Hagen. Nirgendwo fühlen sich die Menschen so wohl wie im Volmetal. Die Gesamtnote für Hagen liegt bei „drei plus“. Das sagt die Politik.
Eine gute „Drei plus“ – fassen wir dieses im wahrsten Sinne des Wortes befriedigende Ergebnis mal so zusammen. Das ist die Schulnote, die die Hagener beim großen WP-Heimatcheck vergeben haben als eine Art Gesamtnote für ihre Stadt. Verbunden ist diese Note mit der Frage: „Wie gerne leben Sie an Ihrem Ort?“ und der Auswahl von Noten von eins bis sechs.
Hinter dieser eher emotionalen Frage stecken vielerlei Dinge, die beim Heimatcheck eine Rolle spielen und die zu einem Gefühl bei den Menschen führen: Gibt es ausreichend Einkaufsmöglichkeiten? Wie ist die Verkehrsanbindung? Was ist mit dem Freizeitwert?
Und weil so eine Stadt wie Hagen zwischen Boele und Rummenohl und Haspe und Hohenlimburg aus ganz unterschiedlichen Quartieren besteht, fallen natürlich auch die Bewertungen völlig unterschiedlich aus. So liegen das Volmetal (1,87) und Emst (1,96) vorne in der Quartiers-Rangliste. Altenhagen (3,83) und Wehringhausen (3,13) dagegen auf den letzten Plätzen.
Der Hagener hat keine Wahl
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Gleichwohl, so hatte es der Hagener Soziologe Professor Frank Hillebrandt (Fernuniversität Hagen) erklärt, hängen die Menschen an ihrem Wohnort. Und zwar im wörtlichen Sinne. Sie kommen nicht weg, selbst wenn sie es wollen. „Eine wirkliche Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen Quartieren hat man nur ab der Mittelschicht aufwärts“, so hatte der Wissenschaftler bereits bei der Präsentation der Heimatcheck-Ergebnisse erklärt. Dazu kommt: „Identifikation ist eben nicht immer rational zu erklären, sondern vor allem emotional.“
Die Umgebung präge Menschen sehr stark. Das merke man auch daran, dass viele eine sehr starke Bindung an ihren Geburtsort hätten, die sie zeitlebens nicht los würden.
Ein Datenschatz und viele Erkenntnisse
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Ein Umstand, der sich auch dann zeigt, wenn man Menschen ganz direkt fragt, ob sie eigentlich gerne in ihrem Ort leben. Sowohl Sükrü Budak (Vorhalle), Robin Hiermer (Emst), Ulrike Schulz (Altenhagen) als auch Ilka Flötgen (Dahl) hatten das bejaht.
Der WP-Heimatcheck liefert nun einen Datenschatz und reichlich Erkenntnisse. Und was liegt im Jahr der Kommunalwahl näher, als diejenigen, die in den kommenden Jahren als Parteien und Fraktionen im Stadtrat mitbestimmen wollen, mit diesen Ergebnissen zu konfrontieren?
Also finden Sie hier die Ergebnisse und die Einschätzung all jener Parteien, die derzeit im Rat der Stadt Hagen vertreten sind. Es sind die politischen Überlegungen zu einem befriedigenden Ergebnis.
http://Alle_Kandidaten_in_Hagen{esc#230212834}[video]Das sagt Jörg Klepper (CDU)
„Die Bewertung der Menschen ist ehrlich und fair. Wir haben in Hagen gemeinsam viel geschafft. Nicht alles konnten wir so verbessern, dass es uns zufrieden stellt. Die Menschen können sich darauf verlassen, dass wir verlässlich weiter daran arbeiten, Hagen noch lebenswerter zu machen. Mit unseren bodenständigen Ideen für die Stadt wird das gelingen, denn wir versprechen nicht das Blaue vom Himmel.“
Das sagt Claus Rudel (SPD)
Im Vergleich zu den guten Bewertungen umliegender Gemeinden gibt sich die SPD in Hagen mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Hagen ist die einzige Großstadt im Verbreitungsgebiet der WP, die unter dem Druck der Altschulden leidet. Kleinere Städte in Südwestfalen haben dieses Problem nicht. Nötige Investitionen wurden in den vergangenen Jahren trotz unserer Forderungen nicht getätigt, was sich auf die Lebensverhältnisse und das Wohlempfinden der Bürger auswirkt. Hier hat die Allianz von CDU, Grünen, FDP und Hagen Aktiv auf Mangelverwaltung gesetzt und damit versagt.
