Hagen. Alarmierende Zahlen: Die Stadt Hagen liegt, was den Grad der Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohner betrifft, deutschlandweit auf Platz drei.
Die Stadt Hagen hat sich zu einem Kerngebiet der Corona-Pandemie in Deutschland entwickelt. In der Sieben-Tages-Inzidenz, die den Grad der Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt misst, belegt Hagen mit einem Wert von 29,7 bundesweit den dritten Platz. Nur die Stadt Herne lag am Freitag mit einer Inzidenz von 30,7 in NRW noch vor Hagen.
Spitzenreiter in dieser unrühmlichen Rangliste mit einem astronomischen Wert von 100,8 ist der niederbayerische Landkreis Dingolfing-Landau, wo es zu zwei Corona-Ausbrüchen mit über 400 Fällen in einem landwirtschaftlichen Betrieb und in einer Konservenfabrik gekommen ist.
„Beunruhigender Trend“
Das Robert-Koch-Institut in Berlin spricht von einem „beunruhigenden Trend“. Die kumulative Inzidenz der letzten sieben Tage habe deutschlandweit bei 6,7 Fällen pro 100.000 Einwohner gelegen, in Nordrhein-Westfalen sei ein besonders deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Ganz offenbar hat diese Entwicklung mit dem Ende der Sommerferien zu tun, die aus dem Urlaub heimkehrenden Menschen bringen das Virus mit. „Der Anteil der Reiserückkehrer macht mittlerweile fast zwei Drittel der Neuinfizierten aus“, berichtet Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Hagener Gesundheitsamtes.
Durch die Testungen im Zusammenhang mit Reiserückkehrern fielen auch asymptomatische Personen auf. Die Rückkehrer hätten oftmals ihr direktes, familiäres Umfeld angesteckt, so Dr. Scholten. Insofern sei unter den Infizierten in Hagen jede Altersgruppe vertreten. Schwere Krankheitsverläufe seien derzeit allerdings nicht bekannt.
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Die Liste der Länder, aus denen die Reiserückkehrer kommen, sei in Hagen bunt gemischt, teilte die Stadt mit. Ob Rückkehrer aus bestimmten Ländern besonders häufig mit dem Virus infiziert sind und welche Staaten das sind, sagt die Stadt nicht. Einer Tabelle des Robert-Koch-Instituts zufolge werden als wahrscheinliche Infektionsländer nach Deutschland am häufigsten Kosovo, Türkei, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Bosnien, Rumänien und Polen genannt. Dann folgt Spanien als erstes westeuropäisches Ausland.
Ordnungsrechtliche Maßnahmen
Michael Kaub, Sprecher der Stadt Hagen, betont jedoch, dass die Stadt Testungen über die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hinaus vornehme: „Kontaktpersonen aus sensiblen Bereichen wie Schule, Kindertagesstätte oder medizinischen Berufen werden so lange getestet und erst aus der Quarantäne entlassen, wenn sie nicht mehr positiv sind.“
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Zudem könne der Hagener Krisenstab über die Coronaschutzverordnung hinausgehende Maßnahmen erlassen. Davon würde, wenn notwendig, auch Gebrauch gemacht. Bestehe etwa der begründete Verdacht, dass ein Betroffener die Quarantäne nicht einhalte, könne die Stadt ordnungsrechtliche Maßnahmen ergreifen, so Kaub: „Aktuell sind aber keine Fälle bekannt.“ Das Hagener Gesundheitsamt sei durchaus in der Lage, die Infektionswege allein nachzuhalten und habe daher auch nicht – wie andere Städte – Unterstützung vom RKI durch sogenannte Scouts beantragt.
Gefährdung für Bevölkerung weiterhin hoch
Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch das Corona-Virus weiterhin als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch.
Ausschlaggebend für Maßnahmen ist die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Spätestens bei mehr als 50 Neuinfektionen soll ein regionaler Lockdown in Betracht gezogen werden.
Das RKI betont indes, eine weitere Verschärfung der Situation müsse unbedingt vermieden werden. Das gelinge nur, wenn die gesamte Bevölkerung Abstands- und Hygieneregeln konsequent einhalte, Innenräume lüfte und, wo geboten, Masken trage.