskussions-Status.

Claus Rudel, SPD-Fraktionschef:

„Während Familien früher nur ein Auto besaßen, so sind es heute zwei oder gar drei Fahrzeuge, die einen Parkplatz benötigen. Dafür sind unsere Wohnquartiere aber nicht ausgelegt – der Ärger über fehlende Parkplätze steigt von Jahr zu Jahr. Dabei ist es aber mit Blick auf Ökologie und Naturschutz keine Lösung, wenn immer mehr Vorgärten zu privaten Parkplätzen umgestaltet werden. Dort, wo es möglich ist und Flächen zur Verfügung stehen, sollten Parkplätze angelegt werden. Das setzt aber auch voraus, dass Pkw-Besitzer einen kleinen Fußweg zu ihrer Wohnung in Kauf nehmen.“

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Michael Eiche, AfD-Fraktionschef:

„Das ist in allen größeren Städten ein Thema. In Hagen gibt es ausreichend viele Parkplätze in der Innenstadt. Sie sind aber teilweise zu teuer. Einige Städte gehen andere Wege, indem sie beispielsweise ein bis zwei Stunden kostenfreies Parken in der Innenstadt anbieten. Im Außenbereich sollte mehr schräges Parken eingezeichnet werden. Allerdings hat alles natürliche Grenzen. Viele Straßen sind zu schmal gebaut für mehr Parkraum. Die Behinderungen des fließenden Verkehrs und die Parkplatzsituation führen dazu, dass immer mehr Einkäufer von Hagen wegbleiben.“

Claus Thielmann, FDP-Fraktionschef:

„Die Parkplatzsituation ist in einigen an die Innenstadt grenzenden Vierteln, wie z. B. Wehringhausen und Altenhagen, sehr problematisch. Da eine Ausweitung des Parkraums in den meisten Fällen unmöglich sein dürfte, setzten wir uns ein, das Anwohnerparken und die Parkraumbewirtschaftung über den Innenstadtring hinaus auszuweiten. Dies sorgt für eine Entlastung der Anwohner und auch für zusätzliche Einnahmen in der Stadtkasse. Weiterhin wollen wir gegen die Belegung von Parkplätzen durch kommerziell genutzte Kleintransporter und Lkw vorgehen.“

Ingo Hentschel, Linken-Spitzenkandidat:

„Hagen hat ein echtes Parkplatzproblem, besonders im Bereich der Innenstadt und den reinen Wohnbezirken häufen sich die Klagen der Anwohner. Die Parkhäuser sind zum Teil deutlich zu teuer und bieten keine Alternative für Dauerparker an. Auch gibt es zu viele SUV, die viel Parkfläche benötigen. Wir wollen mehr „Park and Ride“ in Hagen anbieten und den ÖPNV stärken. Auch das Carsharing muss erhöht werden. Es muss sich langsam vom Individualverkehr gelöst werden. Auch der Zweit- und Drittwagen im Haushalt sollte überdacht werden.“

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Jörg Klepper, CDU-Spitzenkandidat:

„Die Parkplatzsituation in der Innenstadt ist ein großes Problem. Viele Menschen suchen sehr lange nach einem Parkplatz, das ist ärgerlich und verursacht Stress. Wir haben in der Bezirksvertretung Mitte als einzige Partei unsere Idee für die Zukunft des Parkraumes vorgelegt, das heißt, dass wir beispielsweise mehr auf Anwohnerparkplätze setzen werden. Für die Menschen die in Hagen arbeiten, ist ein besseres Busnetz vielleicht eine Chance, das Auto weniger zu nutzen.“

Nicole Pfefferer, Grünen-Fraktionssprecherin:

„Unsere Städte sind nicht ausgerichtet für die Massen von Fahrzeugen, die in den letzten Jahren auf die Straßen und vor die Wohnhäuser gekommen sind. Das lässt sich auch nur begrenzt ändern. Ein längerfristiger Ansatz fragt, wie den Mobilitätserfordernissen der Bürger ohne Auto entsprochen werden kann: mit einem guten ÖPNV und sicheren Rad- und Fußwegen brauchen Familien nicht mehrere Autos und auch das Shoppen in der City geht ohne. Und wer ausrechnet, wie viel attraktive Fläche in den Innenstädten durch Autos belegt wird, erlebt sein blaues Wunder“

Josef Bücker, Hagen-Aktiv-Fraktionschef

„Schulnote ausreichend plus. Auch bei den Parkplätzen würden wir uns eine differenziertere Betrachtung wünschen. In den oftmals sehr engen Wohngebieten geht die Note sicherlich in Ordnung bzw. ist eventuell noch etwas schlechter. Deutlich besser ist die Situation im Bereich der City mit einer Vielzahl von bezahlbaren Parkplätzen. Insgesamt sollte an einem gesamtstädtischen Parkraumkonzept gearbeitet werden.“

Thorsten Kiszkenow und Frank Schmidt, BfHo/Piraten-Fraktionsgemeinschaft

„Gerade in den Wohnquartieren ist dies ein heikles Thema, bei dem sich die Verwaltung meist nur widerwillig auf politische Anträge einlässt. Stattdessen werden fachliche Bedenken vorgeschoben. Sinnvolle Vorschläge, wie etwa die Ausweitung von aufgesatteltem Parken auf breiten Gehwegen, werden oft ohne Not abgeblockt. Wenn die Bundespolitik Kaufprämien für Autos auslobt, dann darf die Verwaltung nicht restriktiv gegen den Individualverkehr arbeiten. Eine Parkraumbewirtschaftung in den Nebenzentren wäre das „Aus“ für den Einzelhandel“