Das sagt Nicole Pfeffer (Grüne)
„Die Menschen kennen die Probleme. Aus der großen Unzufriedenheit mit der Politik lesen wir den Anspruch auf mehr Information und Beteiligung. Entscheidung wird verständlicher, wenn man die Bedingungen kennt. Die Unterschiede in den Gesamtbewertungen zeigen, dass Altenhagen stärker in den Blick genommen werden muss. Aber auch in Haspe oder Wehringhausen gibt es viel zu tun. Die schlechteste Bewertung erhält die Parkplatzsituation – für uns Synonym für eine Stadt, die Wege finden muss, nicht im Autoverkehr zu ersticken.
Das sagt Josef Bücker (Hagen Aktiv)
„Die Note entspricht in der Schule etwa einem befriedigend (+). Wir sehen diese Note in etwa auch und mahnen an, dass hier in Zukunft unbedingt eine Verbesserung erzielt werden muss, um mit den Nachbarkommunen konkurrieren zu können.“
Das sagt Michael Eiche (AfD)
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„Die AfD Hagen bezweifelt nicht die rechnerische Richtigkeit der Gesamtnote, wir hätten aber nicht erwartet, dass die Benotung doch so gut ausfällt, insbesondere deshalb, weil Hagen leider stetig mehr vermüllt und immer mehr Angsträume entstanden sind. Besonders die Bahnhofsgegend – eigentlich ein Aushängeschild einer stolzen Stadt – ist heruntergekommen wie nie. Ich lebe auch sehr gerne in Hagen, weil ich nicht in solch schlechter Lage wohne. Die Antworten der Bürger aus der Bahnhofsgegend dürften wesentlich schlechter ausfallen.“
Das sagt Ingo Hentschel (Linke)
„Hagen ist eine schöne und liebenswerte Stadt, besonders die Grünbereiche und Flusslandschaften zeichnen Hagen aus. Es muss im Bahnhofsbereich und den Nebenzentren an dem Erscheinungsbild gearbeitet werden. Der Bahnhofsvorplatz als Visitenkarte der Stadt mit seinen Nebenstraßen ist kein schöner Anblick und muss erheblich aufgewertet werden. Auch der Bereich der Stadtsauberkeit trübt das Gesamtbild. Daran muss unter anderem durch Erhöhung der Reinigungsintervalle und städtebaulichen Maßnahmen massiv gearbeitet werden...“
Das sagt Claus Thielmann (FDP)
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„Wir sind fest davon überzeugt, dass Hagen eine liebens- und lebenswerte Stadt ist, die leider oft schlechter geredet wird als sie ist. Daher wünschen wir uns, dass Politik, Verwaltung und alle Mitbürger die bestehenden Probleme aktiv angehen und sich dafür einsetzen, unsere Stadt in eine bessere Zukunft zu führen. Negative Statistiken oder Presseartikel sollten wir als Motivation sehen, anstatt uns ständig daran aufzuhalten oder diese zu replizieren. Hagen braucht ein neues Gemeinschaftsgefühl und auch Stolz auf die vielen positiven Dinge.“
Das sagen Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) und Thorsten Kiszkenow (Piraten)
„Wir sind überrascht über diese gute Gesamtnote, da unsere Fraktion von den Bürgern meist mit Missständen konfrontiert wird, die es zu beheben gilt. Die Haushaltssicherungspolitik hat den Einwohnern in vielen Bereichen hohe Abgaben und deutliche Leistungskürzungen beschert. Noch weitreichendere Einschnitte konnten nur durch ehrenamtliches Engagement vermieden werden; man denke etwa an die Büchereizweigstellen oder an die Sportvereine. Die Hagener sind offenkundig leidensfähig, haben aber eine besser aufgestellte Heimatstadt verdient.“