Hagen. Obwohl die Bundespolizisten am Hauptbahnhof Hagen seit langem unwürdige Zustände beklagen, tut sich nichts. Jetzt kommt ein Rattenproblem hinzu.
Marode Fenster, ein undichtes Dach, Feuchtigkeit in den Amtsstuben und jetzt auch noch Ratten im Umkleideraum – die Zustände in der Wache der Hagener Bundespolizei werden immer schlimmer. „Es ist eine Katastrophe“, fasst Andreas Naschke von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Situation zusammen.
V or fünf Monaten hat unsere Zeitung erstmals über die unwürdige Unterbringung der 19 Polizisten, die am und rund um den Hagener Hauptbahnhof ihren Dienst versehen, berichtet. Die Bahnhofswache in Hagen sei die schlimmste in ganz Nordrhein-Westfalen, hatte die Gewerkschaft seinerzeit geklagt. Die fortwährende Feuchtigkeit, verursacht unter anderem durch Wasser, das im Bereich des Daches in das Gebäude eindringt, bedrohe die Gesundheit der Beamten. „Letztlich gehen ja auch Computer und Server kaputt, wenn sie immer wieder Feuchtigkeit ausgesetzt sind“, so Naschke.
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Doch weder die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Immobilie am Hauptbahnhof noch die Bundesregierung als Dienstherr der Bundespolizei haben seitdem etwas unternommen, um die Arbeitsbedingungen der Polizisten, die sich täglich mit Drogendealern, Dieben und Trinkern auseinandersetzen müssen, zu verbessern. Im Gegenteil: In letzter Zeit wurden des Öfteren Ratten am Treppenaufgang zu den Umkleideräumen gesichtet, ein paarmal, wenn die Tür nicht verschlossen war, sind die Nager auch schon in das Gebäude vorgedrungen. „Den Ungezieferbefall nimmt die Bundesregierung gar nicht zur Kenntnis“, zeigt sich die Hagener Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr (FDP) entgeistert von der Ignoranz des verantwortlichen Bundesinnenministeriums in Berlin.
Kleine Anfrage an Bundesregierung
Die Politikerin aus Hagen hat die Vorwürfe der Polizeigewerkschaft in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung aufgegriffen und Abhilfe gefordert. Die Antwort sei erschreckend, so Helling-Plahr: „Die Bundesregierung hat offensichtlich gar keine umfassende Kenntnis, wie fatal der Zustand der Bundespolizeiwache Hagen ist.“ Seit März seien nur minimale Innenputz- und Malerarbeiten vorgenommen worden, um Feuchtigkeitsschäden zu beheben. Tatsächlich hatte die Deutsche Bahn einen Bautrockner aufgestellt, um der Feuchtigkeit Herr zu werden.
Immerhin habe das Innenministerium ihr zugesichert, dass sich hinsichtlich der unsäglichen Situation der Sanitärräume (es gibt nur einen Umkleideraum für Männer und Frauen und auch nur eine einzige Dusche, die sich alle teilen müssen) etwas tun werde, so Helling-Plahr: „Es ist eine räumliche Erweiterung geplant, die kurzfristig umgesetzt werden soll. So gut das klingt, einen konkreten Zeitplan bleibt uns die Bundesregierung aber schuldig.“
Bahn ist Eigentümerin der Liegenschaft
Ansonsten schiebt die Bundesregierung den Schwarzen Peter der Deutschen Bahn als Liegenschaftseigentümer zu. Tatsächlich teilt das Innenministerium im besten Bürokratendeutsch mit: „Die der Bundespolizei zur Nutzung überlassenen Räumlichkeiten des Bundespolizeireviers Hagen weisen einen Instandhaltungsrückstand auf. Mängel und Schäden werden regelmäßig und zeitnah durch die Bundespolizei als Nutzer an die DB Station&Service AG (DB S&S) als für die Nutzungsüberlassung zuständiges Unternehmen gemeldet.“
Wenngleich der Deutschen Bahn, die auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellungnahme abgeben wollte, die tatsächliche Verantwortlichkeit für die Instandhaltung der Liegenschaften zukomme, sollte es doch im Interesse der Bundesregierung und der Leitungsebene der Bundespolizei sein, dass die Polizisten angemessen untergebracht seien, so Katrin Helling-Plahr: „Die Bundesregierung darf sich hier nicht wegducken.“
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Möglicherweise spielt die Regierung auf Zeit, denn nach Informationen unserer Zeitung ist ein Umzug der Polizeiwache unumgänglich, da die Zahl der am Hagener Hauptbahnhof tätigen Beamten auf über 40 mehr als verdoppelt werden soll. Bis dahin müssen die Bundespolizisten in Hagen wohl weiterhin mit bröckelndem Putz und Ratten leben.