Hagen. Veränderungen im Nahverkehr hat es in Hagen zuletzt reichlich gegeben. Hier die Prioritäten der Ratsfraktionen für die nächste Wahlperiode.

Es hat sich was getan. Und wie das so ist bei Veränderungen – alle kann man nicht zufriedenstellen. Erst recht nicht, wenn man ein Liniennetz auf den Kopf stellt. Denn wenn man dort am einen Ende etwas ändert, wirkt sich das automatisch an vielen anderen Stellen aus.

Hinzu kommt: Noch bevor all die Umstellungen und Verbesserungen im Liniennetz der Hagener Straßenbahn ihre Wirkung so richtig entfalten konnten, kam Corona. Die Fahrgastzahlen brachen ein. Und so ist es bis heute für die Nahverkehrsexperten der Stadttochter schwierig einzuschätzen, wo und ob tatsächlich Nachbesserungsbedarf besteht.

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Nichtsdestotrotz: Die Hagener haben eine gute Drei plus für den Nahverkehr vergeben. 2,69 lautet der Notendurchschnitt. Die schlechtesten Noten erhält der ÖPNV in den Randgebieten wie dem Volmetal (3,07), Hohenlimburg (3,19), Lennetal (3,08) und im Norden von Haspe (3,08).

Je näher man allerdings an die Innenstadt heranrückt, je dichter somit der Takt wird, in dem die Busse verkehren, desto besser schneiden tendenziell die Quartiere ab. Bei 2,11 liegt beispielsweise der Schnitt in Boele, bei 2,33 auf Emst und bei 2,45 in Altenhagen.

Neuer Fahrplan kommt gut an

Immerhin: Gut angenommen wurde der neue Fahrplan in den beiden ersten Monaten des Jahres. „Wir konnten im Rahmen der Einführungsphase des neuen Fahrtenangebotes für Hagen durchaus erste positive Tendenzen feststellen“, erklärte Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther Ende Mai, „eigentlich können wir recht zufrieden sein. Im Januar und Februar haben wir sogar leicht überplanmäßige Fahrgastzahlen verzeichnen können.“

Dieser gute Start für das Liniennetz sei aber durch den Ausbruch der Corona-Pandemie jäh beendet worden. „Rückblickend war der Starttermin für das neue Liniennetz somit ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt“, so Köther. Ab Mitte März sei es coronabedingt zu einem massiven Einbruch der Fahrgastzahlen gekommen.

Hier die künftigen Schwerpunkte der Hagener Ratsfraktionen:

Claus Rudel, SPD-Fraktionschef:

In der von der SPD angestoßenen und konsequent geführten Diskussion über den Ausbau des Hagener Busverkehrs fiel die Beurteilung der Bürger und Bürgerinnen in den vergangenen Jahren schlechter aus. Daher haben wir über Jahre dafür gekämpft, dass die Stadt mit mehr Geld für mehr Busse und bessere Fahrpläne sorgt. Die ersten positiven Auswirkungen scheinen bereits in das Votum der Befragten eingeflossen zu sein. Wir werden die Entwicklung weiter vorantreiben.

Jörg Klepper, CDU-Spitzenkandidat:

Mit den über 3 Millionen Euro haben wir neue Möglichkeiten in unserem Busnetz geschaffen. Das merken die Menschen auch. Für den richtigen Mix aus Bus, Bahn, Auto, Fahrrad werden wir neue Busmodelle, neue Streckenverbindungen prüfen und die Radwege in der Stadt verbessern. Wir werden gemeinsam ein für Hagen passendes Nahverkehrsmodell finden.

Nicole Pfefferer, Grünen-Fraktionssprecherin:

Hagen wird eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt mit gutem ÖPNV! Die Verbesserungen im ÖPNV (schnellere Linienführung, engere Taktung, Verbesserung im Nachtverkehr) kommen bei den Bürgern positiv an. Hier muss zwingend weitergearbeitet werden, damit der Umstieg auf den ÖPNV noch attraktiver wird. Dazu muss die Preisgestaltung im VRR eine Rolle spielen. Der konsequente Ausbau des Radwegenetzes ist ein großes grünes Thema, damit das Rad auch für Pendler bis zum Bahnhof eine Alternative wird. Fußgänger müssen vorrangig Raum bekomme.

Michael Eiche, AfD-Fraktionschef:

D

as Busfahren macht man nicht beliebter, wenn man alle Autofahrer behindert, sondern wenn man die Fahrpreise senkt. Die Leute sind mittlerweile völlig genervt von Buscups, Fahrbahnverengungen, Mittelinseln, Abbiegeampeln und vom Fahrbahneinzug. Eine kleine politische Kaste in Hagen will mit aller Gewalt den Autofahrer verärgern, damit er Bus fährt. Das ist aber ein teurer und dummer Irrweg. Anreize schaffen, nicht den Steuerzahler abstrafen! Diese absurden Maßnahmen führen zu mehr Luftverschmutzung und bestrafen den Arbeitnehmer.

Josef Bücker, Hagen-Aktiv-Fraktionschef:

Schulnote befriedigend plus – das sehen wir nicht so gut. Gerade beim ÖPNV ist noch viel Luft nach oben. Hier wurde in der Vergangenheit zu viel am falschen Ende gespart. Jetzt muss es darum gehen, die Menschen zur Nutzung des ÖPNV zurückzugewinnen.

Claus Thielmann, FDP-Fraktionschef:

Für den ÖPNV setzen wir vor allem auf Qualitätsverbesserung, z. B. durch eine Verbesserung der Barrierefreiheit, eine Optimierung und Flexibilisierung der Taktungen sowie den durchgängigen Einsatz von Klimaanlagen. Mittelfristig sehen wir ein hohes Potenzial in einer besseren Vernetzung des schienengebundenen ÖPNV mit dem städtischen Busnetz, z. B. durch eine deutliche Verbesserung der Koordination der verschiedenen Verkehrsträger. Angebotsausweitungen müssen jedoch besonders in Zeiten von Covid-19 intelligent und ergebnisoffen geplant werden.

Ingo Hentschel, Linken-Spitzenkandidat:

Der ÖPNV hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Der ÖPNV wird ausgebaut und wegen der notwendigen Verkehrswende umgestellt. Es gibt aber deutliche Schwachstellen, wie zum Beispiel die Einbindung der Außenbezirke und die Barrierefreiheit der Bahnhöfe. Eine weitere Schwachstelle ist die Nichteinführung eines „365 Tickets“. Wir wollen, dass endlich alle Bahnhöfe barrierefrei gestaltet werden und das Busnetz erweitert wird. Besonders notwendig ist die Verbesserung der Busverbindung des Hauptbahnhofes mit der Stadtmitte in den Abendstunden.

Thorsten Kiszkenow (Piraten) und Frank Schmidt (BfHo):

Die ÖPNV-Verbesserungen, die 2019 fraktionsübergreifend im Bereich Spätverkehr und auf den Hauptverkehrsachsen durchgesetzt wurden, finden Anklang. Trotzdem muss der ÖPNV weiter ausgebaut werden, wenn er die bessere Alternative zum Auto werden soll. Nächstes Ziel muss daher die stärkere Anbindung vieler Wohnquartiere ans Busnetz sein, und auch die Umsteigebeziehungen zum regionalen Schienenverkehr sind zu optimieren. Zudem fordern wir das 365-Euro-Jahresticket, wer Bus und Bahn nutzt, sollte mit günstigen Tarifen belohnt werden.